Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
das hat Mauern zwischen uns aufgebaut.«
Er runzelte die Stirn, widersprach aber nicht.«
»Ich bin nicht wie sie«, fuhr ich fort. »Und sie wissen es. Ich unterscheide mich schon stark genug von ihnen, Ethan, mit meinen Kräften, meinen Eltern, unserer merkwürdigen Beziehung. Sie verstehen mich nicht so wie du.« Ich blickte zu Boden und wischte meine schweißnassen Hände an meinen Oberschenkeln ab. »Das haben sie bisher nicht getan, und nach dem heutigen Abend werden sie es bestimmt nicht tun. Ich bin kein Mensch mehr, aber auch nicht so wie sie. Nicht ganz. Und ich könnte mir vorstellen, dass du sehr gut weißt, wie sich das anfühlt.«
Er wich meinem Blick aus. Wir saßen schweigend da, sahen uns im Zimmer um, aber nur, um dem anderen auszuweichen. Mehrere Minuten vergingen, bevor ich ihn wieder ansah, und er wich mir erneut aus, das Schuldgefühl in seinen Augen war deutlich zu erkennen. Er fühlte sich schuldig, so nahm ich an, weil er mich dazu gezwungen hatte, diese Erfahrung erneut zu durchleben, aber auch, weil er mir beim ersten Mal die komplette Wandlung versagt hatte, so gut es auch gemeint gewesen war.
Was immer auch sein Grund gewesen sein mochte, jetzt konnte man nichts mehr daran ändern. Ungeachtet seiner Beweggründe war es nun vollbracht, und wir hatten einige dringlichere Probleme.
»Und was machen wir jetzt?«
Er sah auf, und seine grünen Augen wurden sofort groß. Vielleicht war es Überraschung, weil ich das Thema nicht weiterverfolgte. Aber was konnte ich schon tun? Ihm Vorwürfe machen, weil er versucht hatte, mir den Wandel zu erleichtern? Ihn für seine Unterlassungssünde beschimpfen?
Oder mich ständig fragen, warum er es getan hatte?
»Was das hier angeht, habe ich keine Ahnung«, sagte er schließlich im nüchternen Tonfall des Meistervampirs und zerstörte damit wieder, was immer auch zwischen uns vorgefallen war. »Wenn es wirklich mit deiner unvollständigen Wandlung zu tun hatte und der Prozess nun tatsächlich abgeschlossen ist, werden wir uns mit deinen Stärken auseinandersetzen und sie bewerten. Was Celina angeht, so hätte sie einen weiteren Trumpf bei ihrem Breckenridge-Spiel in der Hand gehalten. Einen Krieg zwischen Formwandlern und Vampiren anzuzetteln und sich die Tatsache zunutze machen, dass die Hüterin des Hauses Cadogan biologisch … labil ist.« Er schüttelte den Kopf. »Eins muss man ihr lassen, sie weiß, wie sie Ränke und Pläne schmiedet. Die Frau ist eine Meisterin ihres Fachs, eine Strippenzieherin erster Klasse, und sie weiß Chaos unter den Vampiren hervorzurufen. Sie weiß, wie sie optimale Voraussetzungen schafft, ihre Dominosteine aufstellt und den ersten antippt, damit er umkippt, und wir alle gemeinsam die Kettenreaktion für sie übernehmen.« Er sah mich wieder an. »Sie wird nicht aufhören. Bis sie uns an den Rand eines Krieges bringt, ob nun mit den Menschen oder den Formwandlern. Sie wird nicht aufhören.«
»Solange sie hier ist, solange wir sie nicht wieder einsperren können, wird sie weitermachen«, stimmte ich ihm zu. »Und wir können sie nicht einsperren, bevor das Greenwich Presidium nicht verstanden hat, wer sie ist und was sie ist.«
»Merit, du solltest dich endlich mit der Tatsache abfinden, dass Harold und der Rest von ihnen sehr wohl wissen, wer und was sie ist. Und dass sie diese Tatsache akzeptieren.«
Ich nickte und rieb mir über die Arme.
Ethan seufzte und kehrte zum Sessel zurück. Er setzte sich wieder hin und schlug die Beine übereinander. »Und warum hat sie dich, in dieser besonderen Situation, zu mir zurückgeschickt?«
»Um dich umzubringen? Damit du oder Luc mich umbringen?«
»Wenn du mich getötet hättest, wäre ich aus dem Spiel – ein Meister, der ihr nicht mehr im Weg steht. Es wäre ihr von Nutzen, wenn ich nicht mehr da wäre. Wenn du nicht stark genug gewesen wärst, um mich zu besiegen, dann ist sie wohl davon ausgegangen, dass ich dich ihr aus dem Weg räumen würde, indem ich bestrafe, egal, auf welche Art.«
Weiteres Schweigen, da ich mich nicht zu fragen traute, was er im Hinblick auf meine Bestrafung vorhatte.
Ethan durchbrach die Stille. »Also, Hüterin, wie lautet die nächste Aufgabe?«
»Ihre Verbündeten zu identifizieren«, sagte ich schließlich. »Sie muss irgendwo unterkommen und möglicherweise finanzielle oder sonstige Unterstützung erhalten haben, um nach Chicago zurückkehren zu können. Wir müssen herausfinden, mit wessen Hilfe sie rechnen kann und warum sie ihr
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