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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sie waren damit vertraut, sie kannten alle seine Tücken. Deshalb wollte er Blitz zunächst immer dicht hinter der Spitzengruppe halten, bis sie das Flachland wieder erreicht hatten. Dort erst, wo der Kurs durch einen Wüstenstreifen und dann zum zweitenmal durch buschbestandene Steppe führte, würde die Entscheidung kommen. Er war sicher, daß Blitz leicht au-holen und die anderen überholen würde, sobald er ihn aufforderte.
    Plötzlich erklangen laute, rhythmische Trommelschläge, die die Unterhaltung der Beduinen verstummen machten. Einige Männer begannen zu tanzen, während andere einen Gesang anstimmten.
    „Komm“, sagte Abu. „Es ist Zeit.“
    Alec folgte ihm, der Scheich ging auf die um Blitz versammelte Gruppe zu. Die Leute wichen zur Seite, so daß sich ein schmaler Durchgang öffnete. Alec fühlte ihre neugierigen Blicke auf sich ruhen, als er auf den Rappen zuschritt, der bereits gezäumt und gesattelt war und ihn wiehernd begrüßte. Die Hand über Blitz’ Hals gleiten lassend, bog Alec den schmalen Kopf zu sich herab. Der Hengst rieb mit der gewohnten Zärtlichkeit seine Nase an ihm.
    Eben drängten sich Volence und Henry durch die gaffende Menge und traten heran. „Wir haben uns gerade die anderen Pferde angesehen“, sagte Henry, „durch die Bank herrliches Material!“
    Volence nickte zustimmend: „Wahrhaftig, Alec! Heute wirst du aus Blitz alles herausholen müssen, was in ihm steckt, wenn du wirklich gewinnen willst!“ Alec nickte: „Blitz wird’s schon schaffen“, sagte er zuversichtlich.
    Das Singen der tanzenden Beduinen und das Dröhnen der Trommeln schwoll an. Abu berührte Alec an der Schulter. „Mach dich bereit!“ sagte er leise.
    Alec nickte abermals, nahm seinen Kopfschal ab und machte sich bis zur Hüfte frei. Dann lächelte er den Scheich an: „Jetzt bin ich fertig, Sir!“
    Henry blinzelte ihm zu: „Ich halte dir die Daumen, Alec!“ Dann half er seinem jungen Freund in den Sattel. Blitz stieg übermütig, als er seinen Reiter auf dem Rücken spürte. Alec beruhigte ihn und verständigte sich durch einen Blick mit Henry, der seine Füße aus den Steigbügeln streifte und diese um so viel kürzer schnallte, daß Alecs Knie hoch an des Hengstes Schultern Halt fanden, er also den typischen Jockeysitz hatte, wie er in Amerika und Europa auf den Rennplätzen gang und gäbe ist. Der Sattel war beschwert worden, um Alecs geringes Körpergewicht auszugleichen; nun trug Blitz dasselbe Gewicht wie alle anderen am Rennen teilnehmenden Pferde.
    Die im Kreis um sie herumstehenden Beduinen tauschten in verhaltenem Ton ihre Meinungen aus. „Wie seltsam!“ hörte Alec einen sagen. „Auf Scheitan, dem Hengst des weisen Scheichs Abu ben Isaak, sitzt dieser bleichgesichtige, nur halb bekleidete junge Mensch, der obendrein noch mit viel zu kurzen Steigbügeln reitet! Bei Allah! Der Scheich muß den Verstand verloren haben!“
    Abu ben Isaak, die Hand an Scheitans Halfter, hatte die Worte ebenfalls gehört. Er lächelte leise und wies dann auf ein etwas abseits von den anderen stehendes Zelt, in dessen Schatten Alec einen uralten Mann hocken sah. „Das ist Scheich Abdullah ben Ibrahim! Er hat in seinem langen Leben mehr Rennen gesehen als jeder andere von uns und war ein guter Freund meines Vaters. Er wird das Rennen starten und am Schluß den Sieger nennen.“
    Alec sah, wie der alte Mann aufstand und mit kurzen Schritten auf den durch Stangen bezeichneten Startplatz zuging. Er war sehr klein, und sein Gesicht zeigte tausend Greisenfalten. Ein roter Schal bedeckte seinen Kopf und fiel über sein um den mageren Körper schlotterndes weißes Gewand. Als er den Startplatz betrat, hob er die rechte Hand in die Höhe, und sofort hörte das Tanzen und Singen ringsumher auf. Nach und nach verbreitete sich die Stille über die ganze Ebene, obwohl die Rennstrecke auf beiden Seiten von vielen tausend Beduinen umsäumt war.
    Abu wartete, bis der Patriarch seinen Platz eingenommen hatte. Dann sagte er: „Komm, jetzt ist es soweit!“ und führte Blitz hinter die Startlinie.
    Den Kopf aufwerfend, begann der Hengst aufgeregt auf dem Gebiß zu kauen, und seine Ohren spitzten sich, als er die anderen Pferde herankommen sah. Alec zählte fünf. Ihm am nächsten war Sagr, dessen Mähne in der Morgensonne wie Gold leuchtete. Er tänzelte nervös, als er Blitz erblickte. Abd al Rahman auf seinem Rücken lächelte und hob zum Gruß die Peitsche; dann schlossen sich seine kräftigen Schenkel um Sagrs

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