Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
herein.
Warum ist es hier so dunkel? Wo kommt das Licht her?
Die Dunkelheit verbunden mit der offensichtlichen Enge löste bei Peter sofort einen Panikschub aus. Trotz der Schmerzen versuchte er stöhnend, sich aufzurichten. Erleichtert erkannte er, dass er immerhin nicht mehr gefesselt war. Um sich in dem Halbdunkel zu orientieren, tastete er neben sich herum und stieß an zwei große Plastikflaschen mit Wasser und einen Plastikeimer. Das verstärkte seine Panik nur noch mehr.
Scheiße, wo bin ich???
Peter keuchte jetzt.
Nicht durchdrehen! Atmen! Schau dich um!
Er versuchte, die Angst wegzuatmen, die ihn bereits wie ein böses Tier in den Klauen hielt. Er versuchte, nicht durchzudrehen. Er versuchte, nicht anzuerkennen, was er doch längst wusste.
Dass er in einem Brunnen lag.
Es kann nicht sein. Es kann nicht sein. Es kann nicht sein. Nicht das, bitte nicht.
Keuchend vor Angst und Panik richtete Peter sich auf und sah nach oben. Der Schacht war etwa neun Meter hoch und gerade so breit, dass Peter von der Mitte aus die Wände nicht berühren konnte. Von oben sickerte fahles Tageslicht herab. Ein Brunnen. Die klassische sizilianische Methode, unliebsame Zeugen kaltzustellen. Sie hatten ihm Wasser und einen Eimer für seine Notdurft dazugestellt, was bedeutete, dass man ihn nicht so bald hier rausholen würde.
Peter tastete seine Hosentaschen ab. Alles weg – Geld, Handy, Autoschlüssel, sogar der Gürtel. Von oben hörte er ferne Motorengeräusche. Autotüren, die zugeschlagen wurden. Wagen, die wegfuhren. Rufe. Dann Stille. Plötzlich ein wummerndes Geräusch hoch oben, das die Luft mit schweren Hieben durchteilte. Schließlich sah Peter den Hubschrauber. Für einen Moment stand er über dem Brunnen. Einfach so, wie ein großes neugieriges Insekt. Dann schwenkte er weg und flog davon. Einfach davon. Peter hörte sich schreien. Er schrie um Hilfe, brüllte gegen seine Angst und die Panik an, die mit der Feuchtigkeit und dem fahlen Licht unerbittlich zu ihm herabsickerten. Er schrie um sein Leben. Er schrie, bis ihm die Lungen schmerzten. Er schrie, bis er verstanden hatte, dass ihn hier niemand hören würde, dass er allein war mit sich und der Enge, der Dunkelheit und der Angst. Er schrie, bis ihm vollends klar wurde, dass sie ihn in diesem Brunnen lebendig begraben hatten. Er schrie auch noch weiter, als ihm längst klar wurde, dass er dabei verrückt werden konnte. Egal. Er schrie einfach weiter. Er schrie bis in den Abend. Und als die Nacht kam, schrie er weiter, sobald er wieder konnte. Immer weiter, denn das Schreien war das einzige, was die Angst davon abhielt, ihn vollends aufzufressen und zu verdauen. Aber die Angst war ja schon längst dabei, ihn zu verdauen.
Sie war ja schon längst dabei.
XVI
10. Mai 2011, Santiago de Compostela
D er Mann, der so eilig den Praza do Obradoiro überquerte, hatte keinen Blick für die Schönheit und architektonische Harmonie dieses Platzes und seiner Kathedrale, kunstvoll und leicht dem hellen, galizischen Granit abgetrotzt. Weder beachtete er die Souvenirverkäufer, die ihre Stände nach dem Regen gerade wieder öffneten, noch die verstreuten Studententrios, die in Renaissancetracht anzügliche Studentenlieder für die Touristen und Pilger spielten. Der Mann registrierte auch nicht, dass die Menschen auf dem Platz ihm automatisch auswichen, als spürten sie instinktiv, dass er eine Bugwelle des Todes vor sich herschob. Dichte graue Wolken lasteten dräuend über der Stadt, die als Regenloch verschrien war. Windböen fegten Plastiktüten über den Platz, jagten die Pilgergruppen in die Kathedrale zurück oder in ihre Pensionen.
Nikolas steuerte geradewegs auf das Hostal de los Reyes Católicos zu, ein ehemaliges Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert, gestiftet von Königin Isabella und König Ferdinand von Spanien. Hier hatte Columbus seine Finanzierungszusage für eine ungewisse Expedition in Richtung Westen erhalten. Inzwischen beherbergte das wuchtige Gebäude einen Fünf-Sterne-Parador, das beste Haus am Platz.
Nikolas trug einen schlichten englischen Regenmantel, darunter einen grauen Flanellanzug mit offenem Hemd und dazu englische Markenschuhe. Noch bis vor einer Stunde hatte er einen wasserdichten Overall, Gummistiefel und Handschuhe getragen, um sich nicht mit dem Blut des Kardinals zu beschmutzen. Es war viel Blut im Körper des Kardinals gewesen, nun floss es mit den Abwässern der Stadt Richtung Atlantik. Der entblutete und gehäutete Klumpen
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