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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatte.«
    Sie hatte das Gefühl, ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie spürte, dass das Kind in ihrem Leib zuckte, und legte beruhigend eine Hand auf ihren Bauch.
    Â»Sie haben Gosse ins Cottage geschickt?«
    Â»Ja.« Er lächelte trübe. »Wir fürchten immer das am meisten, was wir in uns eingeschlossen haben, nicht wahr? Und das war das, was ich am meisten fürchtete: dass er Alison – und Rowena – von meinem Sohn erzählen würde. Das, dachte ich, hätte er mit seiner Drohung gemeint. Später habe ich mich gefragt, ob mein Verdacht richtig war. Aber da war es zu spät.«
    Â»Dr. Redmond hat also von dem Kind gewusst.«
    Â»Ja, er war einer der wenigen, die ich eingeweiht hatte. Wir waren uns kurz nach meiner Rückkehr nach England begegnet, nach dem Tod meiner Frau. Ich musste mit jemandem reden, und da habe ich mich ihm anvertraut. Er war ein guter Zuhörer. Ich fürchte, ich habe manchmal zu viel getrunken und ihn mit meinen Geschichten gelangweilt – nein, das stimmt nicht. Man konnte ihn nicht langweilen. Er hat entweder zugehört, oder er ist einfach gegangen.« Ein Lächeln huschte über seine Züge. »Manchmal, wenn irgendein hohes Tier nach Gildersleve kam, dem ich Geld herauskitzeln wollte, ist Redmond mitten im Gespräch gegangen. Anfangs habe ich darüber gelacht, aber mit der Zeit ist es mir ziemlich auf die Nerven gegangen. Ich habe nicht verstanden, warum er nicht fähig war, einfach ein bisschen zu schauspielern, wie andere Leute auch.« Pharoah zuckte mit den Schultern. »Wie dem auch sei, ich musste damals wahrscheinlich die ganze Geschichte einfach loswerden, indem ich ständig darüber redete. Die meisten Menschen hören einem vielleicht ein-, zweimal zu, dann merkt man, wie sie ungeduldig werden. Bryan wurde nie ungeduldig. Ich glaube, seine ganz besondere Art hat es ihm ermöglicht, zuzuhören, ohne selbst gehört werden zu wollen. Er hatte nie das Bedürfnis, dass man ihm zuhörte. Normalerweise muss man ja auch dem anderen einmal Gelegenheit geben, sich zu äußern, nicht wahr? Bei Bryan war das nie so. Er hat nicht gern geredet. Aber das wissen Sie ja.«
    Der Regen draußen wurde stärker, peitschte jetzt quer über die Fensterscheibe. »Mein Fehler war es, ihm zu schreiben«, fuhr Pharoah fort. »Ich habe ihm in diesen Briefen mein Herz ausgeschüttet. Über Rosanne, das Kind, über die Krankheit, die ich für erblich hielt, und die Gesetze, denen sie meiner Ansicht nach folgte. Es stand alles darin, schwarz auf weiß. Ich wusste, dass er die Briefe aufgehoben hatte. Er hat nie etwas weggeworfen.«
    Â»Und davor hatten Sie Angst?«
    Â»Ja.« Seine dunklen Augen brannten. »Ich hatte Angst um meine Tochter. Ich wollte nicht, dass ihr das aufgebürdet wird.«
    Ellen fragte sich, ob er wirklich nur um Rowena Angst gehabt hatte. Ob er nicht so stolz auf seine Unangreifbarkeit, seine glänzende Gesundheit, seinen gesunden Verstand und sein untadeliges Aussehen gewesen war, dass ihm der Gedanke, die Öffentlichkeit könnte von seinem Makel erfahren, unerträglich gewesen war.
    Â»Und da haben Sie Gosse ins Cottage geschickt«, sagte sie, »um die Briefe zu holen. Was ist dann passiert? Hat es eine tätliche Auseinandersetzung gegeben? Hat Gosse ihn in seinem Jähzorn die Treppe hinuntergestoßen?«
    Â»Sie haben wirklich eine blühende Phantasie. Nein, so war es nicht.« Pharoah seufzte kurz auf. »Gosse hat das Schlafzimmer durchsucht, als Redmond nach Hause kam. Wenn er den verdammten Hund nicht mitgenommen hätte, wäre nichts passiert. Er hätte sich oben versteckt, bis Redmond in den Garten oder in den Wald hinausgegangen wäre, und wäre dann mit den Briefen nach Gildersleve zurückgekehrt. Aber der Hund ist irgendwie aus dem Zimmer geschlüpft. Redmond muss sich erschreckt haben. Er hatte Angst vor Hunden. Vielleicht dachte er, das Vieh würde auf ihn losgehen. In seiner Eile, sich in Sicherheit zu bringen, ist er auf dem Teppich ausgerutscht und die Treppe hinuntergestürzt.« Er sah sie an. »Es war schrecklich, dass das passieren musste«, sagte er leise. »Aber es war ein Unglücksfall.«
    Â»Warum haben Sie das der Polizei nicht gesagt?«
    Â»Was für eine Frage! Es wäre alles herausgekommen – der Grund von Gosses Suche, die Briefe, unser Streit. Es hätte in

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