Bewahre meinen Traum
„Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke“, sagte Angela.
Nina stellte Sonnet wieder auf den Boden. „Geh noch ein bisschen mit Jenny auf der Schaukel spielen, Süße.“ Als das kleine Mädchen fortlief, wandte Nina sich an Angela. „Ich weiß, dass die ganze Situation unangenehm ist. Ich habe Laurence schon erklärt, dass ich keinen Ärger machen will“, sagte sie. „Ich will nur, dass meine Tochter weiß, wer ihr Vater ist.“
„Natürlich.“ Angela hatte eine angenehme Stimme, wie eine Bühnenschauspielerin. Sie war außergewöhnlich ruhig und kam Nina seltsam bekannt vor.
Nina nahm an, dass Laurence sie so gut wie möglich auf dieses Treffen vorbereitet hatte. „Wie Laurence und du mit all dem umgehen wollt, ist alleine eure Sache. Ich erhebe keine Forderungen.“
„Allerdings.“
„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir uns schon mal begegnet sind.“ Nina hatte außerdem das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, was sie höllisch nervte. Sie schuldete niemandem eine Erklärung oder Entschuldigung. „Kann das sein?“
„Angelas Vater ist Reverend George Simon Hancock“, sagte Laurence voller Stolz. „Sie half bei seinen Gottesdiensten, also hast du sie vielleicht schon mal im Fernsehen gesehen.“
„Ja, vielleicht“, sagte Nina, obwohl sie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, dass sie sich niemals Gottesdienste im Fernsehen anschaute. Aber sie erinnerte sich daran, dass sie großzügig sein wollte. Immerhin hatte sie Sonnet und Laurence nicht. Also war es nur fair, dass er jemanden wie Angela bekommen würde – wunderschön, berühmt und die Tochter eines bekannten Kirchenmannes. „Ich hoffe, ihr zwei werdet sehr glücklich miteinander.“ Sie wandte sich an Laurence. „Alles, was ich gesagt habe, habe ich auch so gemeint. Ich will nichts weiter, als dass Sonnet weiß, wer du bist. Was du den Leuten erzählst, liegt ganz allein bei dir.“ Auch wenn sie zugeben musste, dass sie es sehr interessant fände, zu sehen, wie er dem berühmten Reverend Hancock beichtete, dass er ein Kind mit einer weißen Frau hatte. „Ich dachte, du möchtest ihr vielleicht einen Brief schreiben, den sie lesen kann, wenn sie alt genug ist, ihn zu verstehen. Und vielleicht könntest du sie ab und zu besuchen – wenn sie es will“, sagte sie. „Das wird genug sein.“
Sie sah, wie sich seine Hand zu einer Faust ballte. Es war die Hand, die den Granat hielt. Er schaute zu Sonnet hinüber, und in seinen Augen schwammen Tränen, aber sie fielen nicht. Es muss so schmerzhaft sein, dachte Nina, sie zurückzuhalten.
„Es wird niemals genug sein“, sagte er still.
„Doch“, widersprach Angela und hakte sich bei ihm unter. „Das wird es.“
9. TEIL
Heute
Regelmäßige Besucher können den Wechsel der Jahreszeiten beobachten. Zu jeder Zeit des Jahres trägt die sich stets verändernde Landschaft ein anderes Kleid – die zarten Knospen im Frühling, die Blumen des Hochsommers, extravagante Blätterkleider im Herbst oder eine geräuschlose Decke aus Schnee im Winter. Die King Arthur Suite ist eines der beliebtesten Zimmer. Ihr großes Erkerfenster bildet den perfekten Rahmen für die Natur. Der Raum ist möbliert mit einem weißen Eisenbett, zu dem eine handgemachte Steppdecke und passende Kissen gehören. Eine imposante Anrichte verbirgt eine Bar mit feinstem Portwein und einer exklusiven Auswahl Single-Barrel-Whiskeys.
Das Badezimmer ist mit einer Whirlpoolbadewanne ausgestattet, die zu einem ausgiebigen Bad einlädt. Um die Entspannung vollkommen zu machen, gibt man drei Tropfen Lavendelöl, zwei Tropfen Weihrauch und zwei Tropfen Petitgrain – ein aus Zitrusblättern gewonnenes Öl – ins warme Badewasser.
15. KAPITEL
B ist du sicher, dass es das Richtige ist?“ Daisys Stift schwebte über der Unterschriftenzeile ihres Briefes an Logan O’Donnell.
Die beinahe klerikale Atmosphäre des Bankgebäudes wirkte auf Greg bedrückend. Das antike, gotische Gebäude mit seinen hohen Decken und Marmorböden war zwar ein willkommener Zufluchtsort vor der Hitze des Sommers, aber die Nervosität trieb Greg trotzdem Schweißperlen auf die Stirn. Die, und der Anzug, den er trug. Es erschien ihm nur richtig, für diesen Anlass einen Anzug zu tragen. Daisy hatte einen Brief geschrieben, um O’Donnell darüber zu informieren, dass er der biologische Vater ihres Kindes war. Wenn er es verlangte, würde sie einem DNA-Test zustimmen. Sie entband ihn von allen legalen und finanziellen
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