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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ungeduldig. »Ich hab jetzt einen Stoß Unterlagen zu prüfen, und du machst mit der Ausbildung weiter.«
    Doch Cato blickte über Macros Schulter zum Lagertor. Eine kleine Reitergruppe war gerade eingeritten. Sie wurden von einer hoch gewachsenen Gestalt im scharlachroten Mantel angeführt, die auf einem prachtvoll glänzenden Rappen saß. Macro drehte sich um und folgte dem Blick des Rangniedrigeren. Einer der Reiter setzte sein Pferd in Bewegung und trabte zu den beiden Zenturionen herüber.
    »Deine Augen sind besser als meine. Wer ist das da drüben beim Tor?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Cato. »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.«
    »Nun, wir werden es gleich erfahren.« Macro nickte zu dem Reiter hinüber, der sein Tier ein paar Schritte vor den beiden Offizieren zügelte und sich elegant zu Boden gleiten ließ. Der Mann musterte sie kurz und salutierte vor Macro.
    »Herr! Tribun Quintillus lässt grüßen und wünscht auf der Stelle den Lagerkommandanten zu sprechen.«
    »Wer ist denn dieser Tribun Quintillus?« Macro deutete mit herausfordernd gehobenem Kopf zum Tor hinüber.
    »Kommt aus dem Hauptquartier, Herr. Auf Befehl des Generals. Wenn du jetzt bitte schnellstmöglich den Tribun aufsuchen würdest, Herr …?«
    »Ja«, knurrte Macro. »Natürlich.«
    Der Reiter salutierte, saß wieder auf und trabte zu seinem Vorgesetzten zurück.
    Macro wechselte einen raschen Blick mit Cato und spuckte auf den Boden. »Was kommt mir denn dieser verdammte Tribun in die Quere?«

18

    »Ihr habt großartige Arbeit geleistet«, lobte Tribun Quintillus. »Alle beide.«
    Macro rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, während Cato bescheiden lächelte. Von der Reaktion zumindest des jüngeren Zenturios ermutigt, fuhr der Tribun mit seinem aalglatten aristokratischen Akzent in seiner Lobeshymne fort:
    »General Plautius war ganz begeistert von eurem Bericht. «
    Macro hätte sich eigentlich in diesem Lob, das von ganz oben kam, sonnen müssen. Vor dem Fenster war der Himmel strahlend blau und die Vögel sangen, ohne sich im Geringsten von dem wilden Gebrüll des Drills auf dem Exerzierplatz stören zu lassen. Er hatte seine Unabhängigkeit genossen, hatte erfolgreich eine eigene kleine Armee aufgestellt und ausgebildet und sie zu einem großartigen Sieg über den Feind geführt. Die Welt müsste jetzt eigentlich für ihn in Ordnung sein. Und so wäre es auch, würde nicht dieser Tribun vor ihm sitzen.
    »So begeistert, dass er dich hierher schickte, um der Sache auf den Grund zu gehen … Herr.«
    Die Bitterkeit in Macros Stimme war so klar wie der Sommerhimmel, und der Mund des Tribuns wurde noch ein bisschen schmäler, doch gleich darauf lächelte er wieder und schüttelte den Kopf. »Ich wurde nicht hierher geschickt, um euch nachzuspionieren, Zenturio. Und ich habe auch nicht den Befehl, hier die Kontrolle zu übernehmen. Also keine Sorge. Das Depot, die Garnison und die beiden Eingeborenenkohorten unterstehen noch immer deinem Kommando. Nach der Leistung, die ihr und eure Männer erbracht habt, wäre eine Veränderung ganz unangemessen, und der General würde sie nicht dulden. Er mag seine Helden und weiß, dass man Erfolg belohnen muss, um mehr Erfolg zu haben.«
    Macro war mit dieser Antwort nicht völlig zufrieden und nickte knapp. Er hatte in seiner Laufbahn genug Erfahrung mit Tribunen gesammelt, um zu wissen, dass sie Politik mit der Muttermilch einsogen. Einen oder zwei hatte er kennen gelernt, die mehr Soldat als Politiker waren. Doch solche Männer bildeten die Ausnahme. Die anderen hatten nur ihre Karriere im Sinn und waren ständig darauf aus, sich bei Narcissus, dem obersten Beamten des kaiserlichen Generalstabs, ins rechte Licht zu rücken. Narcissus war immer auf der Suche nach jungen Aristokraten, denen es gelang, politisches Talent mit moralischer Geschmeidigkeit zu verbinden.
    Entsprechend stand Macro praktisch allen Tribunen kritisch gegenüber – und auch den meisten Legaten. Allerdings, überlegte er etwas weicher gestimmt, war Vespasian in Ordnung. Ihr Legat hatte sich stets als ein ehrlicher, mutiger Mann erwiesen, der sich nicht zu gut war, die Unannehmlichkeiten und Gefahren zu teilen, denen seine Männer ausgesetzt waren. So etwas suchte und schätzte Macro bei einem Kommandanten. Es war eine Schande, dass Vespasian unvermeidlich in Bedeutungslosigkeit versinken würde, sobald seine Amtszeit als Legat der Zweiten Legion vorüber war. Gerade die Integrität des Legaten war sein

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