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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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nicht mehr Lust hatte weiterzumachen, und daß seine Einladung an mich der
erste Schritt zu einem Geständnis gewesen war.
    Wenn das
der Fall war, dann kann er möglicherweise auch den anonymen Brief geschrieben
haben, hinter dem die Absicht stecken konnte, ihn mit dem Department in Kontakt
zu bringen.
    Zwei
weitere Tatsachen sollten an dieser Stelle erwähnt werden: Erstens, am Tage
nach Mrs. Fennans Geständnis verließ Mundt auf dem Luftwege das Land unter
falschem Namen und mit einem gefälschten Paß. Er entging der Aufmerksamkeit
der Behörden auf dem Flugplatz, wurde aber später eindeutig von der Stewardeß
identifiziert. Zweitens, Fennans Notizbuch enthielt den vollen Namen und die
Adresse von Dieter Frey, was ein flagranter Verstoß gegen die primitivsten
Regeln der Spionage ist.
    Es war
schwer zu verstehen, warum Mundt nach dem Mord an Scarr noch drei volle Wochen
in England geblieben war, und noch weniger begreiflich war die Tätigkeit Fennans,
wie sie seine Frau dargestellt hatte, wenn man sie mit der offensichtlich
völlig planlosen und unergiebigen Auswahl der Dokumente verglich. Eine
nochmalige Prüfung der feststehenden Tatsachen führte immer wieder zu folgendem
Schluß: Der einzige Beweis dafür, daß Fennan ein Spion war, stammte von seiner
Frau.
    Wenn es
sich so verhielt, wie sie behauptete, weshalb hatte sie dann den Entschluß Mundts
und Freys, alle die zu beseitigen, die wegen ihres Wissens gefährlich werden
konnten, überlebt?
    Aber konnte
sie andererseits nicht selbst der Spion sein?
    Das wäre
eine Erklärung für das Datum der Abreise Mundts gewesen. Er fuhr heim, als ihm
Mrs. Fennan versichert hatte, daß ich ihr freimütiges Geständnis akzeptiert
hätte. Auch die Eintragung in Fennans Notizbuch wäre dadurch verständlich. Frey
war eine zufällige Bekanntschaft beim Skilaufen und ein gelegentlicher Besucher
in Walliston. Es würde die Auswahl der Dokumente erklären, die Fennan getroffen
hatte - wenn Fennan absichtlich unwichtige Sachen aussuchte, als seine Arbeit
hauptsächlich mit geheimen Themen zu tun hatte, dann konnte es nur eine einzige
Erklärung geben: Er hatte begonnen, gegen seine Frau Verdacht zu schöpfen.
Deshalb die Einladung zu >Marlow<, die ganz natürlich auf unser Zusammentreffen
am Vortag folgte. Fennan hatte beschlossen, mir von seinem Verdacht zu
berichten, und sich zu diesem Zweck einen Tag freigenommen, was seine Frau
offenbar nicht wußte. Es hätte auch erklärt, warum Fennan sich selbst
denunzierte. Der Grund war offenbar der, daß er wünschte, sich mit uns in
Verbindung zu setzen, was das Vorspiel dazu sein sollte, daß er seine Frau
denunzierte.
    Wenn man
diese Mutmaßungen weiterspann, dann war es auffallend, daß, was das
Handwerkliche betrifft, nur Mrs. Fennan effektiv und bewußt arbeitete. Die
Technik, die sie und Mundt benutzten, erinnerte an die Freys während des
Krieges. Die zusätzliche Vereinbarung, den Garderobeschein mit der Post zu
schicken, wenn das Rendezvous nicht geklappt hatte, war bezeichnend für die
gewissenhafte Art, mit der er seine Pläne ausarbeitete. Es sah so aus, als
hätte Mrs. Fennan mit einer Präzision funktioniert, die kaum mit ihrer Behauptung
in Einklang gebracht werden konnte, sie habe bei dem Verrat ihres Mannes
widerwillig mitgetan.
    Während
nun logischerweise Mrs. Fennan in Verdacht geriet, so bestand doch
andererseits kein Grund, anzunehmen, daß das, was sie über die Ereignisse in
der Nacht der Ermordung ihres Mannes berichtet hatte, notwendigerweise unwahr
sei. Hätte sie von der Absicht Mundts, ihren Gatten umzubringen, gewußt, dann
hätte sie die Notenmappe nicht ins Theater mitgenommen und noch obendrein den
Garderobeschein mit der Post aufgegeben.
    Es schien
keinen Weg zu geben, Mrs. Fennan etwas nachzuweisen, es sei denn, daß es
möglich war, die Verbindung zwischen ihr und ihrem Auftraggeber zu
reaktivieren. Während des Krieges hatte sich Frey ein sinnreiches System zur
Verständigung in Notfällen ausgedacht, das auf der Verwendung von Fotografien
und Ansichtskarten basierte. Der auf dem Foto abgebildete Gegenstand enthielt
die Botschaft. Ein religiöses Thema, wie zum Beispiel das Gemälde einer
Madonna oder einer Kirche, vermittelte den dringenden Wunsch nach einem
Zusammentreffen. Der Empfänger pflegte als Antwort einen mit der eigentlichen
Sache in gar keinem Zusammenhang stehenden Brief zu schicken, den er sorgfältig
datierte. Das Stelldichein fand dann fünf Tage nach dem auf dem

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