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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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dazu überredet hatte, mich als Schauspielerin zu versuchen. Bei meinem Talent hätte man mich ruck, zuck aus L.A. verjagt.
    Rivera trat einen Schritt näher. »Wer hat Sie so zugerichtet?«
    »Niemand. Ich …« Krampfhaft suchte ich nach einer Lüge, die ich ihm auftischen konnte, obwohl ich nicht genau wusste, warum. »Ich dachte letzte Nacht, ich hätte was in der Küche gehört. Ich bin dann runtergefallen, die …« Nicht die Treppe. Die Geschichte hatte schon so einen Bart. »Ich bin in einen Stuhl gelaufen … im Dunkeln.«
    »Wirklich?«, fragte er sanft, aber seine Augen waren schwarz wie der Teufel. Schon fasste er über den Schreibtisch und schob meine Ärmel hoch. Ich zuckte zusammen, als er dabei einen Bluterguss entblößte. Rivera sah mich durchdringend an. »Der Tisch hat Sie wohl auch angefallen, was?«
    Ich riss meinen Arm weg. Die Bewegung tat höllisch weh.
    »Wer war das?«, fragte er mit tiefer, leiser Stimme, und einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, dass er wirklich um mich besorgt war. Aber ich war schon einmal auf einen Typen namens Brutus reingefallen. Ja, wirklich. Stand so in seiner Geburtsurkunde. Aber das ist ein anderes Thema.
    »Ich bin nur …« Ich hielt einen Moment inne, um nachzudenken. Es fiel mir schwer. »In eine Bar gegangen, um noch was zu trinken. Gestern Abend nach der Arbeit …« Er wartete. Verdammt. Ich hatte gehofft, er würde sich langweilen und nach Hause gehen.
    »Als ich wieder draußen war …« Meine Stimme krächzte. Ich räusperte mich. »Sie hatten Recht mit dem Pfefferspray.« Super Überleitung. »Es war abgelaufen.«
    Was das Fluchen anging, war er echt ein Ass. Ich hörte ihm eine Weile zu und war trotz meiner katholischen Erziehung stark beeindruckt. »Was zum Teufel haben Sie nachts alleine da draußen gemacht?«
    Ich starrte ihn an. Irgendwie war das nicht das, was ich hatte hören wollen. »Wir sind immer noch in Amerika«, beschwerte ich mich. »Erinnern Sie sich?«
    »Wo waren Sie?« Er ließ mich nicht aus den Augen.
    Ich stand auf. »Ich bin Ihnen für Ihre Sorge wirklich dankbar, Mr. Lieutenant«, sagte ich höflich, aber bestimmt, »aber -«
    »Wo zum Teufel waren Sie?«, rief er und packte meinen Arm.
    Ich muss vor Schmerz zusammengezuckt sein, da er mich fast schuldbewusst ansah, als er wieder losließ.
    »Eastside«, sagte ich. Schuldbewusstsein. Von diesem Kerl! Ich konnte nicht anders, ich war verblüfft. Vielleicht dachte er, er hätte mich beschützen müssen. Dabei kam er nicht mal aus dem mittleren Westen.
    »Wo genau?«
    Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, selbst wenn ihm sein Schuldbewusstsein noch so sehr ins Gesicht geschrieben stand. »Ich glaube, das Etablissement hieß ›The Hole‹.«
    Im Zimmer wurde es ungemütlich still, so still, dass es mir schwerer fiel, seinem Blick auszuweichen, als ihm zu begegnen. Ein Muskel an seinem Unterkiefer zuckte. Ich erwartete, dass er wieder fluchen würde, doch er blieb ruhig. Darum war er wahrscheinlich so gut darin. Man konnte gar nicht genug betonen, wie wichtig es war, auf derartige Situationen mental vorbereitet zu sein.
    »Warum?«, fragte er.
    Einen Moment lang zog ich in Betracht, einfach so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, was er meinte. Da er sich jedoch die Dinge auch selbst zusammenreimen konnte und ich zudem von Minute zu Minute immer müder wurde, konnte ich auch genauso gut die Wahrheit sagen.
    »Ich habe einen … Freund dort getroffen.«
    »Wen?«
    »Hören Sie mal -«
    »Wen?«
    »Vincent Angler.«
    Es dauerte einen Moment, bis Rivera den Namen eingeordnet hatte. Als es so weit war, stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht. Hmmm. »Lineman? Bei den Lions?«, fragte er. Seine Stimme klang verdächtig tonlos.
    Ich nickte.
    Er atmete tief ein. Seine Nasenlöcher flatterten. Ich war mir sicher, dass ich das alles andere als sexy fand. »Dann erklären Sie mir jetzt bitte mal, warum Sie sich mit einem stadtbekannten Straftäter in einer Bar in einem derart zwielichtigen Stadtteil treffen! Oder soll ich raten?«
    Ich hatte Recht. Es war nicht sexy, und ich hasste seinen geduldigen Tonfall. »Heute vor einer Woche ist nun mal ein Mann in meiner Praxis gestorben«, erklärte ich. Von meinem hohen Ross herunter hatte ich einen weitaus besseren Blick. »Ich wollte lediglich erkunden -«
    »Erkunden!« Der Muskel in seinem Unterkiefer zuckte erneut. »Sie sollten froh sein, dass er nicht Ihren süßen Hintern erkundet hat!«
    Ich wusste nicht, worauf ich reagieren

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