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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Campbell fiel? Hier bleibe ich. Prestongrange hat mir mein Leben versprochen, und wird er meineidig, so sterbe ich hier.«
    »Schön, schön«, antwortete Alan.
    Die ganze Zeit über hatten wir nichts mehr von unseren Verfolgern gesehen oder gehört. In Wahrheit hatten wir sie völlig überrumpelt. Wie ich später erfuhr, hatte die Bande sich noch nicht vollständig versammelt; die zur Stelle waren, lagen zwischen den Hängen nach Gillane zu verstreut. Es war keine leichte Sache, sie zu alarmieren und zusammenzutreiben, und inzwischen kam das Boot gut vorwärts. Außerdem hatten wir es mit feigem Pack zu tun: einer Rotte von Hochlandsräubern, die sich nur aufs Viehstehlen verstand, aus verschiedenen Clans zusammengestellt, ohne einen Gentleman-Anführer, und je länger sie Alan und mich dort stehen sahen, umso weniger (nehme ich an) gefiel ihnen unser Aussehen. Wer immer Alan verraten hatte, der Kapitän war es nicht. Der begleitete selbst das Boot und lenkte und feuerte seine Ruderer an gleich jemandem, der mit dem Herzen bei der Sache ist. Schon war er uns ganz nahe, schon wollte das Boot auf dem Sand auflaufen, und Alans Gesicht glühte vor Aufregung über seine Rettung – da stießen unsere Freunde in den Dünen, sei es aus Verzweiflung, ihr Opfer entrinnen zu sehen, sei es in der Hoffnung, Andie abzuschrecken, einen schrillen, mehrstimmigen Schrei aus.
    Der Lärm hier an dieser gottverlassenen Küste war wirklich furchterregend, und sofort hielten die Männer in dem Boote an.
    »Wer da? Was ist los?« schrie der Kapitän, der sich jetzt bequem in Rufweite befand.
    »Freunde von mir«, entgegnete Alan und begann auf der Stelle durch das seichte Wasser zum Boot hinauszuwaten. »Davie,« sagte er, noch einmal innehaltend, »Davie, kommst du wirklich nicht mit? Ich kann dich nicht hier lassen.«
    »Nicht einen Zoll weit«, sagte ich.
    Eine Sekunde zögerte er immer noch, bis zu den Knien im Salzwasser.
    »Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen«, sagte er und wurde, jetzt bis zu den Hüften naß, an Bord der Jolle gezogen, die sofort wieder auf das Schiff zuhielt. Ich stand, wo er mich verlassen hatte, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Alan saß mit dem Gesicht zu mir gekehrt und sah mich an, und das Boot glitt unbehindert weg. Plötzlich war ich so nahe daran, in Tränen auszubrechen, wie nur je in meinem Leben, und fühlte mich als den verlassensten, einsamsten Burschen in ganz Schottland. Da drehte ich mich mit dem Rücken dem Meere zu, den Dünen entgegen. Kein Mensch war zu sehen oder zu hören; die Sonne schien über nassem und trockenem Sand, der Wind wehte durch die Dünen, die Möwen schrieen traurig. Als ich den Strand hinaufschritt, hüpften die Sandflöhe munter durch den angeschwemmten Tang. Kein Laut oder sonstiges Merkmal von Leben an jenem unheimlichen Ort. Und doch wußte ich, Menschen waren da und belauerten mich zu irgendeinem verborgenen Zweck. – Es waren keine Soldaten, sonst hätten sie uns längst überfallen und gefangen genommen; zweifellos hatte ich es nur mit ganz gemeinen Halunken zu tun, gedungen zu meinem Schaden, vielleicht um mich zu verschleppen, vielleicht auch, um mich kaltblütig zu ermorden. Nach dem Range der Mietlinge hielt ich das erstere für wahrscheinlicher; was ich von ihrem Charakter und ihrer Liebe zu diesem Geschäft wußte, ließ das letztere als möglich erscheinen, und bei dieser Vorstellung fror mir das Herzblut. Mir kam der tolle Gedanke, mein Schwert in der Scheide zu lockern; denn war ich auch völlig außerstande, mich Klinge gegen Klinge mit einem Gentleman zu messen, so glaubte ich doch in einem Handgemenge ganz gehörigen Schaden anrichten zu können. Doch ich erkannte rechtzeitig die Torheit eines Widerstandes. Ohne Zweifel war dieser Überfall der ›bestimmte Weg‹, über den Prestongrange und Fraser sich geeinigt hatten. Der eine, des war ich sicher, hatte gesorgt, daß man mein Leben schonte; der andere aber hatte höchstwahrscheinlich Neil und seinen Gefährten gegenüber irgendeinen gegenteiligen Wink fallen lassen, und zog ich blank, so spielte ich meinem Todfeinde vielleicht einen Trumpf in die Hand und besiegelte eigenhändig meinen Untergang. Diese Gedanken hatten mich bis zu der Strandböschung begleitet. Ich sah mich um; das Boot näherte sich der Brigg. Alan ließ als Lebewohl sein Taschentuch flattern, und ich winkte ihm meine Antwort mit der Hand. Aber selbst Alan war für mich angesichts meiner schrecklichen Lage zu einer

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