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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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wollte Rosie wissen.
    „Welch eine Frage!“ entfuhr es mir. „Sie würden zu Tode gequetscht! Und dann würden Sie die Gravitationswellen in die Mache nehmen. Und falls Sie durch einen außergewöhnlichen Zufall alles überlebten, wo, glauben Sie, daß Sie landen würden? Selbst wenn sich Ihre Raumblase je wieder mit dem normalen Raum vereinen würde – wie groß sind Ihrer Meinung nach die Chancen, daß Sie auf der Oberfläche eines erdähnlichen Planeten landen würden?“
    „Vielleicht würde man in eine andere Art von Raum befördert“, warf Rosie schüchtern ein. „Wo man keine Planeten braucht .“
    „Rosie hat immer den Verstand einer Sekretärin“, sagte Harry verletzend. „Was meinst du, soll ich das eingeben?“ Er hob einen leeren Pappkarton vom Boden auf.
    „Fein“, sagte ich. „Aber versuchen wir es auch mit etwas Massivem. Einem Sandsack.“
    Harry stellte den Pappkarton oben auf die kleine Rutsche und ließ ihn los. Das Feld der Kugel beschleunigte die Schachtel die Rutsche hinunter, und sie schoß durch die Öffnung, wobei sie unterwegs durch die Gezeitenkräfte etwas zerdrückt wurde.
    Einmal drinnen, schoß sie eine Minute lang herum, bevor sie am Boden liegenblieb. Durch das Herumgestoßen werden hatte sie ihre frühere Gestalt wieder zurückgewonnen. Wenn man davon absieht, daß die rechten Winkel der Schachtel etwas zu groß waren, sah sie prächtig aus.
    „Warum wird sie drinnen vom Gravitationsfeld nicht zerdrückt?“
    „Alles im Inneren wird in alle Richtungen zugleich gestoßen und gezogen“, sagte Harry. „Das ergibt überhaupt nichts. Natürlich gibt es da drinnen noch immer eine starke positive Raumkrümmung. Und wenn sich die Stangen zu bewegen anfangen … Aber ich möchte Rosie nicht langweilen.“ Er warf ihr einen bösen Blick zu, aber sie stand bloß da, steif und allein.
    Harry und ich gingen dann nach oben, um einen Sandsack aus dem Strahlenlabor zu holen. Er wog gut fünfzig Kilo, und es bedurfte unser beider Anstrengungen, ihn die Treppe hinunterzuschaffen. Keiner von uns wird eben jünger.
    Als wir unten ankamen, war Rosie nicht mehr da. „Du hättest das über den Verstand einer Sekretärin nicht sagen sollen.“
    Er seufzte. „Ach, sie schwätzt immer von Ländern ihrer Sehnsucht. Wenn ich sie nur dazu bringen könnte, einen Abendschulkurs in Physik zu besuchen. Die reine Wissenschaft bietet genug Wunderbares, daß man nicht auf diesen Käse angewiesen ist. Und sie hört noch immer nicht auf mit dieser Urlaubsreise.“
    Wir stürzten den Sandsack auf die Rutsche, er glitt hinunter und kam neben dem Pappkarton zu liegen. Dann warf Harry einen mützenähnlichen Titaniplastdeckel über die Öffnung. Das Gravitationsfeld preßte ihn fest. Wir traten zurück, und er betätigte den Schalthebel.
    Die ungeheuer schwere Kugel polterte die Steigung hinunter, passierte den tiefsten Punkt und lief die andere Wand hinauf. Dann kehrte sie zurück. Ich dachte an eine hin und her zuckende Seifenblasenschicht. Ich spürte die Gravitationswellen in der Magengrube.
    „Sie bewegt sich nicht sehr schnell, Harry.“
    „Muß sie auch nicht. Die dodekaedrische Feldkonstellation ist an sich instabil, besonders wenn dieser Raummixer in Betrieb ist. Ich möchte wetten, daß bereits fünf Hyperkugeln abgenabelt worden sind. Hörst du, wie die Luft hereinströmt?“
    In der Tat wurde das Rumpeln auf der Bahn von einem Zischen übertönt. Da in der Neutroniumkugel der Raum weggeblasen wurde, mußten neuer Raum und neue Luft einsickern. Ich fühlte mich tatsächlich wieder zur Kugel hingezogen, aber diesmal über den Raum hinweg.
    Es dauerte etwa zehn Minuten, bis die Schwingungen schwächer wurden und die Kugel aufhörte, hin und her zu rollen. Als wir den Deckel mit einem langen Stock beiseite schoben, war nichts mehr darin.
    „Beim nächsten Mal sollten wir eine Funkbake aussenden“, bemerkte Harry. „Dann hören wir, wenn sie irgendwo in unserem Raum auftaucht.“
    „Morgen“, sagte ich. „Jetzt möchte ich feiern. Was sagst du dazu, wenn ich dich und Rosie zum besten Essen eures Lebens einlade?“
    Rosie war jedoch nirgends zu finden. Tatsächlich zeigte sie sich nie mehr im Büro.
    Wie merkwürdig, so ein Mädchen. Ich habe ihr nie viel Beachtung geschenkt, solange sie für mich arbeitete, jetzt aber … jetzt träume ich jede Nacht von ihr. Und Harry auch.
     
    FARAWAY EYES
    by Rudy Rucker
    Copyright © 1980 by Davis Publications, Inc.
    aus ANALOG, September

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