Coq 11
Präsentation der Flottenexperten die Zuhörer im Krisenraum in einen Zustand höchster Aufgewühltheit versetzt. Aber inzwischen waren die Überrumplungsmanöver der U-1 Jerusalem perverse Routine. Natürlich befand sich das U-Boot ganz und gar nicht im Mittelmeer.
Der Sprecher des Flottennachrichtendienstes trug seinen Bericht wie üblich nüchtern und monoton vor. Israel habe das U-Boot Leviathan als vermisst gemeldet, man befürchte, es sei versenkt worden. Die Militärhäfen bei Eilat am Golf von Akaba seien zuerst mit Torpedos und vier Stunden später mit einer unbekannten Anzahl von Marschflugkörpern angegriffen worden. Verglichen mit der Attacke auf Haifa genau die gegenteilige Taktik. Die Korvetten Lahav und Eilat sowie die Schnellboote Keshet und Kidon seien zerstört und ein größeres Munitionslager gesprengt worden. Kurz gesagt, die israelische Flotte im Roten Meer sei ausgelöscht. Man vermute, das Terror-U-Boot habe den Angriff ausgeführt.
Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Condoleezza am liebsten laut gelacht. Man vermutete, die U-1 Jerusalem sei für den Angriff verantwortlich. Besten Dank. Oder steckte vielleicht doch wieder der Iran dahinter?
»Wie sind die überhaupt in den Persischen Golf gekommen?«, fragte der Präsident.
Niemand gab ihm eine Antwort. Einerseits, weil sich der Angriff im Roten Meer ereignet hatte, und andererseits, weil man annehmen musste, dass das U-Boot sich unter Wasser fortbewegte. Doch keiner wollte den Präsidenten zurechtweisen.
»Die sind im Roten Meer eingeschlossen, die kommen da nicht raus, bevor wir das Gebiet mit unseren Flugzeugträgergeschwadern abgeriegelt haben«, sagte Rumsfeld laut und deutlich. »Jetzt müssen wir diesen Terroristen ein für alle Mal den Garaus machen!«
»Ja, langsam wird es wirklich Zeit, dass wir jemandem in den Arsch treten!«, sagte der Präsident und erhob sich von seinem Stuhl. Damit war das Treffen beendet.
In diesem Moment hätte sie ihren Rücktritt bekannt geben müssen, dachte Condoleezza Rice später. Denn ihrem Freund George W. Bush war nicht mehr zu helfen.
Manche Leute in Washington D.C. behaupteten, Saudi Arabien sei die fünfte Macht im Staat. Im Unterschied zu anderen Botschaftern wurde Prinz Bandar bin Sultan jederzeit zum Präsidenten vorgelassen. Selbst die bekanntesten und freundlichsten Vertreter der vierten Staatsmacht, der Medien, mussten mitunter monatelang um eine Audienz bitten. Prinz Bandar bin Sultan dagegen war ein alter Freund des Vaters von George W. Bush. Und der Vater von Prinz Bandar, König Fahd, war noch enger mit dem ersten Bush befreundet gewesen. Gemeinsam hatten sie schwere und historische Entscheidungen gefällt, vor allem 1991 beim ersten Irakkrieg.
Hinzu kam, dass Saudi Arabien aufgrund seiner engen und freundschaftlichen Beziehungen zur Familie Bush in der arabischen Welt eine empfindliche Position einnahm. Osama bin Laden hatte dem saudischen König vorgeworfen, »der Hüter der beiden Heiligen Moscheen in Mekka und Medina« habe den Gottlosen erlaubt, vor, während und nach dem Golfkrieg von 1991 Luftwaffenstützpunkte in Saudi Arabien zu errichten. Daher waren die Saudis mit der Teilnahme am zweiten Irakkrieg ein enormes Risiko eingegangen.
Der Prinz rief mit seinem Mobiltelefon aus einem Restaurant in Georgetown an, wo er mit seiner Familie und seinem Gefolge saß, insgesamt mindestens zwanzig Personen, und teilte mit, er werde kurz vorbeikommen, es sei wichtig.
Der Arbeitstag war beendet, und George W. Bush saß mit Condoleezza Rice im Oval Office, um auf ihren Wunsch die Folgen der gescheiterten U-Boot-Jagd und der erneuten militärischen Niederlage zu diskutieren. Außerdem wollte sie besprechen, welche Konsequenzen sein Plan, das Terror-U-Boot ein für alle Mal zu vernichten, haben würde.
Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf Prinz Bandar zu warten und sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Der Prinz führte mit Sicherheit etwas im Schilde. Sie bestellten sich je ein Vollkorn-Sandwich mit gerösteten Zwiebeln und Roastbeef, aber ohne Mayonnaise, Mineralwasser und koffeinfreien Kaffee und brachten ihre Mahlzeit vor der Ankunft des Prinzen schnell hinter sich.
Als dieser das Oval Office betrat, machte er zwar einen etwas gehetzten Eindruck, erkundigte sich jedoch trotzdem zuerst nach der Familie seines Freundes George, nach dem Gesundheitszustand des Vaters und der Ehefrau und dergleichen. Dann kam er zur Sache.
»Mr President, verzeih mir, wenn
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