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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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wenn man bedachte, dass die Institutstür weit geöffnet war - ein Anblick, der Jem einen mächtigen Schrecken einjagte und ihm so widernatürlich erschien wie ein Gesicht ohne Augen oder ein Himmel ohne Sterne - etwas, das einfach nicht sein durfte.
    »Will?«, rief er mit lauter Stimme. »Will, kannst du mich hören?« Als er keine Antwort erhielt, sprang er vom Kutschbock, nahm seinen Spazierstock an sich und wog ihn einen Moment in der Hand. Seine Gelenke hatten zu schmerzen begonnen, was ihm Sorge bereitete. Die nachlassende Wirkung des Dämonenpulvers kündete sich normalerweise durch Gelenkbrennen an - ein dumpfer Schmerz, der sich langsam ausbreitete, bis sein ganzer Körper in Flammen zu stehen schien. Aber er konnte sich diese Qualen jetzt nicht erlauben; er musste an Will denken und an Tessa. Vor seinem inneren Auge sah er sie vor sich auf den Stufen stehen, während er die Bibelworte zitierte. Sie hatte so besorgt gewirkt und der Gedanke, dass sie sich vielleicht um ihn sorgte, hatte ihm ein unerwartet warmes Gefühl bereitet.
    Entschlossen wandte er sich von der Kutsche ab, um die Treppe hinaufzusteigen - und erstarrte. Jemand kam bereits die Stufen hinunter, allerdings mehr als nur eine Person ... eine ganze Gruppe! Sie standen im Licht der Eingangshalle, sodass Jem einen Moment blinzeln musste und nur Umrisse erkennen konnte. Ein paar der Silhouetten schienen seltsam missgestaltet.
    »Jem!«, rief eine hohe, verzweifelte Stimme - eine vertraute Stimme.
    Jessamine.
    Wie elektrisiert stürmte Jem die untersten Stufen hinauf und hielt plötzlich abrupt inne. Vor ihm stand Nathaniel Gray, mit zerrissener blutbespritzter Kleidung. Er trug einen behelfsmäßigen Kopfverband, der an der rechten Schläfe dunkelrot schimmerte, und zog eine finstere Miene.
    Zwei Klockwerk-Kreaturen flankierten ihn wie gehorsame Diener. Dahinter folgten zwei weitere Automaten, von denen einer Jessamine festhielt, die sich verzweifelt wehrte, während der andere Automat eine schlaffe, halb bewusstlose Gestalt hinter sich herschleifte - Sophie.
    »Jem!«, schrie Jessamine auf. »Nate ist ein Lügner. Er hat die ganze Zeit mit Mortmain zusammengearbeitet - Mortmain ist der Magister, nicht de Quincey.«
    Sofort wirbelte Nathaniel herum. »Bring sie zum Schweigen!«, schnauzte er den Klockwerk-Mann hinter sich an, dessen Metallarme sich daraufhin so fest um Jessamines Brustkorb spannten, dass die Schattenjägerin erst hustete und dann verstummte, während vor Schmerz sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Dennoch zeigte sie mit den Augen auf den Automaten rechts von Nathaniel.
    Jem folgte ihrem Blick und sah, dass die Kreatur ein wohlbekanntes goldenes Gefäß in den Händen hielt - die Pyxis.
    Als Nate den Ausdruck auf Jems Gesicht bemerkte, begann er, breit zu grinsen. »Niemand außer einem Schattenjäger kann sie berühren ... Das heißt, kein lebendes Wesen. Aber ein Automat ist auch kein Lebewesen.«
    »Ist das etwa der Grund für diesen ganzen Aufstand?«, fragte Jem erstaunt. »Die Pyxis? Wozu könnte sie für euch von Nutzen sein?«
    »Mein Gebieter wünscht Dämonenenergie - und die soll er bekommen!«, erwiderte Nate schwülstig. »Und er wird niemals vergessen, dass ich derjenige war, der sie ihm besorgt hat.«
    Jem schüttelte den Kopf. »Und wie wird er dich dann dafür entlohnen? Was hat er dir dafür gegeben, deine Schwester zu verraten? Dreißig Silberlinge?«
    Wutentbrannt verzog Nate das Gesicht und einen Moment lang glaubte Jem, durch die oberflächlich attraktive Maske hindurch auf das schauen zu können, was sich darunter verbarg ... etwas so Bösartiges und Abstoßendes, dass Jem sich am liebsten umgedreht und übergeben hätte. »Dieses Ding«, stieß Nate hervor, »ist nicht meine Schwester.«
    »Es fällt schwer zu glauben, dass du und Tessa überhaupt irgendetwas gemeinsam habt - und sei es auch nur ein einziger Tropfen Blut«, entgegnete Jem, der aus seiner Abscheu kein Hehl mehr machte. »Tessa steht meilenweit über dir.«
    Nathaniel kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Sie interessiert mich nicht. Sie gehört dem Magister.«
    »Ich weiß ja nicht, was Mortmain dir in Aussicht gestellt hat«, sagte Jem, »aber ich kann dir eines versprechen: Wenn du Jessamine oder Sophie auch nur ein Haar krümmst oder die Pyxis vom Gelände des Instituts entfernst, wird der Rat dich jagen. Und dich finden. Und dich töten.«
    Langsam schüttelte Nathaniel den Kopf. »Du begreifst es nicht«, erwiderte er. »Keiner

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