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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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von Anspannung geprägten Gespräche zwischen den Parlamentariern und ihren Mitarbeitern verebbten nahezu unverzüglich. Beunruhigung durchschwang das Schweigen.
    »Sie alle wissen, warum die Sitzung stattfindet.« Lens Stimme klang, als wäre er bis an den Rand der Erschöpfung ermüdet; als hemmten ihn Zögerlichkeit und Deprimiertheit. Seine Haltung hinter dem Pult wirkte sonderbar hinfällig. Weder Persönlichkeit noch Erfahrungsschatz prädestinierten ihn dafür, in Kriegszeiten die Leitung des Regierungskonzils auszuüben. »Sie haben sich anhand der Nachrichtenübermittlung aus dem VMKP-HQ über die Situation in Kenntnis gesetzt. Falls Sie allerdings deswegen so tief besorgt wie ich sind« – er seufzte –, »ist es möglich, daß auch Sie die Umstände dieser Krise als etwas verwirrend empfinden. Um die Sitzung in Gang zu bringen, möchte ich daher VMKP-RÖA-Direktorin Koina Hannish bitten, uns die aktuelle Lage zu erläutern. Vielleicht hat Sie Informationen, die uns nicht vorliegen.“
    Er wandte sich an Koina und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, sie sollte zu ihm aufs Podium kommen.
    Koina stand auf, um die Gesichter in ihrer Umgebung besser sehen zu können; aber ihren Platz verließ sie nicht; sie vergeudete keine Zeit mit der verführerischen Gelegenheit, auf Abstand von Cleatus Fane zu gehen.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, daß Abrim Len ihr sofort das Wort erteilte. Doch sie fühlte sich seinem unerwarteten Ansinnen gewachsen; wenigstens dieser Anforderung.
    »Vielen Dank, Vorsitzender Len. Vorerst kann ich nichts erzählen, das Sie alle nicht schon wüßten. Aber im Interesse allgemeiner Klarheit fasse ich die Situation für Sie gerne zusammen. Aufgrund des Eindringens eines Amnion-Kriegsschiffs in den unmittelbaren Umraum der Erde hat Polizeipräsident Warden Dios unter Berufung auf die Kriegsrechtsklausel der VMKP-Statuts den Oberbefehl der astromilitärischen Streitkräfte übernommen. Das Alien-Raumschiff ist eine sogenannte Defensiv-Einheit der BehemothKlasse namens Stiller Horizont. Wie Sie erfahren haben, ist es jedem unserer Raumer an Energieleistung und Feuerkraft überlegen.
    Lediglich das kürzlich aus der Werft gekommene Schlachtschiff Streithammer kann sich ungefähr mit ihm messen. Allerdings kommt der Tatsache maßgebliche Bedeutung zu, daß die Stiller Horizont mit einem Superlicht-Protonengeschütz bewaffnet ist. Dieses Geschütz ist auf Suka Batur gerichtet – auf uns. Polizeipräsident Dios hat unsere Einheiten einen Kordon um die Stiller Horizont bilden lassen. Unsere Streitmacht ist inzwischen stark genug, um in dem Fall, daß der Amnioni das Feuer eröffnet, seinen Untergang zu garantieren. In Kürze ist sie so stark, daß sie beim eventuellen Ausbruch eines Gefechts unsere Schäden und Verluste erheblich begrenzen kann.« »Was heißt das, Direktorin Hannish?« fiel Sen Abdullah ihr auf flegelhafte Weise ins Wort. Anscheinend war er darauf aus, die Diskussion an sich zu reißen; doch ein unangenehmes Quengeln war in seiner Stimme, so daß er sich nur wie ein Trotzköpfchen anhörte.
    »Die Streithammer ist in zwölf Stunden in Schußweite«, gab Koina festen Tons Auskunft. »Dann verfügt unser Kordon über ausreichende Feuerkraft, um außer Suka Bator und dem VMKP-HQ alles zu schützen. Im Gegensatz zu Materiekanonen wird die Effektivität eines Superlicht-Protonengeschützes durch eine Atmosphäre nicht geschwächt oder vermindert.« Sie erlaubte sich die Andeutung eines Achselzuckens. Die irdische Lufthülle machte den einzigen Schutz der Insel aus. »Die Stiller Horizont kann Suka Bator direkt und in schneller Folge beschießen. Um das Regierungskonzil zu retten, kann die sogenannte Defensiveinheit schlichtweg nicht rasch genug vernichtet werden. Aus diesem Grund« –sie sprach weiter, als böte sie der Versammlung Anlaß zum Hoffen – »und weil uns unbekannt ist, ob der Amnioni noch zwölf Stunden lang untätig bleibt, hat sich Polizeipräsident Warden Dios an Bord der Stiller Horizont begeben, wo er versuchen will, durch Verhandlungen unser Überleben zu erwirken.« Augenblicklich erschollen aus den dichten Reihen der gespannten Versammlung Fragen.
    »Was verspricht er sich davon?« »Mit welchem Trumpf geht er in die Verhandlungen?“
    »Warum hat das Amnion-Kriegsschiff noch nicht das Feuer eröffnet?“
    Die Konzilsmitglieder waren zu verstört, um Abrim Len erst ums Wort zu bitten; und ihm fehlte es anscheinend an Willenskraft, um Ordnung zu

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