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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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war versteinert. Er blickte zur Stadt hinauf, die sich wie eine erleuchtete ferne Burg des Jüngsten Gerichts weit drüben erhob.
    Hjelm hielt die Pistole im Anschlag. Sein Körper drehte sich und drehte sich, doch es gab nichts, worauf er hätte zielen können, gar nichts. Er steckte die Pistole zurück ins Schulterhalfter und hatte plötzlich eine Ahnung davon, wie es sein mußte, vergewaltigt zu werden. Er legte die Arme um Kerstin, die leise schluchzte.
    Blutige Daunen wirbelten wie in einem Alptraum über den Hafen von Visby, der ansonsten vollkommen ungerührt dalag.
    Als sei nichts geschehen.

29
     
    Gunnar Nyberg verspürte einen immer stärkeren Druck auf der Blase. Er hatte mehrere Stunden auf einem Stuhl im Keller des Polizeipräsidiums gesessen, fast ohne sich zu bewegen. Seine Aufmerksamkeit hatte keine Sekunde nachgelassen. Die beiden Wachen hatten ein paar Stunden Black Jack gespielt, dann waren sie abgelöst worden, und jetzt saß ein neues Paar da und spielte Black Jack.
    Die Einförmigkeit war mit anderen Worten monumental, und die Kellerarchitektur trug fraglos einiges dazu bei. Die Wände waren lieblos in einem hellgelben Ton gestrichen, die Leuchtröhren, deren Oberseite von einer dünnen Staubschicht bedeckt war, verbreiteten ein widerwärtiges Licht im Gang,
    und jetzt hatte ihn auch noch der Druck auf die Blase eingeholt.
    Es wurde Essen für Wayne Jennings gebracht. Ein Gefahrenmoment. Die Suppenschale blieb so lange auf dem Tisch der Wachen stehen, bis kein Dampf mehr aufstieg. Sie waren mitten in einer Black–Jack–Partie, die noch Tage zu dauern schien.
    »Ist Black Jack nicht ein ziemlich schnelles Spiel?« veranlaßte ihn seine pralle Blase zu sagen. »Mit ein paar simplen Karten bis einundzwanzig, und dann fertig?«
    Die Wachen sahen ihn finster an. Dann nahmen sie das Tablett mit der Suppenschale, dem Brot und dem Milchbecher und machten sich bereit.
    Sie gingen hinein. Sie schlossen die Tür hinter sich ab. Nyberg blieb im Gang sitzen. Er nahm seine Dienstwaffe, entsicherte sie und richtete sie mit seiner gesunden linken Hand direkt auf die massive Tür. Er fürchtete das, was dort hervordringen würde. Er saß fünf Meter von der Tür entfernt, und er würde schießen, um zu töten.
    Die Zeit schlich. Die Wachen blieben weg. Mit jeder Sekunde wurde seine Gewißheit größer. Der Druck der vollen Blase wurde hinter die Kulissen verbannt.
    Die Tür glitt auf.
    Wayne Jennings sah tatsächlich ein bißchen überrascht aus, als er Nyberg dort sitzen und mit der Pistole direkt auf sein Herz zielen sah.
    »Gunnar Nyberg«, sagte Jennings höflich. »Wie angenehm.«
    Nyberg stand auf. Der Stuhl fiel mit einem Geräusch, das durch den Gang hallte, das Echo eines Fallens, das sich in der Höhle des Löwen breitmachte.
    Er hielt die Waffe fest auf das Herz gerichtet. Jennings trat einen Schritt näher.
    Gunnar Nyberg schoß. Zwei Schuß direkt ins Herz. Wayne Jennings wurde nach hinten durch den Gang geschleudert. Er lag still.
    Nyberg tat ein paar Schritte auf ihn zu. Die Pistole blieb auf den Körper gerichtet.
    Dann stand Wayne Jennings auf.
    Er lächelte. Sein Eisblick lächelte nicht.
    Ein Zittern durchfuhr Nyberg. Er stand zwei Meter entfernt. Er entleerte das Magazin in den Körper des Kentuckymörders. Wieder wurde Jennings zurückgeschleudert und blieb liegen.
    Gunnar Nyberg war jetzt ganz nahe.
    Die Einschußlöcher leuchteten wie schwarze Funken auf seinem weißen Hemd. Er lächelte.
    Nyberg drückte erneut ab. Die Pistole gab nur ein Klicken von sich. Er warf sie fort. Dann nahm er Maß für einen Aufwärtshaken. Diesmal würde Jennings nicht wieder aufstehen.
    Er schlug in die Luft. Da war niemand. Dann durchfuhr ein ungeheurer Schmerz seinen Körper. Er hätte nie gedacht, daß sein großer Körper derart haltlos beben könnte. Er lag auf dem Boden, Jennings drückte einen Punkt in seinem Nacken. Er starrte nach oben in Jennings' Gesicht. Es war ernst.
    »Vergiß mich jetzt«, sagte Wayne Jennings. »Du mußt mich aus deinem Bewußtsein ausradieren. Sonst findest du nie Frieden.
    Er ließ ihn los. Nyberg versuchte, sich in eine sitzende Stellung aufzurichten, aber das Beben hielt an.
    Das letzte, was er hörte, bevor alles schwarz wurde, war eine Stimme, die sagte: Ich bin Niemand.

30
     
    Der Regen hatte nicht aufgehört. Einige Straßen in Stockholm waren gesperrt. Einige denkmalgeschützte Häuser waren schwer beschädigt worden und hatten geräumt werden müssen. In

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