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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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behauptet, daß er ein Opfer der Methoden der Sicherheitsbehörden
geworden sei.
    Während
der Untersuchung stellten sich jedoch folgende Tatbestände heraus, die auf ein
Verbrechen zu deuten schienen:
    1.    Um 7 Uhr 55 des Abends, an dem
Fennan starb, hatte er die Telefonzentrale in Walliston gebeten, ihn um 8 Uhr
30 am nächsten Morgen anzurufen.
    2.   Fennan hatte sich kurz vor seinem
Tod eine Tasse Kakao bereitet und nicht getrunken.
    3.   Er hatte sich vermutlich in der
Halle am Fuße der Treppe erschossen. Der Brief lag neben der Leiche.
    4.   Es schien unlogisch, daß er seinen
letzten Brief auf der Maschine geschrieben haben sollte, und noch merkwürdiger,
daß er die Stiege hinunter in die Halle gegangen wäre, um sich zu erschießen.
    5.   An seinem Todestag gab er einen
Brief auf, in dem er mich dringend bat, am folgenden Tag mit ihm bei
>Marlow< zu lunchen.
    6. Später stellte sich auch heraus,
daß sich Fennan Mittwoch, den 4. Januar, freigenommen hatte. Das hatte er
anscheinend seiner Frau gegenüber nicht erwähnt.
    7.   Es wurde auch festgestellt, daß
der Abschiedsbrief auf Fennans eigener Maschine geschrieben worden war - und
daß gewisse Schriftmerkmale mit denen des anonymen Briefes identisch waren. Der
Bericht des Laboratoriums stellte jedoch fest, daß die beiden Briefe zwar auf
derselben Maschine, aber nicht von derselben Person geschrieben worden waren.
     
    Mrs.
Fennan, die an dem Abend, an dem ihr Mann starb, im Theater gewesen war, wurde
ersucht, den Anruf der Telefonzentrale um 8 Uhr 30 zu erklären, und behauptete
fälschlich, daß sie ihn selbst bestellt hätte. In der Zentrale war man ganz
sicher, daß das nicht zutraf. Mrs. Fennan behauptete, ihr Mann sei seit der Einvernahme
durch den Sicherheitsdienst nervös und deprimiert gewesen, was das Zeugnis
seines Abschiedsbriefes erhärtete.
    Kurz nach
Mittag am 4. Januar, nachdem ich Mrs. Fennan früher am Tage verlassen hatte,
kehrte ich in mein Haus in Kensington zurück. Da ich flüchtig jemanden am
Fenster sah, läutete ich an der Eingangstür. Diese wurde von einem Mann
geöffnet, der später als ein Mitglied des ostdeutschen Spionagedienstes
identifiziert wurde. Er bat mich einzutreten, aber ich lehnte ab und kehrte zu
meinem Wagen zurück, während ich mir gleichzeitig die Nummern der in der Nähe
parkenden Autos merkte.
    Am selben
Abend besuchte ich eine kleine Garage in Battersea, um mich nach der Herkunft
eines dieser Wagen zu erkundigen, der unter dem Namen des Eigentümers dieser
Garage registriert war. Ich wurde von einem unbekannten Angreifer attackiert
und bewußtlos geschlagen. Drei Wochen später wurde der Garagenbesitzer, ein
gewisser Adam Scarr, in der Nähe der Battersea Bridge tot aus der Themse gezogen.
Zum Zeitpunkt seines Ertrinkens war er alkoholisiert gewesen. Zeichen von
Gewaltanwendung wurden nicht entdeckt, und er war als schwerer Trinker bekannt
gewesen.
    Es ist von
Bedeutung, daß Scarr in den letzten vier Jahren einem Ausländer, dessen Namen
er nicht kannte, die Möglichkeit verschafft hatte, einen Wagen zu benutzen,
und dafür sehr reichliche Bezahlung erhalten hatte. Ihre Vereinbarung zielte
darauf ab, die Identität des Fahrzeugbenutzers zu verbergen, sogar vor Scarr
selbst, der von seinem Kunden nur den Decknamen >Blondie< kannte und ihn
nur über eine Telefonnummer erreichen konnte. Die Telefonnummer ist wichtig.
Es war die der Ostdeutschen Stahl-Mission.
    Inzwischen
war Mrs. Fennans Alibi für den Abend, an dem der Mord stattgefunden hatte,
untersucht worden, und es kamen bedeutsame Tatsachen ans Licht:
    1.    Mrs. Fennan besuchte zweimal im
Monat, immer am ersten und am dritten Dienstag, das Repertoire-Theater in
Weybridge. (Notabene: Adam Scarrs Kunde hatte seinen Wagen ebenfalls am ersten
und am dritten Dienstag jeden Monats geholt.)
    2. Sie brachte immer eine Notenmappe
mit, die sie in der Garderobe deponierte.
    3.   Im Theater traf sie sich immer mit
einem Mann, dessen Personenbeschreibung mit der meines Angreifers und der von
Scarrs Kunden übereinstimmte. Ein Mitglied des Theaters nahm sogar irrtümlicherweise
an, daß dieser Mann Mrs. Fennans Gatte wäre. Auch er brachte eine Notenmappe
und ließ sie in der Garderobe.
    4. Am
Mordabend hatte Mrs. Fennan das Theater früher verlassen, nachdem ihr Freund
nicht gekommen war, und vergessen, ihre Notenmappe aus der Garderobe zu holen.
Zu einem schon sehr späten Zeitpunkt rief sie das Theater an und sagte, daß
sofort jemand kommen würde,

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