Auf und ab - Mord in Hellwege
und ließ den Kopf hängen.
Nach ungefähr einer Minute ging das Telefon erneut. Susanne hatte den Hörer sofort am Ohr.
»Holten«, meldete sie sich fordernd.
Diesmal kam die Verbindung zustande, allerdings waren viele Störgeräusche in der Leitung.
»Ich bin’s, dein Mann, und ich habe nicht viel Zeit, die Verbindung ist schwierig.«
Wie zur Bestätigung seiner Bemerkung war die Leitung einige Sekunden tot.
»... geht es gut. Morgen bin ich wieder bei euch. Alles andere später. Hör zu und schreib mit!«
Susanne hatte es die Sprache verschlagen, vor Freude oder vor Empörung darüber, dass das Gespräch so begann, wusste sie später nicht mehr.
»Moment, ich hole etwas zum Schreiben«, brachte sie noch heraus, und als sie Papier und Stift vor sich liegen hatte:
»Dann los.«
»Du musst bitte Karen Dusen in Amsterdam anrufen!«
Wer war Karen Dusen?
Er diktierte ihr die Rufnummer, und als ob er ihre Frage erahnt hätte, erklärte er knapp:
»Sie ist die Tochter eines Kriminalpolizisten in Amsterdam. Ich habe sie dort kennengelernt. Denk an die Auslandsvorwahl! Sag ihr, sie möchte ihren Vater fragen, ob er irgend-etwas Aktenkundiges über Marie Fermental hat, unsere Marie Fermental aus Hellwege. Und es muss schnell gehen. Wenn er etwas hat, soll sie sofort bei dir anrufen. Und sagt niemandem, dass ich lebe und mich gemeldet habe.«
Dann verstand sie noch etwas wie »abstürzen« und »lieb«, aber die Verbindung war zu schlecht und schließlich ganz tot.
»Warum?« und »Wo bist du?« wollte sie noch fragen, doch dafür war es bereits zu spät.
LANDUNG
Sie standen zu acht, ein Wachtmeister mit seiner Kollegin, zwei Beamte von der Kriminaltechnik, Tessmann und Nase, von Taten und Holten, vor dem Hauptgebäude des Fermental-schen Anwesens.
Es war ein altes niedersächsisches Bauernhaus, das er sich hier hatte aufbauen lassen, bevor er Marie geheiratet hatte. Es war äußerlich stilecht gestaltet und mit Reet gedeckt, tatsächlich echt waren jedoch nur die alten Eichenbalken, die von einem alten Bauernhaus stammten, das vor Jahren abgerissen worden war. Innen war es seinen Bedürfnissen angepasst: Es war groß und luxuriös.
Im Dielentor, das den Eingang zu dem beeindruckenden Wohnhaus bildete, stand Klaus Fermental und rief seinen Deutschen Drahthaar zurück, der der Gruppe laut bellend entgegengestürzt war.
Von Taten war einige Schritte zurückgewichen.
»Herr Fermental?«, rief er fragend.
Klaus Fermental nickte.
»Ja, der bin ich.«
Er hatte den Hund zurückgerufen und hielt ihn jetzt am Halsband fest.
Von Taten war wieder weiter nach vorn getreten, sodass er normal sprechen konnte.
»Mein Name ist Cornelius von Taten, Hauptkommissar der Kriminalpolizei. Das sind meine Kollegen und Herr Holten. Ich habe hier eine richterliche Durchsuchungsan-ordnung für Ihr Grundstück und die darauf befindlichen Gebäude und beweglichen Sachen.«
Er überreichte Fermental, der den Hund noch immer mit der rechten Hand kurz am Halsband hielt, vorsichtig das amtliche Formular sowie seine Legitimation. Fermental nahm beides flüchtig zur Kenntnis und gab die Schriftstücke dann zurück. Er war lange genug Geschäftsmann gewesen, um entscheiden zu können, wann es sich zu verhandeln lohnte und wann nicht. Er trat einige Schritte zurück.
»Kommen Sie herein und tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
Sie standen in der vormals alten Diele, die jetzt als Windfang, Eingangshalle und Garderobe diente, und waren umgeben von Jagdtrophäen aller Art. Hier zeigte der Hausbesitzer voller Stolz, dass er, obwohl er den Anschein eines modernen Menschen erweckte, noch nicht über das Entwicklungsstadium des Jägers und Sammlers hinausgekommen war. Vom Tigerfell auf dem Boden über die Köpfe von Hornträgern jeglicher Art an den Wänden bis zu ausgestopften Greifvögeln unter der mächtigen Holzbalkendecke konnte man hier Exponate aus allen Erdteilen finden.
In einer Tür, die zu den hinteren Räumen führte, erschien mit erstauntem Gesichtsausdruck eine Frau mittleren Alters.
»Gertrud, bitte bringen Sie den Hund in den Zwinger«, wies er sie an.
Er bot von Taten und auch Holten, wohl weil er ihn kannte, einen Platz in den ausladenden Ledersesseln an, die an der Stirnseite der Diele vor einem großen Kamin standen, und setzte sich dann selbst.
»Darf ich jetzt vielleicht erfahren, was das alles soll?«, wandte er sich an von Taten.
»Würden Sie bitte auch Ihre Frau hierher bitten?«, sagte von Taten
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