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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Kapitel – Der Kampf mit dem Luftschiff
    A m Horizont zeigte sich eine Rauchwolke, die sich vergrößerte. Das Dampfschiff, nach Süden steuernd, und das nach Norden fliegende Luftschiff, das seine Geschwindigkeit sogleich steigerte und die Flügel verkürzte, näherten sich rasch. Bald konnte man die Formen des Schiffes durch das Glas unterscheiden. Der Wimpel am Großtopp ließ es als Kriegsschiff erkennen. Jetzt hatte man auch an Bord der ›Prevention‹ das Luftschiff gesehen. Dieses senkte sich bis auf hundert Meter über die Oberfläche des Meeres und schoß direkt auf das Kanonenboot zu. Dort stieg eine weiße Dampfwolke in die Höhe, und ein Kanonenschuß donnerte über die Flut. Man konnte jetzt die Flagge erkennen.
    »Es ist ein Engländer«, sagte Ell. »Er fordert uns auf, unsere Flagge zu zeigen.«
    Eine Flagge führte zwar das Luftschiff nicht, man hatte aber diesen Fall vorgesehen und, um keine besonderen Verwicklungen hervorzurufen, eine Flagge improvisiert, die dem Banner der vereinigten Marsstaaten nachgebildet war. Sie bestand einfach in einem schwarzen Tuch von dreieckiger Gestalt, das in der Mitte einen großen orangenfarbigen Kreis trug.
    Die Flagge wurde jetzt gehißt, das Luftschiff setzte aber seinen Lauf fort. Ill wollte denselben erst in unmittelbarer Nähe des Schiffes anhalten. Vorsichtshalber stieg er jedoch schnell in größere Höhe.
    Ell beobachtete mit dem Glas die Vorgänge an Deck des Schiffes.
    »Die gefangenen Martier sind jedenfalls unter Deck«, sagte er. »Das Schiff ist klar zum Gefecht – ich glaube, man will auf uns schießen. Willst du nicht lieber anhalten?«
    »Wie ist das Schiff bewaffnet?« fragte Ill.
    »Es ist, soviel ich davon verstehe, ein sogenannter Torpedo-Rammkreuzer. Den Rammsteven und die Torpedos haben wir freilich nicht zu fürchten, aber das 25-Zentimeter-Geschütz auf dem Deck ist eine furchtbare Waffe. Es schleudert mit einer Geschwindigkeit von über 600 Metern Granaten, die vielleicht den dritten Teil des Gewichts unseres ganzen Schiffes haben. Ein einziger Schuß zerschmettert uns in Atome.«
    »Wenn er uns trifft. Aber wie du siehst, sind wir bereits wieder auf achthundert Meter gestiegen und dem Schiff so nahe, daß sie dem Geschütz nicht die genügende Erhebung geben können.«
    Ein gewaltiger Knall unterbrach ihn. Kapitän Keswick hatte sein Riesengeschütz sprechen lassen. Aber das Geschoß flog, bedeutend tiefer als das Luftschiff, unter ihm hin, ohne Schaden zu tun.
    »Die Sache ist nicht so gefährlich«, sagte Ill, »selbst wenn wir in der Schußlinie wären, könnten wir den Schuß aufnehmen – da wir dreimal so viel Masse haben als das Geschoß, würde es uns nur eine Geschwindigkeit von höchstens zweihundert Metern geben, und das ist für uns das Gewöhnliche.«
    Ell sah ihn erstaunt an.
    »Ich meine, wenn wir den Stoß auffangen.«
    »Aber wir werden doch zerschmettert.«
    »Keine Sorge! Wir müssen nur aufpassen. Jetzt aber wollen wir verhandeln.«
    »Wollen Sie sich nicht lieber in die Kajüte begeben?«
    Diese Frage richtete Ill an Isma, die den Vorgängen mit Herzklopfen gefolgt war. »Diese Herren sehen mir gerade so aus, als wollten sie uns mit ihren Flintenschüssen begrüßen.«
    »O lassen Sie mich hier«, bat Isma. »Könnte nicht vielleicht – mein Mann – auf dem Schiff sein?«
    »Das werden wir alles erfahren. Ell soll durch das Sprachrohr die Verhandlung als Dolmetscher führen.«
    Wirklich beschoß man das Luftschiff jetzt aus den Gewehren. Es schwebte aber bereits so hoch und so nahe senkrecht über dem englischen Kanonenboot, daß die Kugeln ihm keinen Schaden tun konnten, obwohl sich die Engländer zum Zielen auf den Rücken legten. Jetzt fiel eines der abgeschossenen Langbleie auf das Verdeck des Schiffes selbst zurück und durchschlug seine Planken. Das Feuer mußte eingestellt werden, da die Kugeln die Schützen selbst zu treffen drohten.
    Die Martier entfalteten nunmehr eine große, weiße Fahne als Zeichen der Freundschaft und des Friedens. Alsdann senkte sich das Luftschiff, immer mit gleicher Geschwindigkeit senkrecht über dem Kriegsschiff bleibend, zu diesem herab, erst schnell, dann langsamer, bis es sich in einer Höhe von etwa fünfzig Metern über den Spitzen der Masten hielt.
    Die Besatzung des Schiffes bestand aus tapferen Männern. Aber bei diesem Anblick pochte allen das Herz in der Brust. Wenn die Fremden Verräter waren? Wenn sie jetzt eine Dynamitbombe herabfallen ließen jeder sagte sich,

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