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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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die Vorstellung ersparen, dass ich den ganzen Sommer lang eingesperrt war –, »und im Herbst kehre ich nicht an die Schule zurück. Ich weiß nicht, ob du es gehört hast, aber ich wurde der Schule verwiesen. Du … ich habe dich wirklich geliebt.«
    »Nur jetzt nicht mehr«, sagte er ausdruckslos.
    Ich nickte und ging. Ich fürchtete, wenn ich noch etwas sagte, würde ich mich verraten.
    Ich lief nach unten in Wins Zimmer, um Natty abzuholen. »Wir müssen los«, sagte ich und griff nach ihrer Hand.
    »Wo ist Win?«, wollte sie wissen.
    »Er …« Und jetzt die nächste Lüge. Damit Natty mir nicht so viele Fragen stellte. »Er hat mit mir Schluss gemacht.«
    »Das glaube ich nicht!«, rief sie und entzog mir ihre Hand.
    Niemand glaubte mir. »Aber es ist wahr, glaub mir«, erwiderte ich. »Er hat gesagt, er hätte jemand anders kennengelernt. Eine Krankenschwester.«
    »Dann hasse ich ihn«, beschloss Natty. »Ich werde Win Delacroix bis zum Endes meines Lebens hassen.«
    Sie nahm meine Hand, und wir gingen zurück in unsere Wohnung. »Ist nicht so schlimm«, sagte sie. »Du lernst bestimmt in Washington jemand anders kennen.«
    Ich hatte nicht den Mut gehabt, Natty zu erzählen, dass ich nach Liberty musste. Miss Bellevoir hatte über Nattys Lager gesagt, es sei »fernab vom Rest der Welt«, so dass Natty nicht herausfinden würde, wo ich mich aufhielt, bis sie zurückkam und merkte, dass ich nicht da war. (In der vierwöchigen Lücke zwischen ihrer Rückkehr und meiner Entlassung würde Imogen auf sie aufpassen.) Meine Rechtfertigung für diese Lüge war, dass Natty bereits ein sehr schweres Jahr gehabt hatte: Leos Verschwinden, Nanas Tod und der ganze Rest. Sie sollte glauben, ich würde mich im Sommerlager amüsieren. Ich wollte, dass sie unbeschwert ihren Spaß hatte und das kleine Genie sein konnte, zu dem sie bestimmt war, ohne dass sie sich um ihre große Schwester im Erziehungsheim sorgte. Ich wollte, dass sie den Sommer hatte, den ich vielleicht bekommen hätte, wenn alles nur ein bisschen anders gelaufen wäre.

XX.
    Ich bestelle mein Haus und werde wieder nach Liberty gebracht
    Am ersten Montag im Juni brach Natty mit Miss Bellevoir zum Hochbegabten-Lager auf.
    Entsprechend unserer Vereinbarung gab Charles Delacroix meine Strafe am Dienstag in den Medien bekannt, und zwar zum Ende einer Pressekonferenz, in der es in erster Linie um Fragen ging, die seine vor kurzem verkündete Kandidatur betrafen. »Da Miss Balanchine noch minderjährig ist«, sagte er, »erhält sie eine relativ milde Strafe von neunzig Tagen in der Jugendeinrichtung Liberty. Wir wollen nicht vergessen, dass sie die Waffe zur Selbstverteidigung benutzte und in der Nacht auch ein Leben rettete. Ein Leben, das mir sehr am Herzen liegt.«
    »Mr. Delacroix«, rief ein Journalist. »Ist Miss Balanchine noch mit Ihrem Sohn befreundet?«
    »Leider nicht mehr!«, erwiderte er. »Meine Quellen haben mir berichtet, sie hätte einen neuen Freund gefunden. Solche Jugendlieben haben noch nie sehr lange gehalten.« Seine Stimme klang heiter, als er das sagte, und ich hasste ihn dafür.
    Ein anderer Reporter fragte: »Stimmt es, dass Jakov Piroschki bei den Verhören wegen der Schüsse auf Ihren Sohn auch gestanden hat, für die Vergiftung der Balanchine-Schokolade verantwortlich zu sein?«
    »Rechnen Sie mit einer Verlautbarung in dieser Frage innerhalb der nächsten Tage«, erwiderte Mr. Delacroix. »Aber es stimmt.«
    Es war also Jacks gewesen. Auch wenn er das Gegenteil geschworen und meinem Bruder eingeredet hatte, es sei Mickey gewesen, war diese Nachricht nicht besonders überraschend für mich. Jacks hätte alles getan, was er konnte, um seine Stellung in der Familie zu verbessern. Ich nahm an, dazu gehörte auch der besonders abstoßende Plan, Leo dazu zu bringen, auf Yuri Balanchine zu schießen, obwohl er Jacks’ eigener Vater war. Yuris Herz war schwer beschädigt, doch er hatte sich mehr oder weniger erholt. Nach Jacks’ Beichte hatte ich das Gefühl, es sei an der Zeit, meinen Ruf wiederherzustellen, auch um meine und Nattys Sicherheit zu vergrößern.
    Für den Mittwoch berief ich ein Gipfeltreffen mit Yuri, Mickey und den anderen Balanchines ein.
    Mr. Kipling begleitete mich. Bevor wir das Haus betraten, hielt er an und fragte er mich: »Bist du sicher, dass du das machen willst?«
    Ich bejahte.
    In den Monaten seit der Schießerei waren die Sicherheitsmaßnahmen im Pool besonders aufwendig geworden; Mr. Kipling und ich wurden

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