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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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befingerte den Nasenschutz mit seiner gesunden linken Hand. Dann streckte er sie aus und bekam eine linkische Begrüßung zustande. Er brachte kein Wort heraus.
    »Was tust du hier? Aber komm rein, verdammich. Hier ist es ein bißchen naß.«
    Sie wanderten durch den Morast des Hofplatzes, an der Scheune vorbei, am Traktor vorbei, an einem Schaukelgestell in einer wassergefüllten Senke auf dem Hausgrundstück vorbei; die Autoreifen schwammen, die Ketten hingen schlaff.
    »Jaja«, sagte Tommy mit einem breiten Lachen. »Du wirst ihn gleich treffen.«
    Sie näherten sich dem ein wenig heruntergekommenen Wohnhaus. Es war nicht besonders groß und nicht besonders imponierend. Hier und da ragten an provisorisch reparierten Stellen Bretter über die Kanten hinaus, die alte rote Farbe blätterte kräftig ab. Schimmelbefall sorgte für zusätzliche Flecken. Patina, dachte Gunnar Nyberg; es war eine Behausung, die ihm sehr behagte.
    Sie stiegen zum Söller hinauf. Die Treppe knarrte bedenklich, zuerst unter Tommy, dann unter Gunnar. Dann kamen sie hinein, direkt ins Eßzimmer. Ein dünnes blondes Mädchen um die Zwanzig saß an dem großen Küchentisch und fütterte ein kleines blondes Dickerchen auf einem Kinderstuhl.
    Sie warf eine widerspenstige Haarsträhne zurück und starrte das Riesenduo verwundert an. Der Junge begann sofort zu weinen, als er den bandagierten Großvater sah.
    »Tina und Benny«, sagte Tommy, während er sich die Vierundfünfziger von den Füßen zerrte. »Das hier ist mein Vater. Er tauchte aus dem Sturm auf.«
    »Heißt er Benny?« fragte Gunnar Nyberg. Er stand noch im Eingangsflur.
    »Gunnar?« sagte Tina unsicher. »Dein richtiger Vater?«
    »So muß man ihn wohl nennen«, dröhnte Tommy, gab Benny einen hörbaren Schmatzer, so daß der Kleine abrupt verstummte, und setzte sich dann krachend an den Tisch. »Trotz allem«, fügte er mit einem breiten Lachen hinzu.
    »Komm rein«, sagte Tina und stand auf. »Steh nicht nur da.«
    Gunnar Nyberg zog die Schuhe aus und schlich hinein. Er setzte sich in angemessenem Abstand von dem Kind. Er fühlte sich unwohl.
    »Hej«, sagte Tina und streckte die Hand quer über den Tisch. Nyberg führte wieder seine linkische Begrüßung aus; diesmal ging es ein bißchen besser. »Hej«, sagte er leise.
    Eine Weile war es still. Es hätte ein beklemmendes Schweigen sein können, doch das war es nicht. Alle drei sahen ihn an, neugierig, nicht feindselig.
    »Das ist dein Opa«, sagte Tommy schließlich zu dem einjährigen Benny, der aussah, als wollte die Auskunft einen weiteren Weinanfall hervorrufen. Aber ein Löffel Brei von der Mutter lenkte ihn ab.
    »Nun«, sagte Tommy. »Wo hast du gesteckt?«
    »Ich wußte nicht, daß du hier wohnst«, brachte Nyberg heraus. »Es ist ja ziemlich lange her, seit wir uns zuletzt gesehen haben.«
    »Jaja, jetzt bist du auf jeden Fall hier. Möchtest du einen Kaffee?«
    Nyberg nickte. Sein Sohn verschwand in der Küche. Er sah ihm nach.
    »Er hat davon geredet, mit dir Kontakt aufzunehmen, seit wir hierhergezogen sind«, sagte Tina und stopfte Benny noch einen Löffel Brei in den Mund.
    »Hat er sonst noch etwas gesagt?«
    »Nur, daß sie früh an die Westküste gezogen sind und daß du versprochen hättest, keinen Kontakt aufzunehmen. Aber warum, weiß ich nicht.«
    Gunnar Nyberg zog die Augenbrauen hoch. Zum erstenmal spürte er deutlich den Schmerz in der Nase und in der Hand. Er fuhr durch ihn hindurch, wie ein Wind. Wie eine vage Reminiszenz an den durch Wayne Jennings' Griff hervorgerufenen Nervenschmerz. Oder eher, wie wenn eine Langzeitbetäubung nachläßt.
    »Weil ich ein unglaublich schlechter Vater war«, sagte er kurz und bündig.
    Sie nickte, und dann betrachtete sie ihn neugierig. »Stimmt es, daß du Mister Sweden warst?«
    Er lachte lange und polternd. Es war, als sei die Stimme nach einer Zeit im Exil zurückgekehrt. »Man sollte es nicht glauben, was?« lachte er und fügte etwas stiller hinzu: »Ich hätte gern darauf verzichtet, kannst du mir glauben.«
    Er betrachtete Bennys kräftigen kleinen Körper. Das Kind entwand seiner Mutter den Löffel und warf damit nach ihm. Er fing ihn in der Luft auf. Der Brei spritzte auf seine Kleidung. Es kümmerte ihn nicht.
    »Willst du ihn mal halten?« fragte Tina.
    Der Enkel wurde zu ihm hinübergehoben. Der Junge war schwer, kompakt. Vermutlich würde er ein Riese werden.
    Böses Blut kehrt wieder und geht um.
    Das war falsch. Man konnte den Kreis des Bösen

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