Ash
mein Glück kaum fassen.
„ Das Rebellenpack hat Magnatec angegriffen. Steckt Ash dahinter?“ Sie sieht mich forschend an. „Ash und seine Verschwörungstheorien vom Untergang der Welt.“
„ Du weißt davon?“, frage ich. Ich kann es kaum glauben. „Du weißt es und bist trotzdem auf Seths Seite?“
Langsam kommt Luana zu mir und lässt sich dann wie ein Sack Sojamehl neben mich auf das Sofa fallen. Himmel! Habe ich etwa genauso gestunken, als ich mir die Flasche Whiskey reingezogen habe und Ash mich befreit hat? Wenn ja, muss Ash mich wirklich lieben. Luanas Fahne haut mich fast in die nächste Bewusstlosigkeit.
„ Ich habe es geahnt … Ash hat manchmal Andeutungen gemacht … aber mit mir darüber geredet hat er nie. Ich war ja nicht wichtig genug für ihn.“
Vielleicht hat Luana sich damals selbst bei Ash ins Aus geschossen – weil sie ihn erpressen wollte, sich für sie zu entscheiden … weil sie ungeduldig war. Das wäre tragisch, aber ehrlich gesagt, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Denn dann wäre ich heute nicht mit Ash zusammen.
„ Warum bist du nicht auf unserer Seite? Ich verstehe es bei Seth … er will alles unter Kontrolle haben und lässt lieber eine ganze Stadt sterben, als sich geschlagen zu geben. Aber du … du weißt doch, was passiert, wenn die Klimaenergie von Magnatec ausfällt.“
Sie sieht mich an – aus trüben Augen. „Mir liegt nicht viel am Leben … deshalb bin ich nicht auf eurer Seite. Die Wahrheit ist - ich bin zu feige, mir selbst ein Ende zu machen … aber auch zu feige, um weiterleben zu wollen. Die Jahre an Seths Seite … die haben mich alles gekostet … meine ganze Kraft.“
Plötzlich höre ich das Aufzuggitter. Kurz darauf setzt der Lastenaufzug sich in Bewegung. Auch das noch! Was, wenn es Seth ist? Wenn Saron und Leyla Magnatec nicht einnehmen konnten? Wenn Ash … ich weigere mich, den Gedanken zu Ende zu denken.
Luana nimmt mich in den Schwitzkatzen. Sie könnte mir mit einer Bewegung ihres Armes das Genick brechen, doch sie hat etwas anderes vor. „Vielleicht, wenn ich dich Seth ein zweites Mal schenke … vielleicht sieht er mich dann endlich an, wie Ash dich ansieht.“
„ Er ist es nicht wert, Luana ...“, versuche ich sie zu überzeugen. „Stell dich auf unsere Seite. Seth ist es egal, ob du lebst oder stirbst. Ihm ist alles egal - Daytown, die Mutanten, die Menschen. Seth mag nur sich selbst.“
Der Lastenaufzug ist angekommen, das Gitter öffnet sich. Seth kommt heraus, er sieht ziemlich gefrustet aus. Hinter ihm gehen Ash und Alec. Alec hat eine Waffe auf Seths Rücken gerichtet. Das kann nur bedeuten, dass wir tatsächlich gewonnen haben! Ich würde am liebsten vor Freude aufspringen und zu Ash laufen. Doch im nächsten Moment ist mir klar, was ich angerichtet habe. Auch Seth scheint das zu bemerken, als er mich sieht. In seinen Augen glitzert es gefährlich. Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. „Ich hätte es wissen müssen. Auf Lu ist immer noch Verlass.“
Als Ash mich mit Luana auf dem Sofa sitzen sieht, weiten sich seine Augen vor Entsetzen. Auch er hat die Situation erkannt. „Was tust du hier?“
„ Ich wollte Sid holen … ich musste es versuchen … tut mir leid.“
„ Sid ist unten bei Leyla und Saron. Es geht ihm gut. Wir haben Angel und ihn geschnappt, als sie abhauen wollten.“
Mir wird klar, dass alles gut sein könnte, wenn ich bei Meriel im Jeep gewartet hätte. Ich bin so blöd! Aber woher sollte ich das wissen? Ich wollte doch nur meinem Bruder helfen.
Seth kommt auf mich zu und zerrt mich vom Sofa hoch. Sofort hebt Alec die Waffe, doch Ash hält ihn zurück. „Lass es, Alec. Er hat Taya.“
„ Du weißt, worum es geht", flüstert Alec ihm zu.
„ Jaaaaa ...“, fährt Seth ihn grinsend an. „Entscheide dich, Ash … Hast du doch schon einmal gekonnt. Ich verspreche dir auch - wenn ich mit deiner Kleinen fertig bin, kannst du eh nichts mehr mit ihr anfangen.“ Er drückt mir einen groben Kuss auf die Wange. Ich versuche ihn von mir wegzudrücken, doch keine Chance. „Zuerst fick ich dich, dann nehme ich mir dein Hämophol. Ich nehme an, Ash hat dich gut eingeritten. Aber ich fürchte nicht gut genug für mich.“ Er grinst gemein. Ich erinnere mich an die Nacht, als ich Seth mit Luana beobachtet habe. Allein diese Erinnerung löst Panik in mir aus.
Ash würde am liebsten blindlings auf Seth losgehen. Er ist so auf hundertachtzig, dass seine gesamte Iris schwarz ist.
„ Seth?“,
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