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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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schüttelt er den Kopf, als könnte er es einfach nicht fassen. »Wow, das gibt’s doch nicht.«

    Ich nicke.
    »Komm her.«
    Ich vergrabe mich an seiner Schulter. Es tröstet mich, so als könnte davon alles gut werden. Er schlingt einen Arm um mich und lässt den anderen meinen Rücken raufwandern, um meinen Nacken zu streicheln. Seine Hand ist warm. Vor zwei Stunden kannte ich noch nicht mal seinen Namen.
    Vielleicht müssen wir nicht miteinander schlafen. Vielleicht können wir uns bloß hinlegen und kuscheln, eng umschlungen unter dem Federbett einschlafen. Vielleicht werden wir uns verlieben. Er wird eine Heilmethode ausfindig machen, und ich werde ewig leben.
    Aber nein. »Hast du Kondome?«, flüstert er. »Meine sind alle.«
    Ich taste nach Zoeys Tasche und kippe sie zu unseren Füßen auf dem Boden aus, und er greift zu, legt das Kondom auf dem Nachttisch bereit und zieht sich die Socken aus.
    Langsam ziehe ich meinen BH aus. Noch nie habe ich mich einem Jungen nackt gezeigt. Er sieht mich an, als wollte er mich fressen und wüsste nur nicht, wo anfangen. Ich höre mein Herz wummern. Er kämpft damit, die Unterhose über seinen Ständer runterzuziehen. Ich ziehe meinen Slip aus und merke, dass ich zittere. Wir sind beide nackt. Ich muss an Adam und Eva denken.
    »Ist schon in Ordnung«, sagt er, als er mich an der Hand nimmt und zum Bett führt, die Decke wegzieht und mit mir reinsteigt. Es ist ein Schiff. Es ist eine Höhle. Es ist ein Versteck.
    »Es wird dir gefallen«, sagt er.
    Wir küssen uns, erst langsam, während er mit den Fingern langsam die Konturen meiner Knochen nachzieht. Ich mag es – wie behutsam wir miteinander umgehen, wie sanft bei Kerzenschein. Aber lange hält das nicht an. Seine Küsse werden fordernder, er stößt rasch mit der Zunge, als könnte er nicht nah
genug kommen. Jetzt werden auch seine Hände eifrig, er drückt und reibt an mir rum. Sucht er nach etwas Bestimmtem? Andauernd sagt er »o ja, o ja«, aber ich glaube nicht, dass er mich damit meint. Seine Augen sind geschlossen, den Mund hat er voll mit meiner Brust.
    »Sieh mich an«, sage ich ihm. »Ich will, dass du mich ansiehst.«
    Er stützt sich auf einen Ellbogen. »Was?«
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Du machst das schon.« Seine Augen sind so dunkel, dass ich ihn nicht wiedererkenne. So als hätte er sich in jemand anderes verwandelt, wäre nicht einmal mehr der halbfremde Mann, der er noch vor ein paar Minuten war. »Es ist alles okay.«
    Und wieder küsst er meinen Rücken, meine Brüste, meinen Bauch, bis sein Gesicht erneut aus meinem Blickfeld verschwindet.
    Auch mit den Händen arbeitet er sich nach unten vor, und ich weiß nicht, wie ich ihm sagen soll, dass ich das nicht will. Ich rücke mit den Hüften von ihm ab, aber er hört nicht auf. Seine Finger zucken zwischen meinen Beinen, und ich schnappe vor Schreck nach Luft, weil das noch nie jemand mit mir gemacht hat.
    Was stimmt nicht mit mir, dass ich nicht weiß, wie man so etwas macht? Ich habe gedacht, ich wüsste, was zu tun wäre, was passieren würde. Aber das hier findet ohne mich statt, so als würde Jake mich steuern, obwohl ich doch die Kontrolle haben sollte.
    Ich klammere mich an ihn, schlinge ihm meine Hände um den Rücken und klopfe ihn dort wie einen Hund, den ich nicht verstehe.
    Vorsichtig richtet er sich im Bett auf und setzt sich.
    »Alles klar?«
    Ich nicke. Er langt zum Tisch rüber, wo er das Kondom abgelegt
hat. Ich sehe ihm zu, wie er es sich überzieht. Flink geht das. Er hat Übung.
    »Bereit?«
    Ich nicke wieder. Was anderes kommt mir unhöflich vor.
    Er legt sich hin, spreizt meine Beine mit seinem, presst sich näher ran, sein Gewicht auf mir drauf. Bald werde ich ihn in mir spüren, und dann werde ich wissen, was die ganze Aufregung soll. Das hier war meine Idee.
    Mir fällt eine Menge auf, während sich die roten Digitalziffern auf seinem Wecker von 3:15 bis 3:19 bewegen. Zum Beispiel, dass seine Schuhe umgekippt neben der Tür liegen. Dass die Tür nicht richtig zu ist. Dass ein merkwürdiger Schatten hinten in der Ecke an der Decke wie ein Gesicht aussieht. Ich denke an einen dicken Mann, den ich einmal schwitzen sah, als er unsere Straße langgejoggt ist. Ich denke an einen Apfel. Ich denke, ein sicherer Platz wäre unter dem Bett oder mit meinem Kopf auf dem Schoß meiner Mutter.
    Auf seine Arme gestützt, bewegt er sich langsam über mir, das Gesicht zu einer Seite gedreht, die Augen fest geschlossen.

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