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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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häßliche Überraschungen gestoßen?“
    Der klotzige Mann hatte seine Wut gezügelt. In seiner Stimme lag nun ein Ton, der an die Ruhe der Berge von Idaho erinnerte, aus denen er stammte. „Stimmt“, gab er zu. „So etwas wie zu viele Informationen gibt es gar nicht, wenn man von der Erde fort ist; oder ausreichend viele Informationen, wie in diesem Fall.“ Er machte eine Pause. „Und trotzdem, zu große Vorsicht kann genauso gefährlich sein wie überstürztes Handeln – damit will ich nicht sagen, daß du übervorsichtig bist, Mark“, fügte er rasch hinzu. „Warum? Du und Rachel, ihr beide könntet euch mit einer netten Rente ein hübsches Leben machen …“
    Danzig machte nun ebenfalls einen gelösteren Eindruck und lächelte. „Auch wenn es etwas übertrieben klingt – dies hier ist für mich eine Herausforderung. Aber was soll’s, wir wollen wieder nach Hause zurück, wenn wir hier fertig sind. Wir könnten gerade rechtzeitig zur Bar-Mitzwa ( Anmerkung d. Übers.: Jüdisches Fest, etwa mit der christlichen Konfirmation oder Kommunion vergleichbar.) eines oder zweier Großenkel zurück sein. Dafür lohnt es sich, am Leben zu bleiben.“
    „Was ich sagen wollte“, griff Scobie wieder auf, „ist, wenn man sich ins Bockshorn jagen läßt, steckt man hinterher in einer größeren Klemme als … oh, nichts für ungut. Du hast wahrscheinlich recht, und wir hätten nicht mit unserer Phantasiererei anfangen sollen. Das Stück hat uns vollkommen abgelenkt. Es wird nicht wieder vorkommen.“
    Aber als Scobie seine Augen wieder auf den Gletscher lenkte, lag in ihnen nicht der nüchterne Ausdruck eines Wissenschaftlers. Das gleiche konnte man von Brobergs oder Garcilasos Gesichtsausdruck sagen. Danzig schlug seine Faust in die geöffnete Hand. „Dieses Spiel, dieses verdammte kindische Spiel“, murmelte er, zu leise, um von den anderen verstanden zu werden. „Konnten sie sich nicht etwas Gescheiteres ausdenken?“

 
2
 
    Konnten sie sich nicht etwas Gescheiteres ausdenken? Vielleicht tatsächlich nicht.
    Wenn wir die Frage beantworten wollen, müssen wir uns zunächst ein paar geschichtliche Tatsachen in Erinnerung rufen. Als die frühe Raumfahrt die Hoffnung schürte, die Zivilisation und die Erde vor dem Ruin zu retten, wurde ein größeres Wissen über die Schwesterplaneten vor einer Besiedlung zur baren Notwendigkeit. Man begann die Forschungen beim Mars, dem am wenigsten lebensfeindlichen Planeten. Kein Gesetz verbot es, ein kleines bemanntes Raumschiff dorthin zu schicken. Dagegen sprach allein die Unzweckmäßigkeit, soviel an Treibstoff, Zeit und Anstrengung aufzubringen, wie sie erforderlich waren, um drei oder vier Personen eine kurze Reise zu ermöglichen.
    Die Konstruktion des J. Peter Vajk nahm zwar viel Zeit und hohe Kosten in Anspruch, zahlte sich aber dadurch aus, daß buchstäblich eine ganze Kolonie ihre gigantischen Sonnenwindsegel ausbreitete und eintausend Menschen in einem halben Jahr bei angemessenem Komfort zu ihrem Ziel brachte. Der Gewinn aus diesem Projekt stieg ins Unermeßliche, als die Expedition von einer Umlaufbahn aus die wertvollen Mineralien des Phobos, die sie selbst nicht für ihre Zwecke verwenden konnte, zur Erde schickte. Ihr Zweck war natürlich die gründliche Erkundung des Mars. Dazu gehörten die Landungen von Hilfsraumschiffen sowie längere Aufenthalte und die Erkundung der gesamten Oberfläche.
    So weit, so gut. Man braucht nicht die weiteren Erfolge dieses Konzeptes bei der Erforschung des inneren Sonnensystems bis zum Jupiter aufzuzählen. Die Tragödie der Vladimir wurde der Grund dafür, es noch einmal mit dem Merkur zu versuchen. Daraufhin wurde auch in einer politisch ungeschickten Entscheidung das Chronos Projekt unter Leitung des Britisch-Amerikanischen Konsortiums durchgesetzt.
    Sie gaben dem Raumschiff einen treffenderen Namen, als sie ahnten. Die Segelzeit zum Saturn betrug acht Jahre.
    Nicht nur die Wissenschaftler mußten gesund und intelligent sein, sondern auch die gesamte Besatzung, Techniker, Mediziner, Polizeibeamte, Buchhalter, Unterhaltungskünstler – jeder einzelne aus dieser Gemeinschaft. Jeder mußte, um im Notfall einspringen zu können, auf mehr als eine Fähigkeit spezialisiert sein und diese in regelmäßigen, ermüdenden Übungen auffrischen. Das Leben verlief in eingeschränkten und ernsten Bahnen. Die Verbindung mit der Heimat war bald nur noch ein wellentechnischer Vorgang. Alles in allem lebten diese Weltenbürger in

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