Bei null bist du tot
Krankenhaus eingetroffen, kurz bevor der Junge gestorben ist.«
Dann hatte Jane wenigstens Beistand und Schutz. »Weißt du, wann die Beerdigung stattfinden wird?«
»Himmel, es ist doch gerade erst passiert. Und du hast mir eingeschärft, ich soll sie beobachten, aber auf keinen Fall Kontakt zu ihr aufnehmen.«
»Finde raus, wann die Beerdigung ist.«
»Willst du etwa daran teilnehmen?«
»Weiß ich noch nicht.«
»Soll ich zum MacDuff’s Run zurückkommen?«
»Nein, verdammt. Bleib, wo du bist, und behalt sie im Auge. Sie ist jetzt mehr denn je in Gefahr.«
»Glaubst du, dass Grozak dahintersteckt?«
»Sieht ganz danach aus. Wäre sonst ein unwahrscheinlicher Zufall. Sie waren hinter Jane her und der Junge ist ihnen in die Quere gekommen.«
»Traurige Sache«, sagt Bartlett bedrückt. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid es mir tut, dass ich das nicht verhindern konnte. Mit so was hab ich einfach nicht gerechnet. Es ging alles so schnell. Sie ist mit dem Jungen in der Seitenstraße verschwunden, und ehe ich mich’s versah, kam der Wagen rückwärts wieder rausgerast.«
»Es ist nicht deine Schuld. Wir waren uns ja nicht mal sicher, dass Grozak sie im Visier hat. Du hattest schließlich nichts Verdächtiges bemerkt.«
»Traurige Sache«, wiederholte Bartlett. »Das Leben ist so kostbar, und er war noch so jung.«
»Genau wie Jane. Und ich will nicht, dass sie Grozak in die Finger gerät. Pass auf sie auf.«
»Du weißt, dass ich das tue. Aber gegen Typen wie Grozak habe ich keine Chance, falls die Situation sich zuspitzt. Ich bin zwar nicht auf den Kopf gefallen, aber auch nicht als Kampfmaschine ausgebildet. Du solltest entweder Brenner schicken oder selber herkommen.«
»Brenner ist in Denver.«
»Dann bleibt dir wohl keine Wahl, oder?«, fragte Bartlett. »Du wirst mit ihr Kontakt aufnehmen und ihr reinen Wein einschenken müssen.«
»Und damit Grozak wissen lassen, dass er genau richtig getippt hat? Auf keinen Fall. Womöglich hat er diese Leute nur auf einen vagen Verdacht hin nach Harvard geschickt. Ich werde nichts unternehmen, was ihn womöglich darauf bringt, dass Jane etwas mit Ciras Gold zu tun haben könnte.«
»Das war aber ein äußerst brutales Vorgehen auf einen vagen Verdacht hin. Er hat immerhin Mike Fitzgerald getötet.«
»Für Grozak ist das normal. Ich habe schon erlebt, wie er einem Mann die Kehle durchgeschnitten hat, bloß weil der ihm aus Versehen auf die Füße getreten war. Er ist der bösartigste Typ, dem ich je über den Weg gelaufen bin. Aber dieser Anschlag wurde eigentlich zu stümperhaft durchgeführt. Wer auch immer für den Tod des Jungen verantwortlich ist, hat sich viel zu tief in die Karten gucken lassen. Ich tippe auf Leonard, und ich wette, dass Grozak den Mord nicht wollte. Bestimmt hat Leonard es vermasselt.«
»Dann wird er sich jetzt vielleicht zurückziehen, wo Jane auf der Hut ist und unter dem Schutz ihrer Familie steht.«
»Vielleicht.« Trevor hoffte, dass Bartlett Recht hatte, konnte sich jedoch nicht darauf verlassen. »Vielleicht aber auch nicht. Bleib an ihr dran.« Er legte auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte so sehr gehofft, dass der Junge es überleben würde. Nicht nur weil er ein unschuldiges Opfer war, sondern auch weil Jane nicht schon wieder einen Schicksalsschlag gebrauchen konnte. Sie hatte als Slum-Kind so viele schlimme Erfahrungen gemacht, dass es für ein ganzes Leben reichte. Nicht dass sie je über ihre Kindheit gesprochen hätte. In der kurzen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, war kein Raum gewesen, um gegenseitiges Vertrauen zu entwickeln. Nicht einmal für eine normale menschliche Beziehung. Andererseits war nichts an ihrer Begegnung vor vier Jahren normal gewesen. Er hatte diese Zeit als stimulierend, erschreckend, irritierend und … sinnlich in Erinnerung. Ja, verdammt, sinnlich. Lange unterdrückte Erinnerungen kamen wieder hoch und sein Körper reagierte, als stünde Jane vor ihm.
Er musste sich unbedingt wieder in den Griff bekommen. Gerade jetzt war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um Sex ins Spiel kommen zu lassen. Nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Jane MacGuire.
Je weiter er sie von sich fern halten konnte, umso größer war ihre Chance, am Leben zu bleiben.
»Sie schläft.« Eve kam aus dem Hotelzimmer in den Aufenthaltsraum. »Der Arzt hat ihr ein so starkes Beruhigungsmittel verabreicht, dass er damit einen Elefanten ins Land der Träume schicken
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