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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte Sam. »In meiner Hütte ist jemand, der hat einen Zinken, neben dem der Ihre immer noch so aussieht, als würde er in sein linkes Nasenloch hineinpassen.«
    »Nom d’un con! Va te faire foutre!« sagte der große Mann. »Muß ich mich überall da, wo ich mich aufhalte, beleidigen lassen? Ist das die Gastfreundschaft, die man einem Fremden gewährt? Bin ich zehntausend Meilen unter unglaublichen Bedingungen gereist, um den Mann, der mir noch einmal zu einer Handvoll Stahl verhelfen kann, zu finden, nur um mir anzuhören, wie meine Nase aussieht? Wisse er, unwissender Frechling, daß Savinien de Cyrano II de Bergerac niemals die andere Wange hinhält. Wenn er sich nicht auf der Stelle – und zwar mit Engelszungen – entschuldigt, werde ich ihn mit dieser meiner Nase aufspießen!«
    Natürlich entschuldigte Sam sich sofort und erklärte sein Verhalten damit, daß die vergangene Schlacht gehörig seine Nerven durchgebeutelt habe. Dann starrte er verwundert die legendäre Gestalt an, die vor ihm stand, und fragte sich, ob er etwa einen anderen der zwölf Auserwählten vor sich hatte.
    Der zweite Mann, ein blondschopfiger junger Mann mit blauen Augen stellte sich selbst als Hermann Göring vor. Ein Rückgratknochen von einem Drachenfisch hing an einer Kordel um seinen Hals, und Sam wußte sofort, daß er einen Vertreter der Kirche der Zweiten Chance vor sich hatte, die absoluten Pazifismus predigte.
    Der dritte Fremde schob seine Kapuze nach hinten und offenbarte ein ausnehmend hübsches Gesicht und langes, schwarzes Haar, das zu einem Knoten geschlungen war.
    Sam stolperte und verlor beinahe die Besinnung. »Livy!«
    Die Frau bewegte sich, sie kam näher auf ihn zu und musterte ihn stumm im Licht der Fackeln. Sie wankte dabei vor und zurück, als stünde sie unter einem Schock.
    »Sam«, sagte sie schwach.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, aber sie wandte sich plötzlich von ihm ab und klammerte sich hilfesuchend an Bergerac. Der Franzose legte einen Arm um sie und starrte Sam Clemens an. »Nur Mut, mein Lämmchen«, sagte er. »Niemand wird dir etwas tun, solange ich bei dir bin. Was bedeutet er für dich?«
    Livy sah Sam nun mit einem Ausdruck an, den man nicht fehlinterpretieren konnte. Er heulte auf und drohte mit geballter Faust den Sternen, die jetzt zwischen den Wolkenbänken sichtbar wurden.
     

14
     
    Das Flußboot geisterte durch seinen Traum wie ein funkelnder, zwanzig Millionen Karat schwerer Diamant.
    Ein Schiff wie dieses hatte es bisher nicht gegeben und würde es auch niemals wieder geben.
    Es würde auf den Namen Nicht vermietbar getauft werden. Niemand würde je die Kraft dazu entwickeln, es ihm fortzunehmen, dazu würde es zu gut ausgerüstet und bewaffnet sein. Und niemand würde es von ihm leihen oder mieten können.
    Der Name des Schiffes leuchtete in gewaltigen schwarzen Buchstaben auf der weißen Außenhülle. NICHT VERMIETBAR.
    Das wunderbare Flußboot würde vier Decks besitzen: Das Maschinendeck, das Hauptdeck, das Hurrikandeck und das Landedeck für die Flugmaschine. Seine Gesamtlänge würde vierhundertvierzig Fuß und sechs Zoll betragen, der Abstand von der Oberkante der Schaufelräder zur Reling neununddreißig Fuß. Tiefgang, beladen: zwölf Fuß. Die Hülle würde aus Magnalium hergestellt sein. Hin und wieder würden die langen Schornsteine große Rauchwolken ausspeien, weil sich an Bord ein Kessel befand, der aber lediglich dazu diente, die Dampfkatapulte der Geschütze zu betreiben. Die gigantischen, an beiden Seiten angebrachten Schaufelräder würden von leistungsstarken Elektromotoren angetrieben.
    Die Nicht vermietbar würde das einzige metallene Schiff auf dem Fluß sein, das einzige, das unabhängig war von Wind oder Ruderern, und jeder, an dem es vorbeifuhr, würde aufspringen und den Hals recken, um einen Blick darauf zu werfen; egal ob er nun zwei Millionen Jahre vor Christus geboren worden war oder zweitausend Jahre nach ihm.
    Und er, Sam Clemens, würde es kommandieren. Er würde der Kapitän sein, da auch an Bord eines Schiffes, das die größten Köpfe aller Zeiten zu seinen Passagieren zählte, nur einer das Kommando haben konnte.
    John Lackland konnte sich seinetwegen Admiral oder sonst was nennen, aber soweit es Sam Clemens anbetraf, würde er für ihn nichts weiter sein als der Erste Offizier. Und wenn es tatsächlich hart auf hart kommen sollte, würde er, Kapitän Samuel Clemens, es König John – John Ohneland, Drecksack-John, Hurensohn-John,

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