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Black Jesus

Black Jesus

Titel: Black Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Felice
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Nachdem sie sich den Pelzmantel zurechtgerückt und noch einmal knallroten Lippenstift aufgetragen hat, klopft sie und hört ein gemurmeltes »Eine Minute, bitte«. In seiner Stimme glaubt sie Unsicherheit und einen Hauch Paranoia auszumachen – als sei er gerade bei einer unsittlichen Tätigkeit ertappt worden.
    Als er schließlich zur Tür kommt, sie mit einem klirrenden Schlüsselbund aufschließt und plötzlich diesem Callgirl in ihrer billigen raubkatzenhaften Herrlichkeit gegenübersteht, schießt ihm als Erstes durch den Kopf: O mein Gott! Diese »Erschaffe dir deine eigene Realität«-Hörbücher scheinen tatsächlich zu funktionieren.
    »Kommen Sie doch rein«, sagt der Heimleiter und steckt, als sie mit ihrer Kuchenschachtel an ihm vor beirauscht, schnell noch einmal seinen Glatzkopf auf den Gang, um wirklich sicherzugehen, dass die Luft rein ist. Dann schließt er die Tür von innen ab.
    »Welchem Umstand habe ich das Vergnügen zu verdanken?«, sagt er, lehnt sich in seinem schwarzen Drehstuhl zurück und verschränkt die Hände auf dem Schoß. Die Wandverkleidung scheint aus echten Holzpanelen zu bestehen, ist aber natürlich nur Imitat. Und der Mann selbst sieht so aus, als habe er so viele fade Stunden in diesem Zimmer verbracht, dass seine Physiognomie bereits den gleichen nichtssagenden Ausdruck angenommen hat wie der Flokati auf dem Boden, das altmodische Telefon auf dem Schreibtisch, der schlüpfrig-obszöne Briefbeschwerer und die unästhetische Rolle Fliegenpapier, die von der Decke baumelt. All seine Urkunden hängen fein säuberlich an der Wand. Seine Hörbücher im Regal sind penibel geordnet. Keine Frage: Er ist ein außergewöhnlich pedantischer Mann. Alles befindet sich an seinem Platz. Und doch scheint seine Welt völlig aus den Fugen geraten zu sein.
    Unsere Heldin verliert keine Zeit. Mit professioneller Routine entledigt sie sich ihres Hasenpelzes und präsentiert die Reizwäsche, die sie sich für diese Gelegenheit ausgesucht hat, die nackte Haut darunter und schließlich das geheimnisumrankte Dreieck unter ihrem blassen Bauch.
    »Sie müssen in einem früheren Leben wohl etwas Exorbitantes geleistet haben«, schnurrt sie – und bittet inständig, dass »exorbitant« tatsächlich das gesuchte Wort ist.
    »Das muss offensichtlich der Fall sein«, antwortet Heimleiter Steve mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ich glaube, dass wir uns ein kleines intimes Beisammensein verdient haben«, flüstert sie. »Warum schicken Sie Ihr Personal nicht für ein paar Stunden weg? Es gibt doch sicher Besorgungen, die zu erledigen sind.«
    »Touché. Eine exzellente Idee«, flüstert er zurück, und in seiner Hose beginnt sich etwas zu rühren. Er greift zum Telefon, wählt die Null und wartet, bis jemand abnimmt. »Janet? Nein, nein, hier ist alles völlig in Ordnung. Sie ist eine alte Freundin meiner Schwester. Aber als ich meine Bekannte hier in diesem Aufzug sah, fiel mir unwillkürlich ein, dass doch Halloween vor der Tür steht. Warum fahren Sie und Julio und Keith nicht mit dem Van zu Wal-Mart und suchen ein paar Kostüme für sich selbst aus, aber auch für die alten Herrschaften, die sich in unserer Obhut befinden? Was? Ist mir schnurz, Sie können sich anziehen, was Sie wollen. Nein, das ist schon okay. Sie können das Geld aus der Spendenbüchse für die Pfarrgemeinde nehmen. Nein, machen Sie sich keine Gedanken, ich hab das schon mit unserem Pfarrer geklärt.«
    Und so passiert es denn auch. Keiner seiner unterbezahlten Untergebenen würde es wagen, seinen Anordnungen zu widersprechen. Also verlassen alle drei ihre angestammten Posten und machen sich auf den Weg zum Wal-Mart, siebzehn Kilometer gen Osten, wo man all diese hübschen Sachen kaufen kann.
    »I think we’re alone now«, singt Gloria, steigt auf seinen Schoß und wippt mit dem Stuhl. »There doesn’t seem to be anyone around.«
    »I think we’re alone now«, singt der Heimleiter mit erstaunlich angenehmer Altstimme zurück. »The beating of our hearts is the only sound.«
    Das Callgirl greift mit einer Hand in die schenkelhohen Stiefel und zieht zwei dünne Kerzen und ein Feuerzeug heraus – Diebesbeute aus einem früheren Leben unter einer anderen Sonne, unter anderem Namen –, damals, als es gleich zwei Wüsten gab: die eine in ihrem Herzen, die andere, durch die sie gerade mit ihrem Moped fuhr.
    Zumindest findet sich jetzt eine Verwendung für die billigen Dinger.
    »Mach die Lampen aus«, befiehlt sie.
    »Wie gut, dass ich

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