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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Balkontür auf. Das Erste, was er sah, war ein umgestürzter Sessel. Das Zweite war Martin, der mit weit aufgerissenen Augen auf seinem Bett lag.
    »Martin, was ist los?«
    Er fasste Martin unter den Armen und zog ihn hoch. Schüttelte seinen schmächtigen Körper, damit er aufwachte. Dann hob er ihn vom Bett und entdeckte einen großen Blutfleck, der immer größer wurde. Das Bettzeug durchnässte. Er unterdrückte einen Schrei und ließ Martin angewidert wieder los. Aus dem leblosen Körper war warmes Blut gesickert und über seine Hände gelaufen.
    Was war passiert? Und wo war Bente?
    Ansgar schaute sich um. Erst jetzt sah er das Blut an den Wänden und auf dem graumelierten Teppichboden. Die Spuren erstreckten sich von der Sofaecke über den Flur bis zum Badezimmer. Die Zimmertür war angelehnt, der Türgriff ebenfalls blutverschmiert.
    Was zum Teufel war hier passiert, während er seine letzte Zigarette geraucht hatte?
    Ansgar wollte Bente erneut rufen, hörte jedoch im selben Moment ein Geräusch aus dem Bad. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. War sie das? Oder waren es diejenigen, die Martin überfallen hatten, und jetzt darauf warteten, dasselbe mit ihm tun zu können?
    Einen Moment lang stand Ansgar verwirrt vor der verschlossenen Badezimmertür. Sollte er über den Balkon flüchten? Doch dann hörte er ein Jammern.
    Er riss die Tür auf und blickte direkt in Bentes schreckerfüllte Augen. Sie kniete in der Duschkabine. Die Fliesen unter ihr waren von ihrem Blut bedeckt. Es sah aus, als würde es direkt aus ihrem Unterschenkel in den Abfluss laufen.
    Bentes Klagen wurde lauter, als sie ihn sah. Sie schüttelte hastig den Kopf, als wollte sie ihn dazu bewegen, von hier zu verschwinden, konnte aber nichts sagen. Trotzdem kam er näher.
    Erst als er ihr aufhelfen wollte, bemerkte er den dunklen Schatten im Spiegel gegenüber.
    Er drehte sich halb um. Holte zu einem Schlag aus, spürte jedoch schon im selben Moment einen stechenden Schmerz in der Ferse.
    Und dann gaben die Beine unter ihm nach.
    *
    Die Haftanstalt Vestre Fængsel türmte sich direkt vor ihnen auf, dahinter breitete sich der riesige Friedhof bis zum Sjælør Boulevard aus.
    »Es sind höchstens noch zehn Minuten«, sagte Kraus zu Linnea. »Aber wir hätten die Vasbygade nehmen sollen.«
    Sie bogen an der Kreuzung links in den Enghavevej ab, der kaum befahrbar war. Parkende Lkw und zerfurchte Schneemassen verengten die ohnehin schon schmale Straße zusätzlich, und Linnea nickte, ohne Kraus richtig zuzuhören. Sie kochte vor Wut. In erster Linie über Thor, der sie in eine Situation brachte, die ihre Kompetenz überstieg – und der noch dazu so feige gewesen war, Kraus als Mittelsmann einzusetzen. Sie war nicht dafür ausgebildet, mit einer psychisch labilen oder sogar psychotischen Person umzugehen. Und der Gedanke an Anisa verstärkte Linneas Zorn nur umso mehr. Anisa Farah war nicht nur missbraucht worden, sie war noch dazu ein Opfer, das erneut geopfert worden war. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit war kaum zu ertragen. Am meisten aber richtete sich ihr Zorn gegen Gunnerus. Auch wenn sie ihn nur flüchtig kannte – sie hätte ihn nie für einen Verräter gehalten. Was war mit all seinen schönen Idealen? Waren sie nur eine Fassade, hinter der sich ein unfassbar zynischer Mensch verbarg?
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto besser passten die Puzzleteile zusammen. Anisa war als Mörderin keineswegs undenkbar. Zum einen wegen der unbändigen Wut, die bei beiden Morden im Spiel gewesen war, zum anderen wegen der durchtrennten Achillessehnen. Wenn Anisa in eine extreme Stresssituation gedrängt worden oder manipuliert worden war, konnte das durchaus zu einer solchen Form von Regression geführt haben. Anisa hatte – ob bewusst oder in Trance – genauso getötet, wie sie es aus ihrer Zeit als Kindersoldatin gewohnt war. Deshalb erinnerten die Verletzungen so sehr an jene, die Linnea an den drei Dänen aus Mogadischu gesehen hatte. Nicht weil der Mörder derselbe war, sondern weil die Methode denselben Ursprung hatte.
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Kraus auf den Funkruf eines Streifenwagens reagierte.
    »Wir sind bei Ved Slusen angekommen«, ließen die Kollegen verlauten. »Die Lage scheint ruhig, wir warten am Ende des Wegs.«
    »Verstanden«, antwortete Kraus. »Thor müsste jetzt auch da sein, also wartet erst mal auf ihn. Ich rufe ihn an und gebe Bescheid, dass wir auch bald da sind. Sonst noch was?«
    »Ja,

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