Happy End in Mailand
PROLOG
Arabella Gable nahm ihren Sitzplatz hinter zwei anderen Models ein und wartete darauf, dass das Flugzeug abhob. Je weiter sie Italien hinter sich ließen, desto mehr fiel die Anspannung von ihr ab.
Endlich war ihre zweite Reise in dieses Land vorüber, die Gage für die Modenschau war längst auf ihrem Konto eingegangen, und ihre Schwestern und sie konnten davon leben. Von nun an würde sie nur noch in Australien arbeiten. Nach Italien brachten sie jedenfalls keine zehn Pferde mehr. Das Land war wunderschön, doch die Erinnerung an Luchino, den Fehler ihres Lebens, war auch nach über einem Jahr immer noch lebendig. Er hatte sie belogen und betrogen.
Eine Stewardess verteilte Kopfhörer für die Passagiere, die Musik hören wollten. Bella nahm ein Set und nickte der jungen Frau zum Dank zu.
„Ich kann nicht glauben, dass ich ihn gesehen habe, Karen.“ Die beiden Models auf den Sitzen vor ihr unterhielten sich lautstark.
„Ich bin so neidisch. Anscheinend reist er jetzt durch ganz Europa. Und du Glückspilz läufst ihm in Neapel über den Weg.“
Bella interessierte sich nicht für ihr Gespräch. Sie sah aus dem Fenster und wünschte, sie wäre schon zu Hause bei ihren Schwestern in dem gemütlichen Apartment in Melbourne. Ging es den beiden gut? Waren sie wirklich mit dem Geld ausgekommen, oder hatten sie sie nur beruhigt, damit sie sich keine Sorgen machte?
„Ja, ich habe ‚Mr. Diamonds‘ höchstpersönlich gesehen! Nicht den älteren Bruder. Wen interessiert der schon. Nein, Luc Montichelli …“ Karen kicherte. „Mir darf er jedenfalls jederzeit seine Ausstellungsstücke zeigen.“
Mr. Diamonds? Luc Montichelli? Bella stockte der Atem. Selbst die Sorge um ihre Schwestern rückte für einen Moment in den Hintergrund. Luchino war in Neapel gewesen, genau da, wo sie ihm jederzeit hätte begegnen können?
Dabei hatte sie sich so sicher gefühlt, hatte ihn in Mailand gewähnt, wo er lebte. Hätte sie das gewusst, wäre sie nicht hergekommen. Doch sie hatte das Geld dringend gebraucht. Bella hasste, was allein der Name dieses Mannes in ihr auslöste.
Ich bin über ihn hinweg. Es tut nicht mehr weh.
Grundgütiger. Sie hätte ihm begegnen können, ihm und seiner Frau samt Kind …
Ahnungslos setzten die Models ihr Gespräch fort, plauderten über sein gutes Aussehen und seinen Reichtum. All das wollte Bella gar nicht hören.
Sich auf Luchino einzulassen war der schlimmste, schmerzhafteste Fehler ihres Lebens gewesen.
Lareen seufzte. „Ich weiß nicht, ob ich wirklich was mit ihm zu tun haben wollte.“
„Warum nicht?“
„Weil er so skrupellos ist“, erklärte sie. „Ich habe gehört, er hat sich von seiner Frau scheiden und ihr das Sorgerecht für das Kind entziehen lassen. Und dann hat er die Kleine in ein entlegenes Dorf gebracht, wo sie von einer Kinderfrau aufgezogen wird. Das ist doch wirklich kaltblütig.“
„Wirklich?“, entfuhr es Karen. „Wieso hat er sich scheiden lassen?“
„Ich bin nicht sicher, aber sie sind schon seit Monaten getrennt.“ Lareen schwieg einen Moment lang. „Er ist nicht mehr derselbe wie früher. Das habe ich gleich bemerkt, als ich ihn gesehen habe. Da ist so ein Zorn in seinem Blick …“
Bella saß ganz still. Ihr Herz raste. Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Schon dass Lucs Ehe am Ende war, schockierte sie zutiefst. Aber das Kind der Mutter wegzunehmen und es nicht einmal selbst aufzuziehen, das war unverzeihlich. Es brach ihr das Herz, denn sie wusste aus eigener Erfahrung, wie sehr das schmerzte.
Lareen fuhr fort: „Bestimmt hat er seiner Frau das Kind weggenommen, um sie zu bestrafen. Scheidungen können ganz schön abscheulich sein.“
„Bist du wirklich sicher, dass das stimmt?“
Bella verkrampfte die Hände im Schoß. Sie spürte immer noch, wie es gewesen war, als ihre Eltern sie und ihre Schwestern einfach verlassen hatten. Und obwohl er ihr vor einem Jahr verschwiegen hatte, dass er verheiratet war, wollte sie nicht glauben, dass Luchino seinem Kind das antun konnte.
Sie wollte nicht glauben, dass irgendein Mensch so etwas einfach so tun konnte.
Sie selbst hatte versucht, ihre Schwestern vor dem Schlimmsten zu bewahren, ihnen die Sorgen um Essen und Unterkunft zu ersparen, doch sie waren nicht dumm. Sie wussten Bescheid, und dass sie spürte, wie sehr sie litten, machte es für Bella noch schwerer. Ihr höchstes Ziel war es gewesen, sie zu beschützen und ihnen ein Zuhause zu schenken.
Zorn wallte in ihr auf. Und
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