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Code Freebird (German Edition)

Code Freebird (German Edition)

Titel: Code Freebird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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    Hamburg glich einer besetzten Stadt.
    Nie zuvor hatte Levy eine größere Ansammlung von Sicherheitskräften der Polizei und überraschenderweise auch der Bundeswehr gesehen. Letztere für die innere Sicherheit einzusetzen war seit dem 11. September oft und ausgiebig diskutiert worden. Bisher hatten sich die Kritiker gegen deren Einsatz durchsetzen können, doch wie sich nun zeigte, waren diese Bedenken nicht mehr zu rechtfertigen.
    Als er vom Bahnsteig in die Wandelhalle gekommen war, hatte er bewaffnete Polizisten, die nach verdächtigen Personen Ausschau hielten, bemerkt. Hoch oben an der Decke verfolgten Überwachungskameras seine Schritte, und an den Ausgängen waren Soldaten positioniert, Spürhunde hielten ihre Nasen in die Menge. Diese Präsenz machte Eindruck, die geschulterten Waffen und das beklemmende Gefühl, stets im Fokus einer Ordnungskraft zu stehen.
    Levy ging an ihnen vorbei und stieg in ein Taxi.
    «Seit wann ist das Militär in der Stadt?», fragte er den Taxifahrer.
    «Begonnen hat es vor vier Wochen mit dem ersten Anschlag», antwortete der Fahrer, ein junger Mann Anfang zwanzig.
    «Wo hat er stattgefunden?»
    «In einer Einkaufspassage im Hanseviertel.»
    «Gab es Tote?»
    «Ja, einen. Wie durch ein Wunder hat es nicht mehr erwischt. Dafür war der Sachschaden enorm. Überall flogen die Schaufensterscheiben heraus, und die Scherben surrten wie Sicheln durch die Luft. Hat mir ein Kollege erzählt, der dort geparkt hatte.»
    «Wer war das Opfer?»
    «Ein Ami, glaube ich.»
    Der Taxifahrer ging vom Gas. Vor ihm hatte sich ein Stau gebildet. Rund zwanzig Meter entfernt winkten Polizisten die Fahrzeuge durch eine Absperrung.
    «Was ist da vorne los?», fragte Levy.
    «Ein Kontrollpunkt. Sie machen Stichproben. Keine Ahnung, wonach die suchen. Wenn die glauben, auf diese Weise Terroristen zu fangen, dann sind sie auf dem falschen Dampfer.»
    «Es handelt sich also um eine Gruppe?»
    «Was?»
    «Sie sagten ‹Terroristen›. Mehrzahl.»
    «Egal, ob einer oder eine Gruppe. Ich weiß es nicht, niemand weiß das. Ich dachte nur …»
    Der Wagen war auf Höhe des Kontrollpunktes angekommen. Er fuhr im Schritttempo, vorbei an den Mündungsläufen von Schnellfeuerwaffen und gepanzerten Einsatzfahrzeugen.
    Levy gefiel diese Perspektive ganz und gar nicht. Es ist eine Sache, von Maschinenpistolen zu hören, eine andere, nur durch dünnes Glas getrennt und keinen Meter entfernt in den Lauf einer solchen Waffe zu blicken. Dabei hatte der Beamte auch noch den Finger gefährlich nahe am Abzug. Levy konnte nur hoffen, dass er nicht schreckhaft und die Waffe gesichert war.
    Ein kurzer, prüfender Blick auf Chauffeur und Fahrgast, dann wurden sie durchgewinkt.
    «Wie lange geht das jetzt schon so?», fragte Levy, während der Wagen beschleunigte.
    «Es ist der zehnte Tag, und seit gestern haben sie noch einen draufgelegt.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Gestern Nachmittag ging auf dem Kiez wieder eine Bombe hoch. Diesmal in einem Kino. Seitdem haben sie die Kontrollen verdoppelt. Weitere Bundeswehreinheiten sind über Nacht angerückt und unterstützen die Polizei. Wenn das so weitergeht, dann komm ich mir langsam vor wie in Jerusalem.»
    «Wie kommen Sie gerade auf Jerusalem?»
    «Ich bin dort geboren.»
    «Sie sind Israeli?»
    «Nein, Deutscher. Mein Vater war an der Uni tätig. Ich habe die ersten sechs Jahre meines Lebens dort verbracht. Dann sind wir Gott sei Dank weg. Auf die Dauer ist das nicht auszuhalten. Du weißt nie, wann es dich erwischt. Und jetzt fängt die gleiche Scheiße hier an. Man weiß langsam gar nicht mehr, wo man noch sicher ist.»
    «Fidschi, Grönland …», scherzte Levy.
    Der Taxifahrer schüttelte den Kopf. «Grönland ist dänisch. Und Fidschi hat am Irakkrieg teilgenommen. Sind dort nicht auch amerikanische Einheiten stationiert?»
    «Glauben Sie, dass die Anschläge in Hamburg gegen Amerika gerichtet waren?»
    Der Taxifahrer blickte in den Rückspiegel, er zögerte mit der Antwort. Doch dann: «Hinter allem stecken die Amis.»
    Der letzte Teil der Fahrt verlief wortlos. Keiner der beiden wollte sich auf politisch brisantem Terrain weiter vorwagen.
    Vor dem mächtigen, sternförmigen Polizeipräsidium am Bruno-Georges-Platz angekommen, stieg Levy aus.
    Dieses Ungetüm von einem Gebäude konnte einem auf den ersten Blick Angst machen, so martialisch thronte es inmitten des weitläufigen Geländes. Unwillkürlich dachte Levy an ein riesiges Raumschiff in Form eines Zahnrads, das

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