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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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»S.P.E.C.T.R.E.«. Der geheime Dienst war aber trotz dieser scheinbar harmlosen Romanverwurstung gewiss nicht so leutselig, Beweisstücke ans öffentlich zugängliche Staatsarchiv durchzureichen. Wenn schon das bloße Erhalten von Lenins Leiche den Präparator mehrfach fast vor ein Erschießungskommando gebracht hätte, was würde dann wohl mit Smersch-Agenten passieren, die ein solch bedeutendes Beweisstück einfach an die Öffentlichkeit auslagern?
    Wie gut, dass wir einen Historiker im Team hatten. Wer dieser Mann wirklich war, habe ich erst später erfahren … für mich war er zunächst einmal der einzige Historiker, den ich überhaupt kenne. Tatsächlich ist Gerhard Weinberg derjenige Mann, der nicht nur Hitlers angebliche Tagebücher untersuchte, sondern der auch die vielleicht beste Gesamtschau des Zweiten Weltkrieges geschrieben hat ( A World at Arms , dt. Eine Welt in Waffen , Stuttgart 1995). Beim Abendessen erzählte mir Weinberg zwei Dinge, die dank meines nun aktivierten Nichts-Ist-Wie-Du-Denkst-Spinnensinns sogar zu mir durchdrangen:
    Erstens: Stalin wollte Hitler, um es propagandamäßig ausschlachten zu können, unbedingt als weinerliches Weichei sterben lassen, das sich – O-Ton – »wie ein Weib« vergiftet und nicht wie ein Offizier erschossen hatte.
    Zweitens: Hitler hatte fürchterliche Angst davor, als Lebender oder als Leiche durch Moskau gezerrt zu werden. Vielleicht hatte er dabei Bilder von römischen Feldherren vor Augen, die besiegte Führer in der Tat so vorführten. Das war auch der Grund, warum Hitler befahl, seine Leiche zu verbrennen.
    Konnte es sein, dass der Geheimdienst die ewigen Lügen Stalins hintertreiben wollte? Denn der Kremlchef wollte angeblich wederwissen, ob sein verhasster Gegner Hitler überhaupt tot sei, noch, wohin er im Falle des Überlebens verschwunden sein könnte. Selbst der Befreier Berlins, Marschall Georgij Schukow (Žukov) musste auf Geheiß Stalins im Juni 1945 Journalisten in Berlin mitteilen: »Wir haben keinen Leichnam gefunden, der als Hitler identifiziert werden konnte. Er mag im letzten Augenblick mit einem Flugzeug entkommen sein.«
    Auch Stalin selbst erzählte auf der Potsdamer Konferenz amerikanischen Lunchgästen einen Monat später, Hitler sei noch am Leben und habe sich möglicherweise nach Spanien oder Argentinien abgesetzt. (Dort soll er nach Meinung von Verschwörungstheoretikern im Jahr 1985 im Alter von sechsundneunzig Jahren gestorben sein.) Durch diese Propagandalüge Stalins entstanden die noch heute umlaufenden Gerüchte, Hitler sei in Japan, Skandinavien, Argentinien oder auf dem Mond anzutreffen.
    Stalin blieb bei seiner hirnverbrannten Darstellung – hirnverbrannt deshalb, weil seine Diplomaten und Agenten durch die Geschichte in schwere Bedrängnis kamen. Kurz zuvor hatten sie nämlich noch die Version vertreten müssen, dass der tote Hitler gefunden worden sei. Man druckte sogar das Foto einer unverbrannten »Hitlerleiche« und produzierte ein Filmchen davon. Beides musste nun wieder zurückgezogen werden. Das war eine der ganz wenigen Propagandaaussagen Stalins, die er rückgängig machte und durch eine neue Story ersetzte. Was allerdings vollkommen sinnlos war. Denn alle Überlebenden aus dem Führerbunker – zuletzt lebten dort noch etwa zweihundert Menschen – hatten getrennt voneinander und vor verschiedenen Mächten und in allen Details übereinstimmend berichtet, Hitler habe sich erschossen und seine Leiche sei vor dem Führerbunker verbrannt worden. Stalin wusste also genau, wo Hitler war, wie seine Leiche aussah und, damit einhergehend, dass er tot war (siehe Box: Hitlers Grab, S. 51). Auch alle internationalen Zeitungen berichteten von Hitlers Tod, und schon am 1. Mai 1945 hatten Stalins Truppen aus Berlin Hitlers Tod gemeldet. Das berichteten mir übereinstimmend sowohl die Übersetzerin von General Schukow, als auchLew Bezymenskij, Dolmetscher und Aufklärungsoffizier (also Agent) ebenfalls für Schukow. Die Nachricht an Stalins Sekretär lautete:
    »Genosse Stalin. Bei einem Posten der 8. Gardearmee meldete sich der Chef des Generalstabs der Infanterie, General Kreps (gemeint ist Hans Krebs, letzter Generalstabschef des Heeres; er suizidierte sich wenig später im Führerbunker, nachdem Stalin keine Verhandlungen, sondern nur die Kapitulation annehmen wollte, M.B.), der Folgendes berichtete: Am 30. April um 15.50 Uhr Berliner Zeit setzte Hitler durch Selbstmord seinem Leben ein Ende.«
    Schukow berichtete

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