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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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riskieren, die Treppe hinunterzurennen, um nach draußen zu gelangen. Das käme Selbstmord gleich. Nun, da sich mir die Gelegenheit geboten hatte, wollte ich unbedingt leben, um mit anzusehen, wie dieses Höllenloch in sich zusammenstürzte. So sehr ich nach draußen wollte, ich musste innehalten und nachdenken. An der vorderen Treppe wäre es vermutlich genauso ungünstig, vielleicht sogar noch schlimmer. Drake hatte seine Männer zweifellos gut ausgebildet, und ich war sicher, sie würden in jedem Treppenhaus jemanden an den Ausgängen postiert haben. Es musste einen anderen – einen sichereren, unbewachten – Weg nach draußen geben.
    Mein Verstand zog eine Niete. Mir fiel rein gar nichts ein, was ich versuchen konnte, und ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, ins Turmzimmer zurückzukehren, um die Sache zusammen mit Andrew zu Ende zu bringen. Ich konnte entweder das tun, oder blindlings die Hintertreppe hinunterstürmen und auf das Beste hoffen. Zwar hatte ich für den Notfall Drakes Pistole, allerdings konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie ich à la Lone Ranger mit feuernder Knarre in eine Schar von Sicherheitsleuten hineinstürmte, ohne mich um die Konsequenzen zu scheren. War einfach nicht mein Stil.
    Ich humpelte zurück durch den Korridor, und mein Herz setzte beinah aus, als ich direkt hinter der Ecke Gebrüll hörte. Ich erstarrte, nahm eine, wie ich fand, recht respektable Polizeischützenhaltung ein und wartete. Zehn nervenzermürbende Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah. Ich senkte die Waffe, spähte um die Ecke und fand den Flur verwaist vor. Ich begann, mich zu entspannten, als ich die Stimme erneut vernahm, diesmal aus dem Zimmer zu meiner Rechten.
    Der Bluterraum.
    Ich näherte mich der Tür und bemerkte, dass sie halb offen stand. Ich versuchte, mich zu erinnern, ob ich sie so zurückgelassen hatte, als ich herauskam, doch es fiel mir nicht mehr ein. Mit wild in der Brust polterndem Herzen stieß ich die Tür auf und war bereit, alles zu erschießen, was sich bewegte.
    Der Raum war verwaist. Nun ja, zumindest befanden sich keine lebendigen, atmenden Menschen darin, die mich töten wollten. Dr. Marshalls Blutbank präsentierte sich genau so, wie ich sie verlassen hatte – als klebriges, rotes Chaos, in dem es nach Blut stank. Die Geisterstimme ertönte erneut, aber diesmal erkannte ich, woher sie stammte und was vor sich ging.
    Drakes Walkie-Talkie.
    Die Stimmen, die ich immerzu hörte, waren die anderen Sicherheitsleute, die nach Drake brüllten und sich untereinander per Funk verständigten. Ich fühlte mich wie ein Volltrottel, weil ich deshalb kostbare Minuten vergeudet hatte und beinah an einem Herzinfarkt gestorben wäre, aber es war nicht völlig umsonst gewesen. Wenn ich mir Drakes Funkgerät griffe und es mitnähme, hätte ich eine bessere Vorstellung davon, wo sich die Wachleute aufhielten und wo sie als Nächstes suchen würden. Wissen dieser Art konnte dazu dienen, mich vielleicht lebend hier rauszuschaffen, also ging ich hinein und zog das Walkie-Talkie aus der Ledertasche an Drakes Gürtel.
    Vielleicht kann ich etwas über Funk durchsagen und die Wachen auf eine sinnlose Suche zur Vorderseite des Gebäudes schicken. Dann könnte ich ...
    Etwas erregte meine Aufmerksamkeit und ließ mich mitten im Gedanken erstarren. Die Vorhänge im Raum waren an diesem Tag aufgezogen. Draußen sah ich jenseits des grasbewachsenen Felds in der Ferne den Wald. Allerdings schaute ich gar nicht so weit. Was mir eigentlich ins Auge sprang, war die Masse der grünen Efeublätter, die sich unmittelbar links des Fensters abzeichnete.
    Das Metallspalier!
    Dasselbe efeuüberwucherte Spalier, das ich vor so langer Zeit benutzt hatte, um aus meinem bewachten Zimmer hier herauf in den dritten Stock zu klettern, damals, als ich gerade erst anfing, mir die Wahrheit über Dr. Marshall und seine kleine Burg des Grauens zusammenzureimen. Das Spalier verlief seitlich des Fensters bis zur Oberkante des Gebäudes hinauf und, was wichtiger war, bis hinunter zum Boden. Ich konnte das Fenster öffnen, das Spalier hinunterklettern und zum Wald rennen. Nach dem Geplapper, das über Drakes Funkgerät drang, waren die Wachleute damit beschäftigt, den zweiten Stock zu durchsuchen, und ich bezweifelte, dass jemand das Gelände draußen beobachten würde. Sicher, es könnte jemand aus einem Fenster sehen und mich erblicken, aber dann wäre ich zumindest draußen und hätte eine Chance. Es erschien mir die

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