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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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zusammengepresst.
    »Psychologin«, stammelte ich, »ich bin eine …« Meine Stimme zitterte ein wenig bei den Vokalen und hörte sich an wie ein Tubaspieler im Stimmbruch. »Psychologin.«
    Diese Unterscheidung war ihm scheinbar nicht bekannt oder egal.
    »Das ist Ihre Praxis?«
    »Ja.«
    »Arbeiten Sie hier allein?«
    »Ja. Nein. Ich …« Drei Männer untersuchten die Leiche und murmelten sich etwas zu. Ein fetter Kerl in einem völlig verknitterten Hemd, das seltsamerweise auch noch zu groß war, raunte etwas, woraufhin die anderen beiden lachten. Mir wurde ganz schlecht.
    »Ja oder nein? Was denn jetzt?«, fragte der Lieutenant. Geduld war wohl nicht gerade seine Stärke. Oder Einfühlungsvermögen. Tatsächlich schien ihn die Tatsache, dass dort ein toter Kerl lag, der an meine Decke starrte, relativ kalt zu lassen, wohingegen dies für mein inneres Gleichgewicht nicht gerade förderlich war.
    »Nein. Normalerweise habe ich eine Sprechstundenhilfe.« Einen Moment lang hatte ich ihren Namen vergessen. Aber sie war ja auch nur meine beste Freundin seit der fünften Klasse, als sie Richie Mailor geküsst und dann erklärt hatte, er habe Lippen wie der gefleckte Antennenwels, den unser Biologielehrer in seinem Aquarium hielt. »Elaine … Butterfield.«
    Wieder starrte er mich an. »Haben Sie etwas getrunken, Ms. McMullen?«
    »Ich … Nein.«
    »Da stehen zwei Gläser.«
    »Mmmh …« Meine Gedanken rasten, und meine Aufmerksamkeit kroch wieder in Richtung Leiche.
    »Ms. McMullen?«
    »Mr. Bomstad hatte Wein mitgebracht«, antwortete ich.
    »Wie lange sind Sie schon mit ihm zusammen?«
    Mein Blick schnellte zu Mr. Dunkel zurück. »Was?«
    »Sie und Bomstad«, sagte er. Sein Ton klang so trocken wie James Bonds Martinis. »Wie lange sind Sie schon ein Paar gewesen?«
    »Wir waren kein Paar.«
    Er hob nicht mal die Augenbrauen. Vielleicht eine. Eigentlich war es nur ein kurzes Zucken.
    »Wir waren kein Paar«, wiederholte ich nachdrücklicher. »Er ist auf mich losgegangen!«
    »Bringen Ihre Patienten zu ihren Sitzungen immer … Erfrischungsgetränke mit?«
    Ich starrte ihn an.
    Ich hatte mir ein Bein ausgerissen, um eine erstklassige Psychologin zu werden, und mir gefiel sein Ton überhaupt nicht. »Ich kann meinen Patienten nicht vorschreiben, womit sie ihre Zeit hier verbringen«, gab ich zurück.
    »Das ist doch Ihre Praxis. Da sollte man doch annehmen, dass Sie genau das tun können.«
    So sah es also aus. Mein Bruder Pete und ich hatten früher Wettbewerbe im Weitspucken veranstaltet. Ich war zum unbestrittenen Sieger erklärt worden, aber vielleicht war Anspucken jetzt nicht ganz so angemessen. Deswegen schaute ich zu Boden. »Sie können annehmen, was Sie wollen, Lieutenant …«
    »Rivera.«
    »Wir waren kein Paar, Mr. Raver.«
    Etwas, das wie ein Grinsen aussah, huschte über sein Gesicht. Vielleicht schürzte er auch nur die Lippen, als er seine Beute taxierte. Am rechten Mundwinkel hatte er eine kleine Narbe. Vielleicht erinnerte sein Gesichtsausdruck darum eher an ein räuberisches Zähnefletschen als an ein Lächeln. Die Autorin eines Liebesromans hätte es wohl als sardonisch bezeichnet. Liebesromane las ich schon lange nicht mehr. Jetzt studierte ich Tolstoi und ging tiefsinnigeren Gedanken nach. Meistens dachte ich daran, das Lesen ganz aufzugeben.
    »Was hat er in Ihrer Praxis gemacht, wo schon seit Stunden niemand sonst mehr hier war?«
    »Elaine ist zum Yoga gegangen.«
    »Soso«, nickte er, und ich fragte mich ernsthaft, ob er einen Sinn in meinem Gebrabbel sah. »Sie haben da einen Fleck auf Ihrer Bluse, Ms. McMullen. Ist das Blut?«
    »Nein.« Ich hatte noch nie einen Fleck gehabt, der die Leute in so außergewöhnlichem Maße interessiert hatte wie dieser hier. »Warum, denken Sie, sollte -«
    »Warum war er hier?«
    Mir blieb die Luft weg. Als ob ich eine lange Strecke gelaufen wäre. Ich möchte keine langen Strecken laufen. Das habe ich oft genug versucht. Genauer gesagt jeden Montag, Mittwoch und Freitag, wenn man denn fünf Kilometer als eine lange Strecke bezeichnen kann. Ich tue das. »Wie bitte?«, fragte ich perplex, während ich gegen den Nebel ankämpfte, der das Innere meines Schädels zu durchwabern drohte.
    »Unser Schönling hier.« Er nickte zu Bomstads Leiche hinüber. »Warum war er hier?«
    »Er hat eine Therapie gemacht«, antwortete ich. »Wie alle meine Patienten.«
    Zwei weitere Männer und eine Frau hatten sich dem Mob um die Leiche herum angeschlossen. Einer der

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