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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Krüger
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Sprichwörtlich war und ist der Kurschatten, der einen der Ehepartner wieder aufblühen ließ.Die Betrogenen waren natürlich extrem wütend, wenn eine solche Geschichte entdeckt wurde. Sie sahen das Kernproblem nicht in der unlebendigen Ehe, sondern im Seitensprung. Eines begriff man seinerzeit nicht: dass jede Ehe auch Freiheit braucht, auch Anregungen von außen. Dass Freundschaften eine Ehe beleben, dass die frische Luft solcher Bindungen wichtig ist für eine Ehe. Ende der sechziger Jahre passierte nun das gleiche wie in der Natur. Weil sich eine ganze Gesellschaft jahrzehntelang gegen notwendige Veränderungen gewehrt hatte, gab es ein Erdbeben. Die Spannungen entluden sich und fegten die alten Normen fort, die jetzt nicht mehr gelten sollten. Alle Bindungen wurden infrage gestellt, man suchte die totale Freiheit – auch in der Erotik. Nichts sollte mehr einengen, nichts uns verpflichten. Man schüttete wieder einmal das Kind mit dem Bade aus, übertrieb maßlos. Plötzlich war Treue nicht mehr zeitgemäß, Eifersucht störte nur noch. Zwar gab es durchaus Vertreter der Studentenbewegung, die treu waren. Rudi Dutschke heiratete heimlich. Aber Sartre und Beauvoir waren jenes Paar, das uns beispielhaft vorlebte, dass man auch in der Sexualität großzügig und freizügig sein konnte. Umso erschütterter waren wir, als wir von den Eifersuchtsdramen der Simone de Beauvoir lesen mussten. Sie hatte sich immer mit den Liebesaffären Sartres arrangiert. Doch schließlich erkrankte sie schwer und schrieb einer Freundin: »Wenn A mit B etwas erlebt, und B erlebt das gleiche mit Z, wird sich A verständlicherweise ausgeschlossen fühlen; etwas Gemeinsames zerbricht, etwas Unersetzliches, das er mit B erlebt hat, wird zerstört.« 2
    Diese Einschätzung von Simone de Beauvoir war eine Sensation. Denn im Allgemeinen wurde Eifersucht in den letzten Jahrzehnten abgewertet. Der Eifersüchtige galt als liebesunfähig. Man war überzeugt: Wer wirklich liebt ist nicht eifersüchtig. Und man hatte Angst vor den Affekten des Eifersüchtigen. Denn oft schadet er dem Partner und bringt ihn manchmal sogar im Affekt um. Tatsächlich werden ein Viertel aller Morde aus Eifersucht verübt, wobei Männer bei 90 Prozent aller Partnertötungendie Täter sind. Und Männer bringen dann eher den Rivalen um, während Frauen ihren Mann töten. Die Eifersucht ist also manchmal so mörderisch, dass man überzeugt sein könnte, es würde sich hierbei mehr um eine Selbstliebe handeln. Der Menschenkenner La Rochefoucauld verurteilte daher die Eifersucht als die schlimmste aller Leidenschaften. Sie habe kein Erbarmen mit dem, den sie zu lieben vorgibt. Tatsächlich ist Eifersucht oft destruktiv, sie ist die dunkle Seite der Liebe. Dies wird schon bei der Herkunft des Wortes Eifersucht deutlich. »Eiver« kommt aus dem althochdeutschen und bedeutet: das Herbe, das Bittere. Und »suht« bedeutet: Krankheit, Seuche. Eifersucht muss früher vor allem in kleinen Gemeinschaften als eine enorme Störung des sozialen Friedens angesehen worden sein. Doch heutzutage sollten wir souveräner mit der Eifersucht umgehen. Wir sollten stark genug sein, auch den Dämon Eifersucht zu bändigen.
Die kleine Schwester der Treue
    Glücklicherweise können wir heute wieder offener über Eifersucht sprechen. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Treue von vielen Menschen wieder als sehr wichtig angesehen wird. Wir leben in unsicheren Zeiten, in denen der Partner bedeutender wird und die Treue an Wert gewinnt. Und wer sich zur Treue bekennt, bejaht immer die Eifersucht. Denn die Eifersucht ist die kleine Schwester der Treue. Wie man zur Eifersucht steht, hängt immer auch davon ab, wie wir die Treue bewerten. Ich selbst bin überzeugt, dass die Treue wichtig ist. Wir müssen soziale Wurzeln haben, damit wir uns im Leben sicher und geborgen fühlen. Wir müssen insbesondere dem Partner vertrauen können und die Gewissheit haben: Er ist der Mittelpunkt meines Lebens. Vieles können wir nicht kontrollieren, oft ist das Leben tragisch: Wir werden von schweren Krankheiten heimgesucht, leiden oft unter großen Unsicherheitsgefühlen, der Arbeitsplatz ist bedroht. Deshalb sollte derPartner jener Mensch sein, auf den man sich verlassen kann. Natürlich gibt es auch in einer Liebesbeziehung Konflikte, Probleme, Streitigkeiten. Aber es gehört dennoch für mich zu einer Liebesbeziehung, dass wir spüren: uns verbindet ein besonderes Band der Nähe.
    In unserer Zeit darf man

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