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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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keine Vegetation existierte. Was er jetzt sah, waren hochaufgetürmte Erdhügel, tief in den Boden getriebene Bergwerksschächte und unzählige Gebäude aus Bambus und Kiefernholz, in denen große, aus Ziegeln gemauerte Öfen brannten. Dies waren seine (sogenannten) Stahlwerke, Schmieden, Waffenkammern, Laboratorien und Chemiewerke. In einer Entfernung von einer halben Meile lag die schwer befestigte Palisadenwand, hinter der das erste metallene Schiff entstand, das hier vom Stapel laufen würde.
    Zu Sams Linken leuchteten Fackeln auf. Selbst in der Nacht waren seine Leute dabei, dem harten Boden seine kostbaren Schätze zu entreißen.
    Hinter seinem Haus hatte sich einst ein Wald aus tausend Fuß hohen Eisenbäumen, Rotfichten, Krüppelkiefern, Eichen, Eiben und Bambusdickichten befunden. Er hatte das gesamte, dem Gebirge vorgelagerte Hügelgebiet bedeckt: Die Hügel waren zum Großteil noch da, aber abgesehen von den Eisenbäumen, die als einzige den Axthieben der Männer widerstanden hatten, waren sie jetzt kahl. Sie hatten das zähe Gras geschnitten und seine Fasern so lange chemisch behandelt, bis man aus ihnen Seile und Papier machen konnte, obwohl ihre Wurzeln dermaßen ineinander verwebt waren, daß man sie nicht auseinander bekam. Die Arbeit, die man hatte aufwenden müssen, um das Gras zu schneiden, war ungeheuer gewesen, und Unmengen von Material waren dabei verbraucht worden: Man hatte alles getan, um an das im Boden lagernde Metall heranzukommen. Sie hatten einen hohen Preis gezahlt – nicht etwa in Geld, weil es das hier nicht gab –, aber in Schweiß, Feuerstein und abgestumpften Werkzeugen aus Metall.
    War die Umgebung vor den Minenarbeiten noch ein buntes, paradiesisches Fleckchen gewesen, wirkte es nun wie ein Schlachtfeld. Verschwunden waren die farbenprächtigen Blumen, die Ranken, die an den Bäumen wuchsen, und das gesamte Grün. Wenn sie wirklich das Schiff dergestalt bauen wollten, wie sie es vorhatten, mußten sie die Häßlichkeit um sich herum ertragen.
    Der feuchte, unangenehm kalte Wind, der jede Nacht um diese Zeit aus dem Norden kam, ließ Sam frösteln, aber auch die ihn umgebende Einöde hatte ihren Anteil daran, daß er dastand und zitterte. Er liebte nichts mehr als die Schönheit und die Ordnung der Natur, und auch wenn er insgesamt anders über diese Welt in ihrer Gesamtheit dachte, hatte ihm die parkähnliche Gestaltung des Flußtales immer zugesagt. Nun hatte er es wegen eines Traumes unbewohnbar gemacht und würde es noch weiter verwüsten müssen, denn seine Mühlen und Fabriken brauchten immer mehr Brennstoff, um Papier und vor allem Holzkohle herstellen zu können. Alles, was dieser kleine Staat einst besessen hatte, war mittlerweile aufgebraucht, und aus Cernskujo, dem Land, das unmittelbar jenseits der nördlichen Grenze lag, begann man bereits ebenso unwillig wie im südlichen Publiujo mit den Holzvorräten herauszurücken. Wenn es so weiterging, würde ihm entweder nichts anderes übrigbleiben, als mit seinen engsten Nachbarn einen Krieg anzufangen oder sich auf der anderen Seite des Flusses nach neuen Handelspartnern umzusehen. Oder sie zu erobern und ihnen das Holz einfach wegzunehmen. Sam hatte keine Lust, so etwas zu tun; Kriege waren grundsätzlich abscheulich für ihn, allein darüber nachzudenken verursachte ihm psychischen Schmerz.
    Aber wenn er sein Schiff bauen wollte, brauchte er Energie für seine Fabriken.
    Und wenn er Aluminiumgeneratoren und Motoren bauen wollte, benötigte er Bauxit, Kryolith und Platin.
    Eine ergiebige Lagerstätte all dieser drei Elemente lag in Soul City, das von einer Nation bewohnt wurde, deren Gebiet sechsundzwanzig Meilen flußabwärts lag und von Elwood Hacking beherrscht wurde, einem Mann, der die Weißen haßte.
    Bisher war es Sam noch immer gelungen, Bauxit, Kryolith, Zinn und Platin gegen eiserne Waffen einzutauschen, obwohl sein eigenes Land, dem man den Namen Parolando gegeben hatte, sie selbst dringend benötigte. Nachdem Hacking ihnen eine Bedingung nach der anderen auferlegt hatte, verlangte er jetzt noch, daß die Männer von Parolando selbst zu ihm kommen sollten, um seine Erze abzubauen und flußaufwärts zu schaffen.
    Sam stieß einen tiefen Seufzer aus. Warum zum Teufel war es dem geheimnisvollen Fremden nicht gelungen, den Meteor in der Nähe der Bauxitablagerungen niedergehen zu lassen? Dann wäre vieles für Blutaxts Wikinger und ihn einfacher gewesen: Sie hätten lediglich an Land zu gehen und die Umgebung in

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