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Code Freebird (German Edition)

Code Freebird (German Edition)

Titel: Code Freebird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Michaelis.
    «Die mit dem Opfer?»
    Levy bejahte. Die Hände des Opfers waren bis auf Hautfetzen nicht mehr vorhanden und die Arme bis oberhalb der Ellbogengelenke stark versehrt. Der Bauchraum war schwarz verbrannt, und die meisten inneren Organe waren ausgetreten. Ober- und Unterkörper wurden nur noch durch das Rückgrat und Teile der Rückenmuskulatur des Opfers zusammengehalten.
    Das Opfer musste die Vorrichtung also auf dem Schoß in den Händen gehalten und sie dann vorsätzlich oder unbeabsichtigt ausgelöst haben.
    Die sitzende Haltung des Opfers und der Kinositz hatten zu einer leicht gerichteten Sprengwirkung nach oben geführt, wodurch Brust, Hals, Kiefer und Gesichtsbereich ebenfalls starke Verletzungen aufwiesen. Rücken und Hinterkopf des Opfers waren nahezu unversehrt.
    «Es wurde niemand sonst verletzt?», fragte Levy.
    Michaelis nickte und zeigte ihm eine Graphik. Darauf waren die Sitzpositionen der anderen vier Gäste verzeichnet. Am nächsten saßen dem Opfer zwei Jugendliche, schräg versetzt, nur drei Reihen hinter ihm. Levy begab sich dorthin. Die Kopfteile der Sitze waren mit Blutspritzern gesprenkelt, hier und da befand sich ein kleines Loch im Material, wahrscheinlich durch herumfliegende Splitter. Die Jungs hätten sehr gute Chancen gehabt, die Explosion zu überleben, wenn sie sich zum Zeitpunkt der Zündung noch im Raum befunden hätten.
    «Die Sprengladung ging etwa vier Minuten nach dem Ende des Films hoch», entnahm Michaelis der Aussage der Kassiererin. «Sie war nicht gleich in den Saal gegangen, um sauberzumachen, sondern unterhielt sich noch mit dem Filmvorführer. Er ist Sportstudent und wurde bereits vernommen.»
    «Wieso so spät?», fragte Levy. «Der Täter hätte doch damit rechnen müssen, dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand mehr im Kino aufhalten würde?»
    «Vielleicht war das auch seine Absicht? Er wollte niemanden verletzen und … Okay, klingt unwahrscheinlich, dann hätte er es ja gleich bleibenlassen können. Oder vielleicht hatte er ja was gegen den Film oder das Kino?»
    Michaelis schmunzelte. Levy wusste nicht so recht, woher an diesem Ort des Schreckens dieser seltsame Humor rührte.
    «Was sagen die Kollegen vom Labor?», fragte Levy.
    Michaelis blätterte zur entsprechenden Seite. «Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um TATP, rund achtzig bis hundert Gramm. Das Opfer muss die Bombe in der Hand gehalten haben, etwa auf Höhe des Bauches oder der Brust.»
    «Ist vom Zünder etwas übriggeblieben?»
    Sie verneinte. «Es wird noch ein paar Tage dauern, bis alle Fundstücke asserviert und ausgewertet sind. Als Energiequelle vermuten sie eine Knopfbatterie, genauer gesagt, drei Stück. Reste davon sind sichergestellt worden. Sie waren mit einem Heißkleber an einem Stromkabel befestigt.»
    «Sonst nichts?»
    «In der kurzen Zeit konnten sie nicht mehr zuordnen. Sie haben Dutzende blauer Säcke mit Kleinteilen hier rausgeschleppt, und in der Dienststelle wird jetzt erst mal fleißig gepuzzelt und ausgewertet.»
    Levy setzte sich in einen der Kinositze und schloss die Augen. Er kannte die Vorgehensweise an einem Explosionsort. Aufgrund der komplexen Spurenlage war der Tatort in Sektoren unterteilt worden. Innerhalb dieser Sektoren wurde alles bis aufs letzte Staubkorn mitgenommen, und erst später im Labor ergab sich nach und nach eine Rekonstruktion der Sprengvorrichtung. Das würde dauern.
    In der Zwischenzeit versuchte er, sich in die Situation hineinzuversetzen, wie sie durch die Berichte gesichert war.
    Vor ihm auf der Leinwand läuft ein Film, wahrscheinlich neunzig oder hundertzwanzig Minuten lang.
    Ich bin einer von fünf Gästen, ich habe genügend Platz, mich zu strecken, niemand stört meinen Blick und meine Aufmerksamkeit. Ich habe mich auf diesen Film gefreut, sonst wäre ich zu dieser Uhrzeit nicht hier. Schließlich ist es Nachmittag, ein Werktag, und wenn ich nicht gerade Urlaub habe, arbeitslos oder vermögend bin, muss ich für mein Auskommen arbeiten. Ich sitze also hier und genieße den Film. Zwei Stunden vergehen, es war ein toller Film, vielleicht sogar mein neuer Lieblingsfilm. Ich schau ihn mir bis zum letzten Bild an. Der Abspann ist bereits vorüber, ich sitze noch immer hier, bin ganz beeindruckt von dem Erlebnis, lasse die schönsten Szenen nochmals vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen. Dann, etwa ein bis zwei Minuten später, nehme ich die Sprengladung heraus.
    Woraus? Wo war sie die ganze Zeit gewesen? Achtzig bis hundert

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