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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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nichts zu tun, als die Achseln zu zucken.
    »In dieser Sache entscheide ich nicht allein«, sagte er dann zu seinem ersten Offizier. »Die Geschichte mit dem Luftschiff ist zu rätselhaft. Hätten wir nicht selbst in der Ferne so ein Ding gesehen, ich würde nichts glauben. Die Leute sehen nicht aus, als ob sie von der Erde stammten. Und verstehen kann man sie nicht. Ich nehme sie mit nach England. Wir sind überdies hier mit unserer Aufgabe fertig.«
    Die ›Prevention‹ machte Dampf auf und steuerte nach Süden.
     
    Mit rasender Geschwindigkeit jagte Ills Luftschiff in einer Höhe von zwölf Kilometern über das europäische Nordmeer, der Küste Grönlands entgegen. Im Osten glänzten schillernde Nebensonnen, während das Tagesgestirn selbst unterm Horizont blieb. Denn die Fahrt war nach Nordwesten gerichtet, und die aufgehende Sonne konnte das Luftschiff nicht einholen. Ein ewiger Dämmerschein erleuchtete die unter leichtem Cirrusgewölk lagernde Meeresflut, daß sie wie eine ungeheure Schale von dunklem, mit lichten Streifen durchzogenem Marmor schimmerte. Still war’s ringsum. Nur das gleichmäßige Zischen des Reaktionsapparats und das Pfeifen der durchschnittenen Luft um den zusammengepreßten Robpanzer des Schiffes ließ seine eintönige Weise vernehmen.
    »Luftdruck 170 Millimeter.« Ell las die Angabe an seinem eigenen Barometer ab. Er warf einen nachdenklichen Blick auf die Wand, hinter welcher Isma schlummerte. Ill hatte dort selbst aufs umsichtigste für ihr Wohlbefinden gesorgt.
    »Schlafen Sie«, hatte er gesagt. »Sie müssen jetzt Ruhe haben. Wenn wir in die hohen Breiten gekommen sind, werden wir unseren Flug mäßigen und in die Nähe der Erdoberfläche hinabsteigen. Dann wollen wir Sie wecken.«
    In einen warmen Pelz gehüllt ruhte Isma in ihrer Hängematte. Über Mund und Nase schloß sich die weiche Maske, die mit dem Ventil des Sauerstoffapparats verbunden war, um ihr Handgelenk war ein elastischer Ring gelegt, der ihren Pulsschlag auf ein Meßinstrument übertrug. An der Außenwand ihrer Kabine, die Ell jetzt beobachtete, zeigten zwei Zifferblätter den Gang, die Frequenz und die Stärke der Atmung und des Pulses. »Vollständig normal«, sagte Ill lächelnd, der Ells Augen gefolgt war. Dann blickte er wieder auf die Orientierungsscheibe. Der Projektionsapparat, welcher auf der Unterseite des Schiffes angebracht war, bildete auf der Scheibe die überflogene Gegend ab.
    »Im Nordwesten taucht die Küste auf«, begann Ill wieder. »Es ist die Gegend, die auf euren Karten als ›König-Wilhelms-Land‹ bezeichnet ist. Noch eine Stunde, bis das Festlandeis überflogen ist, dann wollen wir hinabsteigen. So lange laß sie nur schlummern.«
    »Ich denke«, sagte Ell, »daß wir das Schiff im Kennedy-Kanal oder in der Kane-Bai treffen. Ich bin nur neugierig, was es für ein Landsmann ist.«
    »Unser Feind, leider«, sagte Ill ernst, »wer es auch sei.«
    Ill war längere Zeit schwankend gewesen, ob er zuerst nach dem Pol fahren solle, um noch nähere Erkundigungen einzuziehen, oder ob er besser täte, direkt das Kriegsschiff aufzusuchen. Er entschloß sich für das Letztere. Denn jede Minute konnte kostbar sein, jede mußte die Leiden der Nume verlängern, jede konnte ihr Leben gefährden. Dazu stand die Wichtigkeit dessen, was er am Pol erfahren konnte, in keinem Verhältnis, selbst eine genauere Ortsangabe für den Schauplatz des Ereignisses hätte nichts ihm genützt. Es waren seitdem über zwölf Stunden vergangen, und das Schiff konnte inzwischen seinen Ort um hundert und mehr Kilometer verändert haben. Er durfte darauf rechnen, von seinem Luftschiff aus die Fahrstraße in jenen Gegenden verhältnismäßig schnell zu durchforschen. Schwere Bedenken erregte ihm die Frage, wie er verfahren solle, wenn man ihm die friedliche Herausgabe der Martier verweigere. Zwar besaß er die Mittel, selbst ein mächtiges Kriegsschiff zu vernichten. Aber dazu hätte er sich nie entschließen können, es sei denn, wenn er die eigene Existenz nicht anders retten konnte. Mußte er Gewalt anwenden, so sollte es nur so geschehen, daß die Menschen doch nachträglich imstande waren, mit ihrem Schiff in ihre Heimat zurückzukehren. Ob es aber möglich sein würde, bei den Menschen etwas durchzusetzen, ohne sie zuvor schwer zu schädigen, das war die Sorge, die Ill beschäftigte. Er mußte die schließliche Entscheidung den Verhältnissen überlassen, wie der Augenblick sie bieten würde.
    Nach einer Stunde war das

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