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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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hätte sie sich nicht in Nick Succorso vergafft.
    Trotzdem hegte Angus deswegen gegen sie keinen Groll.
    Lieber wäre er außer sich vor Wut gewesen. In zorniger Gemütsverfassung wäre ihm vielleicht eine Lösung eingefallen.
    Nachdem er lange Zeit die Bildschirme angeglotzt hatte, betätigte er die Zweitkontrolle zu Morns Z-Implantat, gab ihr die Gewalt über ihren Körper zurück.
    Er bemühte sich trotz allem, ärgerlich zu sein, würdigte sie zunächst keines Blicks. Statt dessen widmete er die Gedanken seines benommenen, gekränkten Gemüts der Frage, an was sie sich erinnern mochte, wieviel sie über das Geschehene wußte. Sie hatte sich, als er das Z-Implantat zuletzt aktivierte, im Bann der vom HyperspatiumSyndrom ausgelösten Wahnvorstellungen befunden, die Stimme ›des Universums‹ gehört, die ihr Selbstzerstörung einflüsterte. Hatte sie die ganze Zeit hindurch in der dem Wahnsinn ähnlichen Verklärtheit des HyperspatiumSyndroms gedöst? Litt sie immer noch daran? Oder hatte sie die Fähigkeit gehabt, zu sehen, wahrzunehmen, zu verstehen?
    Sie stemmte sich in den Sessel, reckte die Muskeln, besah sich ihre Konsole und die Anzeigen. Wider Willen wandte Angus den Kopf und beobachtete sie. Ihre bleichen Gesichtszüge zeigten Konzentration.
    Nach und nach schlich sich ein Ausdruck des Grauens in ihre Miene – eines Schreckens, den Angus bei ihr schon kannte.
    »Habe ich das getan?« erkundigte sie sich in einem Flüsterton krassesten, schonungslosen Entsetzens.
    Er hätte sie, überlegte Angus, in dem Glauben lassen sollen, es wäre so. Das hätte ihr ärger als alle Gewalttätigkeit zugesetzt. Natürlich fürchtete sie sich wegen ihrer Wehrlosigkeit in erster Linie vor ihm, dem sie bis ins Mark Abscheu entgegenbrachte; aber in solchem Maße Furcht, ja Grausen vor sich selbst haben zu müssen, hilflos gegen die eigene Destruktivität zu sein – das wäre viel schlimmer. Es wäre so gräßlich wie das, was er ihr bis zu dem Moment zugedacht gehabt hatte, in dem sie und Nick sich das erste Mal sahen; nämlich so scheußlich, wie ihr die Einsicht gewesen wäre, zu brauchen, was er, Angus, ihr antat, ja es ihr sogar gefiel.
    Sie verdiente es, zu glauben, sie trüge die Verantwortung.
    Doch Angus brachte es nicht übers Herz, sie anzulügen; weshalb nicht, blieb ihm unbegreiflich. Ein Teil seines Hirns feilte noch an der Formulierung, mit der er ihr die Schuld zuschieben könnte, während er schon etwas anderes antwortete. »Succorso hat uns überfallen. Es kam
    gar kein Versorgungsschiff, ‘s war ‘ne Falle. Du siehst selbst, wie stark wir beschädigt sind.« Einige Augenblicke lang blieb sie stumm. Das Ausmaß ihrer Erleichterung machte sie anscheinend zum Denken unfähig. Dann jedoch runzelte sie allmählich die Stirn.
    »Wieso leben wir noch?« fragte sie in neutralem Tonfall.
    Angus hob die Schultern, als wäre er der Wehrlose. »Er hat uns verschont.« Darüber mußte Morn erst einmal für eine Weile nachdenken. Selbst in ihrer gegenwärtigen Verfassung konnte sie ersehen, daß Nick Succorsos Rücksichtnahme keinen Sinn ergab. Nick hatte angegriffen, weil er Angus’ Tod wünschte. Weshalb also hatte er die Strahlende Schönheit nicht vollends zusammengeschossen? Er hatte die Falle gestellt, um Morn Hyland zu retten. Warum hatte er es nicht getan?
    Wieso hatte er ihren Tod riskiert?
    Etwas jedoch durchschaute sie sehr wohl. Angus verstand ihr Mienenspiel längst deutlich genug, um es zu merken, wenn sie irgendwelche Rückschlüsse zog.
    Umständlich räusperte sich Morn. »Er hat Sie besiegt«, sagte sie.
    O ja: Das hatte er.
    »Sie sind geschlagen worden.“
    Ja.
    »Es wird ‘n Glücksfall sein, wenn’s Ihnen gelingt, diese alte Büchse zur Station zurückzuschippern.“
    Ihre Wortwahl legte Heftigkeit nahe, beinahe Rachsucht; sie hätte Schadenfreude empfinden können. Aber so klang ihre Stimme wiederum nicht. Sie sprach in zu ausdruckslosem Ton, zu beherrscht.
    Ein wenig hörte er sich, falls überhaupt nach irgend etwas, sogar nach Kummer an, als wäre auch sie durch das Vorgefallene auf irgendeine Weise in die Niederlage einbezogen worden.
    »Jetzt bist du stolz auf ihn, was?« brummte Angus, indem er
    wenigstens böse zu sein versuchte. »Du meinst, dieser Arsch war ‘ne
    Art von Held. Weil er mich geschlagen hat. Du zählst schon die Minuten, die’s noch dauert, bis du...« Er fand keinen drastischeren Ausdruck. »Bis du endlich mit ihm ficken kannst.“
    Unversehens leckte Morn sich

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