Collection Baccara Band 0267
genug. Und wenn ein Kerl es nicht akzeptierte, dass eine Frau Nein sagte, sollte sie es ihm einbläuen. Höchste Zeit, dass Lonny davon erfuhr. Carlene trug heute hochhackige Schuhe statt der flachen Sandalen. Zum Glück. Sie hob den rechten Fuß an … und rammte den spitzen Absatz mit aller Wucht in Lonnys Stiefel. Genau dorthin, wo sie die Zehen vermutete.
Der Junge schrie auf und taumelte einen Schritt zurück. Doch so leicht wollte Carlene ihn nicht davonkommen lassen. Bevor er sich fangen konnte, ballte sie die Faust und versetzte ihm einen kräftigen Boxhieb in die Leber. So wie es ihr der Trainer im Kurs für Selbstverteidigung beigebracht hatte.
Lonny krümmte sich stöhnend. Wow! Dieser Kurs war sein Geld wert.
„Niemand fasst mich ungestraft an, und du schon gar nicht. Hast du das begriffen?“, fragte Carlene.
Er hob den Kopf etwas, die Arme immer noch schützend um seine Taille geschlungen, und antwortete kläglich: „Ja.“
„Gut.“ Sie nickte zufrieden. „Ich bin zwar zu jung, um deine Mutter sein zu können. Aber alt genug, um dir klar und deutlich die Meinung zu sagen. Du bist ein Idiot, wenn du nichts Besseres zu tun hast, als Frauen anzugrapschen, die überhaupt nichts von dir wissen wollen.“
Der Junge starrte sie böse an, wagte es jedoch nicht, ihr zu widersprechen.
„Ich erwarte, dass du mich respektvoll behandelst. Es heißt also Carlene, nicht Baby. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Lonny richtete sich auf, und an seiner Grimasse sah man deutlich, dass er noch Schmerzen hatte. „Ich hab’s kapiert“, murmelte er. Und fügte frech hinzu: „Aber Sie wissen nicht, was Sie verpassen.“
Carlene überhörte das großzügig. Sie wollte ihm ja nicht auch noch das letzte bisschen Stolz rauben. Einen Boxhieb von einer Frau einzufangen war für ihn demütigend genug gewesen.
Das schien Lonny auch so zu sehen. Er schlich sich ohne einen weiteren Kommentar davon – und stieß in der Küchentür mit seinem Boss zusammen.
„Was tust du denn hier?“, fragte Win überrascht.
„Ich … äh … musste etwas mit Carlene besprechen.“
„Irgendwas, wovon ich wissen sollte?“
Lonny wurde knallrot. „Nein, Boss. Die Sache hat sich schon erledigt.“
Win blickte sie forschend an. „Stimmt das, Carlene?“
Sie nickte. „Ja. Der Junge hatte ein Anliegen … und die passende Antwort bekommen.“
„Na gut“, meinte er an Lonny gewandt. „Dann zurück an die Arbeit mit dir.“
Der ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit hochrotem Kopf lief er hinaus.
„Ich muss in die Stadt, um ein paar Dinge zu erledigen“, erklärte Win. „Möchten Sie mitkommen? Ich könnte Sie am Supermarkt absetzen, falls Sie Lebensmittel brauchen.“
Carlene überlegte. Ja, sie musste einkaufen. Ziemlich dringend sogar. Rosas Vorräte waren fast aufgebraucht. Aber mit Win in die Stadt fahren? Mit ihm allein? Im Auto dicht neben ihm sitzen? Wenn sie sich das nur vorstellte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals …
Win zog die Augenbrauen hoch. „Ist meine Frage so schwer zu beantworten?“
„Nein, ich …“ Ach, sie sollte sein Angebot annehmen. Es wäre albern, jetzt abzulehnen und eine Stunde später allein zum Einkaufen zu fahren. „Ja, ich würde gern mitkommen. Ich hol nur schnell meine Handtasche.“
„Nicht nötig. Ich bezahle die Lebensmittel.“
„Wissen Sie etwa nicht, dass Frauen sich ohne Handtasche ganz nackt fühlen?“, fragte sie mit gespieltem Erstaunen.
Er lachte auf. „Jetzt, wo Sie’s sagen … Ich glaube, meine Schwester hat das mal erwähnt.“
„Wohnt Ihre Schwester hier in der Nähe?“, erkundigte sich Carlene auf dem Weg zum Auto.
„Nein. In Portland. Mit ihrem Mann.“
Carlene setzte sich auf den Beifahrersitz des dunkelblauen Pick-ups und legte den Sicherheitsgurt an. „Portland ist ja nicht weit entfernt. Wie heißt denn Ihre Schwester? Vielleicht bin ich ihr schon mal begegnet.“
Win startete den Motor, dann fuhr er in Richtung Highway. „Leah Branson. Ihr Mann leitet Branson Consulting. Möglich, dass Sie von der Firma gehört haben. Der Name erscheint häufiger in den Zeitungen.“
„Nein, Branson Consulting sagt mir gar nichts.“
„Sie sind wohl nicht besonders am Finanzteil der Zeitung interessiert, was?“
Das klang herablassend … Hielt er jeden für dumm, der nicht die Börsenberichte las? „Ehrlich gesagt, nein. Ich bin nämlich der Meinung, dass Menschen viel wichtiger sind als Aktien“, erwiderte sie schroff.
Immer das Gleiche. Man
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