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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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da sie Du Roy, der sie respektvoll begrüßt hatte, mit leiser Stimme sagte: »Sie sind das gemeinste Wesen, das ich je gekannt habe, reden Sie mich nie mehr an, denn ich werde Ihnen doch nicht antworten.« — Seit jenem Tag litt sie die furchtbarsten und unerträglichsten Qualen. Sie haßte Suzanne mit scharfem, bitterstem Haß, mit einer verzweifelten Leidenschaft und einer verzehrenden Eifersucht, der seltsamen Eifersucht einer Mutter und zugleich einer Geliebten, einem Gefühl, das sie nicht eingestehen konnte und das wie eine klaffende Wunde brannte.
    Und nun wurden sie von einem Bischof getraut, ihre Tochter und ihr Geliebter, in der Kirche in Gegenwart von 2000 Menschen und vor ihren Augen! Sie konnte nichts sagen! Sie konnte es nicht verhindern! Sie konnte nicht laut aufschreien: »Er gehört mir, dieser Mann, er ist mein Geliebter! Dieser Bund, den ihr segnet, ist eine Niedertracht!«
    Einige Damen waren gerührt und flüsterten:
    »Wie ist die arme Mutter aufgeregt.«
    Der Bischof sagte:
    »Sie gehören zu den Glücklichen der Erde, zu den Reichsten und Angesehensten. Sie, mein Herr, dessen Talent Sie über die anderen erhoben, die Sie schreiben, belehren, beraten und das Volk leiten, Sie haben einen herrlichen Beruf zu erfüllen, ein schönes Beispiel zu geben ...«
    Du Roy hörte diesen Worten zu und war von Stolz berauscht. Ein Prälat der römischen Kirche, der so zu ihm sprach. Und er fühlte hinter seinem Rücken die Menge, eine vornehme, erlauchte Menge, die seinetwegen gekommen war. Und es war ihm, als trüge und erhöbe ihn eine geheimnisvolle Kraft.
    Er wurde nun einer der Herren dieser Erde. Er, der Sohn zweier armer Bauern aus Canteleu. Und er sah sie plötzlich in ihrer niedrigen Wirtsstube, hoch oben auf dem Bergkamm über dem Tal von Rouen; er sah seinen Vater und seine Mutter, wie sie den Bauern der Umgegend zu trinken gaben.
    Er hatte ihnen 5000 Francs geschickt, als er den Grafen de Vaudrec beerbte. Nun würde er ihnen 50000 Francs schicken, sie würden sich ein kleines Landgut kaufen. Sie würden zufrieden und glücklich sein.
    Der Bischof hatte seine Ansprache beendet. Ein Priester in goldbestickter Stola stieg die Stufen zum Altar hinauf. Und die Orgel verkündete wieder die Herrlichkeit der Neuvermählten.
    Es waren langgezogene, gewaltige, schwellende Klänge wie Meereswogen; sie schallten so mächtig, als müßten sie das Gewölbe hochheben und sprengen, um gegen den blauen Himmel emporzusteigen. Ihre bebenden Klänge erfüllten die ganze Kirche und ließen die Herzen erzittern. Auf einmal wurden sie stiller, und leichte, flüchtige Klänge schwebten in der Luft und berührten das Ohr wie ein leiser Hauch. Es waren graziöse, leichte, sprudelnde Gesänge, die wie Vogelgezwitscher klangen; und wieder schwoll diese anmutige Musik, breitete sich aus, gewaltig, voll und mächtig, wie wenn ein Sandkorn sich in ein ungeheueres Weltall verwandelte.
    Dann erhoben sich menschliche Stimmen und glitten über die gebeugten Köpfe der Versammelten dahin. Vauri und Landeck von der Oper sangen. Der Weihrauch verbreitete einen zarten Harzduft und auf dem Altar wurde das Meßopfer vollzogen. Der Gottesmensch stieg auf den Ruf des Priesters auf die Erde hinab, um den Triumph des Barons Georges Du Roy zu segnen.
    Bel-Ami kniete mit gesenktem Kopf neben Suzanne. In diesem Augenblick fühlte er sich beinahe gläubig, beinahe fromm, voll Dankbarkeit für die Gottheit, die ihn so begünstigt und so rücksichtsvoll behandelt hatte. Und ohne recht zu wissen, an wen er sein Gebet richtete, dankte er für seinen Erfolg.
    Als der Gottesdienst zu Ende war, richtete er sich auf, reichte seiner Gemahlin den Arm und ging mit ihr in die Sakristei. Und nun begannen die endlosen Gratulationen. Georges war wahnsinnig vor Freude und hielt sich für einen König, dem das Volk zujauchzte. Er drückte die Hände, stammelte nichtssagende Worte, grüßte und antwortete auf die Glückwünsche: »Ich danke herzlichst.«
    Plötzlich erblickte er Madame de Marelle, und die Erinnerung an all die Küsse, die er ihr gegeben und die sie ihm erwidert hatte, die Erinnerungen an alle die Zärtlichkeiten und Liebkosungen, an den Klang ihrer Stimme und an den Reiz ihrer Lippen, — alles das ließ sein Blut heiß durch die Adern rinnen und wieder überfiel ihn ein jähes Verlangen, sie zu besitzen.
    Sie war hübsch, elegant, mit ihrer kecken Art und ihren lebhaften Augen. Georges dachte: »Aber sie ist doch eine reizende

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