Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
regelrechten Hunger, den chronischen Hunger, den die freien Menschen nicht kennen, der nachts Träume hervorruft und der in allen Gliedern unseres Körpers wohnt.«
Neumann , Josef , genannt
Leichenkapo
Nr. 29867
* 29 . 5 . 1916 Snina. Sohn eines Bäckers, insgesamt 14 Kinder. In der väterlichen Bäckerei. 1940 Militärdienst in der slowakischen Armee, als Jude ins Arbeitslager überführt. Ankunft Auschwitz am 17 . 4 . 1942 aus der Slowakei (von 973 Deportierten leben laut Czech am 15 . August nur noch 88 ). Leiter eines Leichenkommandos. Neumann in einem 1984 handschriftlich verfaßten Bericht in deutscher Sprache: »Beim Ausladen der Leute aus den Waggons wurden wir sofort von der SS fürchterlich verprügelt, mit Reitpeitschen und mit dicken Stöcken, am Kopf, Rücken und ganzen Körper, um panischen Schrecken und Angst zu schaffen. Die SS -Nazis waren in Begleitung von Wolfs-Hunden.« Von Kapo Isaak bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen: »Aus Verzweiflung wollte ich zum Draht-Zaun laufen, um ein Ende meines Lebens zu nehmen. Ich konnte nicht mehr die Schande und den Schmerz aushalten. Der Kapo, der mich in sein Kommando und in seine Baracke nahm, sagte mir: ›Junger Mann, halte aus und gebe dein Leben nicht so schnell auf, warte, warte noch. Jetzt hat man gerufen nach Zulage [der Ausgabe von] Brot und Wurst, esse dich voll.‹ Ich ging in die Reihe und erhielt ein Viertel Brot mit einem Stückchen Wurst, habe das sofort aufgegessen und stellte mich nochmals in die Reihe, obwohl ich wußte, wenn mich der Kapo erwischt, dann wird er mich schlagen für zweimal Portion nehmen. Aber ich ging zum zweiten wie auch zum dritten Mal und bekam dreimal Brot und Wurst. Ich hatte mich so vollgefressen, daß ich keine Lust mehr hatte, Selbstmord zu begehen.« Oktober 1944 nach Sachsenhausen deportiert. Nach 1945 in den USA . Q.: MV , Bd. 42 .
Neumann , Robert
Pathologe
* 21 . 8 . 1902 Nußdorf/Schlesien. 1932 Pathologisches Institut der Charité. 1933 SS (Nr. 203348 ). 1935 Dozent der Universität Berlin und Direktor des Pathologischen Instituts am Robert-Koch-Krankenhaus. 1937 NSDAP (Nr. 5373111 ), 1938 SS -Obersturmführer. Herbst 1939 bis Februar 1940 Versuche zur Leberpunktion mit Todesfolge im KZ Buchenwald. Die ehemalige Mitarbeiterin Elsbeth Freund: »Er hatte ein Gerät entwickelt, das er ›Histotom‹ nannte. Damit konnte man in die Leber hineinstoßen und Gewebsstücke entnehmen. Das war nicht ungefährlich, da man damit auch manchmal größere Gefäße traf.« Häftling Gustav Wegerer: »Fast alle behandelten Häftlinge starben zumeist zwei oder drei Tage nach dem Einstich. Ich habe die Leichen im Sezierraum gesehen, und Neumann wiederholt bei der Sektion solcher Leichen assistiert.« Mai 1940 Lagerarzt in Auschwitz. Häftling Friedrich Thumm ( AV , Bl. 6241 ): »Ich selbst mußte ihm in Auschwitz mehrmals bei der Sektion von Häftlingsleichen behilflich sein.« Dezember 1940 apl. Professor in Schanghai. 1944 Förderung durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft
( DFG ):
Arbeiten auf dem Gebiet der Vererbungslehre und Rassenkunde
. Neumann im Buchenwald-Prozeß zu Auschwitz (Archiv Dachau, Nr. 26 . 820 ): »Von einem Camp oder von Häftlingen habe ich damals nichts bemerkt.« Bis 1948 interniert, danach wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Pharmaartikelhersteller STADA in Tübingen. Leiter einer Klinik in Reutlingen. 1961 Einstellung Ermittlungsverfahren StA Tübingen. † 19 . 12 . 1962 Tübingen. Lit.: Klee, Auschwitz.
Neumann , Simon
Jüdisches Sonderkommando
* 15 . 1 . 1916 Lodz. Dov Paisikovic, Gaskammerkommando: »Bei den Vergasungsaktionen spielten sich unmenschliche Szenen ab. So habe ich beobachtet, daß kleine Kinder in den überfüllten Vergasungsraum einfach noch in der Weise hineingetan wurden, daß man sie von der Tür aus über die Köpfe der Erwachsenen hinwegwarf, so daß sie in dem Menschengewühl irgendwo liegenblieben.«
Neuschl , Georg
SS -Schütze
* 22 . 3 . 1926 Krikerhau. SS -Totenkopf-Sturmbann. † 20 . 6 . 1943 durch Unfall (Starkstrom).
Newidunski , Adolf
SS -Sturmmann
* 12 . 5 . 1915 Sorgenfeld/Schloßberg. Kommando Landwirtschaft. 1948 in Krakau zu 4 Jahren Haft verurteilt (LaV). Nach 1945 im Ruhrgebiet.
Nickel , Otto
SS -Oberscharführer
* 12 . 11 . 1897 Waplitz. Nach 1945 in Bardowick. – Häftling Werner Jacob ( AV , Bl. 13332 f.): »Alle Juden aus Meschede wurden im Februar 1943 nach Dortmund zu einer Sammelstelle verbracht.
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