Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
das tote Kaninchen und wandte mich den anderen zu. »Kommt jemand mit?«
    Betretenes Schweigen.
    Ricky sagte: »Was willst du mit dem Beutel?«
    »Das Kaninchen holen.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte Ricky. »Du kannst von mir aus da rausgehen, das ist deine Sache. Aber du bringst das Kaninchen nicht hier rein.«
    »Du machst wohl Witze«, sagte ich.
    »Absolut nicht. Hier drin gilt allerhöchste Sauberkeitsstufe, Jack. Das Kaninchen ist dreckig. Es kommt mir nicht hier rein.«
    »Also schön, dann bringen wir es in Maes Labor und …«
    »Ausgeschlossen, Jack. Tut mir Leid. Es kommt nicht durch die erste Luftschleuse.«
    Ich blickte die anderen an. Sie nickten alle zustimmend.
    »Na gut. Dann untersuche ich es eben draußen.«
    »Du willst wirklich da raus?«
    »Ja, klar.« Ich blickte die anderen nacheinander an. »Hört zu,
    Leute, ich glaube, ihr macht euch grundlos ins Hemd. Die Wolke ist nicht gefährlich. Und ja, ich gehe da raus.« Ich wandte mich an Mae. »Hast du vielleicht ein Sezierbesteck …«
    »Ich komme mit«, sagte sie rasch.
    »Schön. Danke.« Ich war überrascht, dass Mae sich als Erste meiner Überzeugung anzuschließen schien. Aber als Feldbiologin konnte sie die Risiken der realen Welt wahrscheinlich besser abschätzen. Jedenfalls löste ihre Entscheidung ein wenig die Anspannung im Raum; die anderen wurden sichtlich lockerer. Mae ging, um das Sezierbesteck und ein paar Laborgeräte zu holen. In diesem Moment klingelte das Telefon. Vince ging dran und wandte sich dann an mich. »Kennen Sie eine Dr. Ellen Forman?«
    »Ja.« Es war meine Schwester.
    »Sie ist in der Leitung.« Vince reichte mir den Hörer und trat zur Seite. Ich war plötzlich nervös. Ich sah auf meine Uhr. Es war elf Uhr vormittags, Zeit für Amandas Schläfchen. Eigentlich müsste sie jetzt schon in ihrem Bett liegen. Dann fiel mir ein, dass ich meiner Schwester versprochen hatte, sie um elf anzurufen, um zu hören, ob sie klarkam.
    Ich sagte: »Hallo? Ellen? Ist alles in Ordnung?«
    »Klar. Sicher.« Ein langer, langer Seufzer. »Alles bestens. Ich weiß bloß nicht, wie du das alles schaffst.«
    »Müde?«
    »Ungefähr so müde wie noch nie in meinem Leben.«
    »Die Kinder gut in die Schule gekommen?«
    Wieder ein Seufzen. »Ja. Im Wagen hat Eric Nicole auf den Rücken gehauen und sie hat ihm eins aufs Ohr gegeben.«
    »Du musst dazwischengehen, wenn sie mit so was anfangen, Ellen.«
    »Ich lerne ja noch«, erwiderte sie matt.
    »Und die Kleine? Was macht ihr Ausschlag?«
    »Besser. Ich nehm die Salbe.«
    »Das Geschäft erledigt?«
    »Geschäft? Sollte ich was erledigen?«
    »Nein, nein«, sagte ich. Ich wandte mich von der Gruppe ab, senkte die Stimme. »Ich meine, hat sie Aa gemacht?«
    Hinter mir hörte ich Charley Davenport kichern.
    »Ergiebig«, sagte Ellen. »Sie schläft jetzt. Ich war mit ihr auf dem Spielplatz. Das hat sie schön müde gemacht. Im Haus ist alles in Ordnung. Nur der Boiler ist kaputt, aber ich hab schon den Handwerker bestellt.«
    »Schön, schön … Äh, Ellen, ich hab jetzt gar keine Zeit …«
    »Jack? Julia hat vor ein paar Minuten aus dem Krankenhaus angerufen. Sie wollte dich sprechen.«
    »Ja …«
    »Als ich ihr gesagt hab, du bist in Nevada, hat sie sich ziemlich aufgeregt.«
    »Ach ja?«
    »Sie hat gesagt, du würdest das nicht verstehen. Und du würdest alles nur schlimmer machen. So ungefähr. Ich glaube, du rufst sie besser an. Sie klang aufgebracht.«
    »Gut. Ich ruf sie an.«
    »Wie läuft’s denn bei dir? Kommst du heute Abend zurück?«
    »Heute Abend noch nicht«, sagte ich. »Irgendwann morgen Vormittag. Ellen, ich muss jetzt Schluss machen …«
    »Ruf die Kinder heute Abend an, wenn du kannst, so zur Abendessenszeit. Sie würden sich freuen. Tante Ellen ist ja ganz nett, aber sie ist nun mal nicht Dad. Du weißt schon.«
    »In Ordnung. Ihr esst um sechs?«
    »Um den Dreh.«
    Ich sagte, ich würde versuchen anzurufen, und legte auf.
    Mae und ich befanden uns vor den Doppelglaswänden der äußeren Luftschleuse, direkt am Eingang des Gebäudes. Durch das Glas hindurch konnte ich die dicke, stählerne Brandschutztür erkennen, die nach draußen führte. Ricky stand neben uns, finster und nervös, und sah zu, wie wir die letzten Vorbereitungen trafen.
    »Ist das denn wirklich nötig? Dass ihr nach draußen geht?«
    »Es ist unbedingt nötig.«
    »Wartet doch lieber, bis es dunkel wird.«
    »Dann ist das Kaninchen nicht mehr da«, erwiderte ich. »Bis es dunkel wird, haben sich

Weitere Kostenlose Bücher