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Das Licht der Hajeps (German Edition)

Das Licht der Hajeps (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doska Palifin
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RUNA I. TEIL
     
    Es war ungefähr zwei Uhr nachts. Gabamons Schritte hallten hektisch und unregelmäßig durch die Straßen Würzburgs. Er konnte bald nicht mehr weiter, hielt kurz inne, würgte sich, hustete. Sein Atem ging nur noch stoßweise. Kein Wunder, denn er wurde von ‚ Mesobitchkas Jüngern ‘, wie sie sich nannten, durch die Stadt gejagt. Der Wind aus den Klimaanlagen ließ seinen jungen, verschwitzten Körper erschauern.
    Doch wie schon so oft zwang er sich Zeit ab. Er klappte den hohen Kragen seiner schwarzen Jacke herunter, verlor kostbare Sekunden, einen Blick zurück über die Schulter zu werfen. Es war eine Marotte von ihm, stets mit aufgestelltem Kragen durch die Straßen zu laufen. Außerdem trug er immer eine Schirmmütze, diese tief ins Gesicht gezogen. Unterwegs hatte er die leider verloren und nun wehte sein kinnlanges Haar im Wind.
    Verdammt, da hinten tauchten seine Verfolger schon wieder auf. Sie mochten um die fünfzehn bis siebzehn Jahre alt sein, so wie er, aber zum Glück war er schneller als sie, das war seine Veranlagung. Doch es war erstaunlich, dass sie seine Spuren immer wiederfanden, und dass, sobald die Gang näher kam, meist ein leises Pfeifen ertönte, was er sich nicht erklären konnte, das aber auch von Vorteil für ihn war, denn dadurch wurde er stets vorgewarnt.
    Außerdem konnte er die Bande anhand ihrer verrückten Frisuren und Kopfbedeckungen bereits von weitem ausmachen. Es war zeitgemäß, sich möglichst auffallend zu kleiden, und zunächst hatte er sich mit ihnen gut verstanden, trug er doch selbst recht ungewöhnliche Klamotten.
    Sie hatten sogar , Shakutos ‘, elektrischen Ströme, welche die tollsten Halluzinationen hervorrufen können, miteinander geteilt. Shakutos konnte man sich an jeder Ecke holen, doch waren sie teuer. Der Rausch hielt für etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde an und sie hatten ihm so einiges von diesem Überfall verraten.
    Doch dann war ihm versehentlich der Kragen herunter geklappt. Irgendjemand hatte laut und verblüfft aufgelacht. Danach hatte er Schnüre in der Hand des einen Gangmitglieds bemerkt und funkelnde Blicken hatten ihn plötzlich von allen Seiten gemustert. Er konnte sich losreißen doch sie hatten ihm hasserfüllt „ Bunki! “ hinterher geschrien.
    Alle hatten es gehört, die Leute in den Straßen und Häusern und manch einer von ihnen hatte sich ihm in den Weg gestellt und versucht, ihn zu packen. Hoffentlich war nicht die Staatspolizei gerufen worden, denn das Wort , Bunki ‘ war ein schreckliches, ein tödliches Wort.
    Alle Augenblicke glaubte er umzingelt zu werden, doch dergleichen war erstaunlicherweise nicht geschehen. Nun lief er um die Ecke eines Häuserblocks und entdeckte ihre Schatten. Der altmodische ,Hahnenkamm‘ war derzeit wieder Mode und daran konnte Gabamon zumindest den Anführer ausmachen.
    Die Bande schob sich gerade hinter den kastanienartigen Silikonbäumen des Gemeindeparks hervor.
    Gabamon bog wieder in eine Hauptstraße ein. Es war erstaunlich, dass an diesem Wochentag so spät noch Betrieb war. Diverse , Lais ‘ - vom billigsten bis zum teuersten Flugauto – sausten in nur fünfzig cm Höhe über die Straße, drei Betrunkene kamen gerade aus einer Kneipe und waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihn gar nicht beachteten.
    Wieder schaute sich Gabamon um. Das war schwierig mit dem hohen Kragen, aber den noch einmal herunterzuklappen, wagte er nicht. Die Meute huschte hinter Gabamon her, als wäre er ein Magnet und sie würden von ihm angezogen.
    Der Mond schaute rund und behaglich gleich einem gelangweiltem Kind von oben zu, aus sicherer Entfernung, verborgen hinter den unzähligen sechseckigen , Pondra-Fenstern ‘ des gewaltigen Kuppeldachs, welches das gesamte Würzburg, einer riesigen Käseglocke nicht unähnlich, überspannte. Leider hatten Gabamon die besten Verstecke bisher nichts genutzt. Verdammter Vollmond, verdammte sternenklare Nacht dort draußen ... und nun?
    Gabamon hetzte jetzt unentschlossen an mehreren Kaufhäusern, dann an einem Speiserestaurant vorbei - drinnen räumten gerade zwei Roboter auf - und nun stand er vor einem Bahneingang. Leute liefen wieder an ihm vorbei, beachteten ihn glücklicherweise kaum. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Sollte er lieber die Rollbahn hinunter? Nein, das hatte er woanders auch schon getan und sie hatten ihn doch stets gefunden. Nach mehreren Querstraßen wurde er schließlich auf eine kleine Dorfkirche aufmerksam,

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