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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Wohnung gestanden und sich ihre sarkastischen, höhnischen und drohenden Bemerkungen angehört hatte.
Den Moment, als ihr alles klargeworden war; den antiken
Dolch in seiner Hand, den er von ihrem Schreibtisch genommen
hatte; das wachsende Entsetzen in ihrem Gesicht, als sie langsam vor ihm zurückwich; den Rausch, als er ihr die Kehle
durchschnitt und zusah, wie sie rückwärts durch den Türrahmen
in die Küche taumelte und auf dem Fliesenboden zusammenbrach.
Er staunte noch immer, wie ruhig er bei alledem geblieben
war. Er hatte den Riegel an der Wohnungstür vorgeschoben,
damit nicht durch einen dummen Zufall der Hauswart oder eine
Freundin, die vielleicht einen Schlüssel besaß, hereinkäme. Jedermann wußte, wie unberechenbar Ethel sein konnte. Falls jemand mit einem Schlüssel feststellte, daß die Tür verriegelt war,
würde er annehmen, Ethel wolle nicht gestört werden.
Danach hatte er sich bis auf die Unterhosen ausgezogen und
Handschuhe übergestreift. Ethel hatte vorgehabt zu verreisen,
um an einem Buch zu arbeiten. Wenn er sie unbemerkt wegbrächte, würde jeder annehmen, sie sei von sich aus weggefahren. Wochen-, ja sogar monatelang würde kein Mensch sie vermissen.
Während er wieder einen großen Schluck Whisky trank, ließ
er in Gedanken noch einmal Revue passieren, wie er Kleider aus
ihrem Schrank herausgesucht und sie ihr statt des blutgetränkten
kaftanartigen Hausgewands angezogen hatte; wie er ihr die
Strumpfhose übergestreift, ihre Arme in die Bluse und die Kostümjacke gesteckt, den Rock zugeknöpft, den Schmuck abgenommen und ihre Füße in die Pumps gezwängt hatte. Er schüttelte sich bei der Erinnerung daran, wie er sie aufgesetzt und
festgehalten hatte, damit ein Schwall von Blut auf die Bluse und
das Kostüm spritzte. Aber das war nötig gewesen. Wenn man
sie fand – falls man sie überhaupt fand –, mußte es so aussehen,
als sei sie in diesen Kleidern gestorben.
Er hatte auch daran gedacht, die Firmenetiketten herauszuschneiden, die zur sofortigen Identifizierung geführt hätten. Den
langen Plastiksack hatte er in ihrem Schrank gefunden. Wahrscheinlich war darin ein Abendkleid aus der Reinigung zurückgekommen. Mühsam hatte er ihn ihr übergestülpt und danach
die Blutflecken auf der Perserbrücke entfernt, den Küchenboden
aufgewaschen, Kleider und andere Reiseutensilien in die Koffer
gepackt, ständig in panischem Wettlauf mit der Zeit…
Erneut goß er sein Glas randvoll mit Whisky und erinnerte
sich, daß irgendwann das Telefon geläutet und sich automatisch
der Beantworter mit Ethels hastigem Tonfall eingeschaltet hatte:
»Hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich melde mich, wenn ich
zurück bin und falls ich es für nötig halte.« Da hätte er beinahe
die Nerven verloren und stellte sofort den Beantworter ab, als
der Anrufer auflegte. Er wollte nicht, daß Anrufe von Leuten
registriert wurden, die sich später womöglich an nicht eingehaltene Abmachungen erinnerten.
Ethel wohnte im Erdgeschoß eines dreistöckigen Backsteinhauses, mit einem separaten Wohnungseingang links neben der
Treppe, die zum Haupteingang hinaufführte. Daher war ihre
Wohnungstür den Blicken der Passanten auf der Straße entzogen. Wirklich in Gefahr, gesehen zu werden, war er nur in der
Zeit, in der er die paar Schritte von ihrer Eingangstür bis zum
Straßenrand zurücklegte.
In der Wohnung hatte er sich ziemlich sicher gefühlt. Der
schwerste Teil war erst gekommen, als er, nachdem er Ethels
eingeschnürten Leichnam und ihr Gepäck unter dem Bett versteckt hatte, die Eingangstür öffnete. Die Luft war naßkalt gewesen, der Schneefall konnte jeden Augenblick einsetzen. Ein
eisiger Wind war in die Wohnung gefahren, und er hatte die Tür
sofort wieder zugemacht. Das war kurz nach sechs Uhr abends
gewesen, als die Straßen von Menschen wimmelten, die von der
Arbeit heimkehrten.
Fast zwei Stunden hatte er gewartet, sich dann hinausgeschlichen, den Schlüssel zweimal umgedreht und sich zu der billigen
Autovermietung begeben. Dann war er zu Ethels Wohnung zurückgefahren. Er hatte Glück gehabt, denn er konnte den Wagen
unmittelbar vor dem Backsteinhaus parken. Es war stockfinster
und die Straßen jetzt menschenleer.
In zwei Gängen schaffte er das Gepäck ins Auto. Der dritte
Gang war der schlimmste. Er schlug den Mantelkragen hoch,
setzte sich eine alte Mütze auf, die er auf dem Boden des Mietwagens gefunden hatte, und schleppte den Plastiksack mit Ethels
Leiche aus

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