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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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Die knorrigen Bäume warfen schwarze zuckende Schatten über die verwilderte Wiese, die sich wie ein gefleckter Panther bis zum Strand hinstreckte. Es war Vollmond, und das Wasser reflektierte das fahlgelbe Licht.
    Die Männer, die in der Baugrube arbeiteten, fluchten. Aus dem dunklen Loch ragten nur noch ihre Köpfe und die Schultern heraus. Von den schwankenden Petroleumlaternen wurden sie gespenstisch beleuchtet.
    Andy Dillard stand am Rand der Grube und sagte überlaut:
    »Aber ich habe es Ihnen doch erklärt! Ich will meinen Vater überraschen, und er kommt morgen abend zurück, dann muß die Anlage'fertig sein!«
    Die Männer in der Grube antworteten nicht, aber die Schaufel mit Erde, die in dem Moment herausgeschleudert wurde, verfehlte Andys Kopf nur um ein paar Inches.
    In dem Augenblick kam ein Mädchen unter den Bäumen hervorgehuscht und stellte sich neben Andy. Sie trug Blue Jeans und einen roten Rollkragenpullover. Ihre langen blonden Haare wehten im Wind.
    »Geht es vorwärts?« fragte sie.
    »Sie wollen nicht weiterarbeien. Angeblich ist es zu dunkel, aber wenn sie heute nacht mit dem Ausschachten nicht fertig werden, dann schaffen wir es nie!«
    »Aber Daddy kommt doch morgen!«
    »Das ist es ja!« Andy senkte die Stimme. »Und er bringt es fertig und läßt alles wieder zuschütten!«
    »Onkel Ed und Ellen werden uns schon helfen, ihn zu…«
    Das Mädchen konnte den Satz nicht beenden.
    Ein heiserer Schrei, der dumpf aus der Baugrube quoll, unterbrach sie. Einer der beiden Bauarbeiter stöhnte würgend auf und krallte seine Hände in die lockere Erde des Grubenrandes.
    Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Mund von panischer Angst verzerrt. Er versuchte sich hochzuziehen, aber die Erde gab nach, und er glitt zurück. Der zweite Mann kletterte über den ersten hinweg. Als er oben war, half er seinem Kameraden heraus, der sich an ihm festgeklammert hatte.
    »Polizei! Polizei!« stöhnte er und taumelte von der Grube weg. Der andere rannte blindlings zum Meer hinunter.
    Andy und das Mädchen starrten bewegungslos auf die verlassene Baugrube, dann beugten sie sich zögernd über den Rand.
    Auf dem schwarzen Grund der Grube lag — ein menschliches Skelett.
    Grünlich-weiß leuchteten die Arme, deren gespreizte Finger nach jemandem zu greifen schienen.
    Andy wich zurück und packte das Mädchen am Arm. Ihr Schrei war grell und durchdringend. Er weckte die Schlafenden der umliegenden Häuser.
    ***
    Als ich meinen Jaguar vor dem Grundstück an der Midland Avenue in Richmond parkte, standen dort schon ein weißer Bentley, ein hellblauer Thunderbird und ein schwarzer De Soto mit gelben Ralley-Streifen, außerdem nöch ein Wagen der New Yorker City Police, Richmond East.
    Ein zierlicher schlanker Mann kam meinem Freund Phil und mir entgegen und begrüßte uns:
    »Mein Name ist Edwin Bareil, ich bin froh, daß Sie gekommen sind. Folgen Sie mir bitte!«
    Er wandte sich um und zeigte uns den Weg durch den Garten zur Vorderseite des Hauses.
    Wir waren hier in einer der vornehmsten und elegantesten Gegenden von Richmond. Das Haus, das in einem Garten stand, war ein flacher weitgestreckter Bau, dessen luxuriöse Ausstattung ich sogar in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Wir folgten Barell schweigend durch den leicht geneigten Garten zu einem niedrigen Staketenzaun. Barell öffnete eine kleine Tür und ließ uns vorangehen. Die Szene in dem schmalen Nebengrundstück war gespenstisch durch zwei Petroleumlampen und einen von der Polizei aufgestellten Scheinwerfer erleuchtet.
    Der Gaptain des hiesigen Polizeireviers, der uns gerufen hatte, sprach gerade mit zwei Männern in blauen Overalls. Der Captain hatte unseren Chef, Mr. High, um Amtshilfe gebeten, weil das Polizeirevier mit mehreren langwierigen Fällen ausgelastet war, und außerdem waren in der letzten Woche fünf Leute durch Krankheit ausgefallen. So kam es, daß Mr. High uns alarmierte, weil wir gerade nicht allzu beschäftigt waren.
    Ich musterte inzwischen die anderen Leute, die in einer kleinen Gruppe dabeistanden und leise miteinander redeten.
    Edwin Barell erklärte Phil und mir, um wen es sich handelte:
    »Mein Schwager Clark Dillard und ich sind Nachbarn. Meine Schwester war seine erste Frau, sie ist tot; aber mein Schwager und ich verstehen uns noch immer sehr gut. Die Dame dort ist Dillards zweite Frau Ellen, der junge Mann ist sein Sohn Andy und das Mädchen in dem roten Pullover seine Tochter Doris.«
    Er machte eine Pause und fügte dann

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