Shane Schofield 02 - Die Offensive
Einführung
Von: Katz, Caleb
Festrede zum Gedenken an C. B. Powell:
»Das Präsidentenamt«
(Rede vor der School of Politics, Harvard University, 26. Februar 1999)
»Keine Institution auf der Welt gleicht dem Präsidentenamt der Vereinigten Staaten.
Die Person, die dieses Amt innehat, ist gleichzeitig der Führer der Nation mit der viertgrößten Bevölkerung, der Befehlshaber der bewaffneten Streitkräfte und der oberste Manager dessen, was Harry Truman als ›größtes florierendes Unternehmen der Welt‹ bezeichnet hat.
Die Verwendung des Begriffs ›Manager‹ legt Vergleiche mit Firmenstrukturen nahe, die in gewisser Weise zutreffen – aber welcher andere Konzernleiter verfügt schon über ein Budget von 2 Billionen Dollar, ist berechtigt, die 82. Luftlandedivision einzusetzen, und schleppt Akten mit sich herum, die es ihm gestatten, gegen seine Konkurrenten gewaltige thermonukleare Kräfte zu entfesseln?
Vergleicht man die heutigen politischen Systeme, so nimmt der amerikanische Präsident eine einzigartige Stellung ein – und zwar aus dem einfachen Grund, weil er das Amt des Regierungschefs und das des Staatsoberhaupts in sich vereint.
Die meisten Nationen trennen diese beiden Ämter. In Großbritannien beispielsweise ist die Königin das Staatsoberhaupt, der Premierminister ist der Regierungschef. Diese Ämtertrennung resultiert aus einer von Tyrannen geprägten Geschichte, in deren Verlauf Könige zwar die Krone trugen, aber häufig mit launischem Eigensinn regierten.
In den Vereinigten Staaten aber ist der Mann, der das Land führt, zugleich auch das Symbol des Landes. Mit seinen Worten und Taten dient der Präsident als Maßstab für den Ruhm der Nation. Seine Stärke ist gleichbedeutend mit der Stärke des Volkes.
Man denke nur an John F. Kennedy, der 1962 den Nervenkrieg um Kuba gewinnt.
An Harry Trumans Entscheidung, 1945 auf Japan die Atombombe abzuwerfen.
Oder an Ronald Reagans zuversichtliches Lächeln.
Die Stärke des Präsidenten ist gleichbedeutend mit der Stärke des Volkes.
Dieses Arrangement birgt jedoch Gefahren. Denn wenn der Präsident Amerika verkörpert, was geschieht dann, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert?
Die Ermordung John F. Kennedys.
Richard Nixons Rücktritt.
Die Erniedrigung, die William Jefferson Clinton zuteil wurde.
Als Kennedy starb, starb auch Amerikas Unschuld. Nixons Rücktritt versetzte Amerikas Optimismus einen herben Rückschlag. Und die Erniedrigung Clintons bedeutete die globale Erniedrigung Amerikas: Bei Friedensgipfeln und Pressekonferenzen in der ganzen Welt galt die erste Frage unweigerlich seinen Sexspielchen in dem ans Oval Office angrenzenden Arbeitszimmer.
Im Tod sowie in Zeiten der Erniedrigung, in Momenten der Entschlussfestigkeit oder des mutigen Handelns hat der Präsident der Vereinigten Staaten eine schier übermenschliche Statur. Er ist eine Institution – das leibhaftige Symbol einer Nation. Auf seinen Schultern ruhen die Hoffnungen und Träume von 276 Millionen Menschen …«
Von: Farmer, J. T.
»Zufall oder geplanter Mord?
Der Tod des Senators Jeremiah Woolf«
(Umlauf: 152 Exemplare)
(Delva Press, Ausgabe vom April 2001)
»… Gefunden wurde der Senator im Wald nahe seiner in den Kuskokwim Mountains in Alaska gelegenen abgeschiedenen Jagdhütte.
Um genau zu sein, war Jerry Woolf zum Zeitpunkt seines Todes gar nicht mehr Senator, da er sich zehn Monate zuvor zur allgemeinen Überraschung aus dem Kongress zurückgezogen hatte. Für seinen Rücktritt hatte er familiäre Gründe geltend gemacht.
Als man ihn fand, lebte er noch – was in Anbetracht der HV-Jagdkugel in seiner Brust beachtlich war. Woolf wurde unverzüglich mit dem Hubschrauber ins hundertfünfzig Meilen entfernte Blaine County Hospital gebracht, wo die Notärzte sich vergeblich bemühten, die Blutung zu stillen.
Die Verletzung war jedoch zu schwer. Eine Dreiviertelstunde nach der Notoperation verstarb Senator Jeremiah K. Woolf.
Das klingt eigentlich nicht weiter verdächtig, nicht wahr? Ein tragischer Jagdunfall, einer von vielen, die sich in diesem Land alljährlich ereignen.
Das wollte die Regierung uns glauben machen.
Eines ist jedoch seltsam: Aus den Unterlagen des Blaine County Hospital geht hervor, dass am 6. Februar 2001 um 16.35 Uhr ein Patient namens Jeremiah K. Woolf für tot erklärt wurde.
Dies ist die einzige Akte zu diesem Vorfall, die frei zugänglich ist. Die übrigen Unterlagen zu Woolfs Behandlung wurden vom
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