Auf und ab - Mord in Hellwege
können. Jedenfalls hat sie ihn dann sicherheitshalber umgebracht, indem sie ihn überfahren hat, und weil das an den Reifen verräterische Spuren hätte hinterlassen können, ist sie sofort danach zur Werkstatt gefahren und hat die Reifen wechseln lassen. Dann hat sie, als sie uns in der » Brücke« getroffen hat, mitbekommen, dass ich mit Riecker sprechen wollte, und hat ihn am nächsten Morgen kaltblütig erschossen. Das Gewehr stammte übrigens aus Klaus Fermentals Waffenschrank. Der arme Mann hat natürlich von alledem nichts gewusst, und sie hat gedacht, dass sie damit aus allem heraus sei.«
Holten unterbrach seinen Bericht, weil alle den Hauptgang beendet hatten und Susanne den Nachtisch aufgetragen hatte. Vanilleeis mit heißen Erdbeeren gehörte einfach dazu. Erst als Holten ein erstes Schälchen davon genossen hatte, fuhr er fort:
»Alle haben ja gedacht, dass Bernd der Bösewicht war, doch zu ihrem Unglück hat sie nicht damit gerechnet, dass mir so einige Ungereimtheiten aufgefallen sind und dass ich nicht, wie Hauptkommissar von Taten und die anderen auch, an Bernds Schuld geglaubt habe. Ich habe dann ja auch glücklicherweise weitergeforscht.«
Dabei grinste er Bernd an.
»Sie hat ja auch noch versucht, den Verdacht zu bekräftigen, indem sie behauptet hat, ihr Mann sei auf Safari in Afrika. Dass er, bevor er dorthin geflogen ist, noch einige Tage in Frankfurt bei Freunden verbracht und von dort angerufen hat, hat sie wohlweislich verschwiegen.«
Holten befeuchtete seine Kehle mit einem großen Schluck Wein, bevor er weitererzählte.
»Jedenfalls muss sie einen großen Schreck bekommen haben, als ich bei ihrer Firma in Amsterdam aufgetaucht bin. Dort hat sie übrigens zur Tarnung mit ihrem Bruder zwei Unternehmen betrieben, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb pharmazeutischer Produkte beschäftigten. Ein besseres Ablenkungsmanöver gibt es ja kaum. Ich habe sie bei meinem Besuch nicht gesehen, sie mich aber offensichtlich. Sie ist wohl nervös geworden, hat mich dann am Flugplatz abgepasst und mir mit Orangensaft K.O.-Tropfen zukommen lassen, die sie genau dosiert hat. Ich sollte schlafend abstürzen. Mein Glück war, dass ich nicht alles ausgetrunken habe, dass ich gleich nach der Landung die Langstreckentanks randvoll habe auffüllen lassen, dass ich eine Nachtlandung vorhatte, wegen des starken Rückenwindes mit ganz geringer Leistungseinstellung geflogen bin und dass ich den Autopiloten eingeschaltet hatte. So bin ich dann ja auch glücklich in Russland gelandet. Ich konnte mir dann alles zusammenreimen und habe von Taten überzeugen können, auf dem Fermental'schen Anwesen eine Durchsuchung zu machen. So konnte auch alles bewiesen werden. Jasper van Dalen ist am nächsten Tag in Amsterdam verhaftet worden. Seine Schwester Marie wollte mit ihrem Flugzeug noch nach Polen verschwinden, aber ich konnte sie ja mit viel Glück auf unserem Flugplatz überwältigen.
Für Anfang nächsten Jahres ist der Prozesstermin gegen sie angesetzt.«
Holten hatte geendet und füllte seine Schale ein zweites Mal mit Eis und Früchten. Bodo und Gitta hatten gespannt zugehört und dabei das Essen vergessen. Sie löffelten jetzt Eis-Erdbeerbrei.
»Was gibt es doch für schlechte Menschen«, sagte Bodo nachdenklich und hob sein Glas mit dem Schnaps, »das muss ich erst einmal verdauen.«
»Was gibt es doch für delikate Gerichte«, entgegnete Holten und nahm sein Glas ebenfalls zur Hand, »die wollen wir erst einmal verdauen.«
Während er sein Glas leerte, fixierte er eine Fliege, die sich unverfroren auf den Essensresten herumtrieb. Er überlegte, wie er diesem Überbleibsel des vergangenen Sommers den Garaus machen könnte, ohne allzu großen Schaden anzurichten.
EPILOG
Roman [lat.-vulgärlat.-fr.] m; -e:
Ausführliche Prosaerzählung, die fiktiv über das Handeln einer Einzelperson oder einer Gemeinschaft mit weitgehender Schilderung ihrer Umwelt berichtet.
Dies gilt auch für einen Kriminalroman. Die Handlung ist erfunden, auch wenn sie auf einer wahren Begebenheit beruht.
Allerdings hat es mir Vergnügen bereitet, die Personen an Orten agieren zu lassen, die nicht fiktiv sind und die der Leser auch wiederfinden kann. Natürlich wurden einige Örtlichkeiten aber auch so verändert, dass sie zum Fortgang der Handlung passten, und so wird man auch manchen Platz vergeblich suchen.
Ob Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen zufällig und nicht beabsichtigt sind, mag der geneigte Leser
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