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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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fünfzehn und konnte sechs Sprachen, darum habe ich mir gesagt, zum Teufel mit Mexiko, und habe mich in die Staaten aufgemacht. Ich bin bis El Paso gekommen, wurde Hotelpage, Fremdenführer und Gelegenheitsschmuggler. Außerdem habe ich die Grundkenntnisse eines Barmanns aufgeschnappt.
    Mitte 1942 habe ich beschlossen, El Paso hätte mir alles gegeben, was es geben kann. Ich habe mir eine Sozialversicherungskarte und einen Führerschein besorgt und mich zum Wehrdienst gemeldet, obwohl ich noch nicht alt genug war. Ich habe ein paar Briefbögen mit Firmenkopf von zwei der besseren Hotels geklaut und mir hymnische Empfehlungsschreiben als Barmann gedichtet. Auf beiden habe ich die Unterschriften der Manager gefälscht.«
    Per Anhalter fuhr er durch das Big-Bend-Land von Texas nach Albuquerque und von dort über die Route 66 direkt nach Los Angeles. Padillo sprach von dem Los Angeles der glorreichen, verängstigten, kriegsfiebernden Tage des Jahres 1942 wie von einem privaten, aber lange verlorenen Paradies.
    »Es war eine verrückte Stadt, voll von Betrügern, leichten Mädchen, Soldaten und Irren. Ich habe einen Job als Barmann gefunden. War ein nettes Lokal, man hat mich gut behandelt, aber es hat nicht lange gedauert, bis sie mich erwischt haben.«
    »Wer?«
    »Das FBI. Es war im August 1942. Ich hatte gerade aufgemacht. Sie waren zu zweit. Höflich wie Pfarrer. Sie zeigen mir ihre kleinen schwarzen Ausweise, und darin steht wirklich, daß sie vom FBI sind, und dann fragen sie, ob ich etwas dagegen hätte, mal mitzukommen, weil die Einberufungsbehörde mir schon seit einer Ewigkeit Briefe schreibt, die regelmäßig mit dem Stempel ›Empfänger unbekannt zurückkommen. Und sie sind überzeugt, alles ist nur ein Irrtum, aber sie hätten ganze fünf Monate gebraucht, um mich ausfindig zu machen, und so weiter.
    Tja, ich bin also mitgegangen und habe denen irgendwas erzählt – eine schriftliche Aussage gemacht und unterschrieben. Dann Fotos und Fingerabdrücke. Und danach bringen sie mich zu einem Staatsanwalt, der mir einen Vortrag hält und mich vor eine Wahl stellt: Ich könnte entweder zum Militär oder ins Gefängnis, weil ich mich der Wehrpflicht entzogen habe.«
    Padillo ging zur Armee und meldete sich zur Fachschule für Köche und Bäcker. Ende 1942 leitete er fröhlich die Bar im Offizierskasino einer kleinen Infanterie-Ersatz-Einheit in Nord-Texas, nicht weit von Dallas und Fort Worth, ehe jemand seine Unterlagen durchging und feststellte, daß Padillo sechs Sprachen mündlich und schriftlich beherrschte.
    »Sie sind nachts gekommen«, sagte er. »Der Top-Sergeant und der Kommandant und so ein Typ in Zivil. Es war alles wie ein mieser Fernsehkrimi im Nachtprogramm. Der olivgrüne Packard, die stumme Fahrt zum Flugplatz, die schweigsamen Piloten, die dauernd auf die Uhr sehen, während sie unter dem Flügel der C-47 auf und ab gehen. Reiner Kitsch.«
    Das Flugzeug landete in Washington, und Padillo wurde von Büro zu Büro weitergeschoben. »Einige waren in Zivil, andere in Uniform. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie in dem Jahr alle Pfeife geraucht.«
    Sie prüften seine Sprachkenntnisse. »Ich kann Englisch mit Mississippi- oder Oxford-Akzent sprechen. Ich kann wie ein Berliner reden oder wie ein Zuhälter aus Marseille. Berlitz würde mich lieben.
    Dann haben sie mich nach Maryland geschickt; da habe ich von ihnen ein paar Tricks gelernt und ihnen ein paar beigebracht, die ich in Juárez aufgeschnappt hatte. Es war alles ziemlich übertrieben, mit Decknamen und falscher Identität. Ich habe erzählt, ich wäre in einem mexikanischen Puff für die Handtücher zuständig gewesen. Die anderen haben meine Pseudo-Geschichte nie knacken können, aber sie haben mich detailliert über meine Tätigkeit ausgefragt und dabei viel Spaß gehabt.«
    Als die Ausbildung in Maryland beendet war, wurde Padillo wieder nach Washington gebracht. Er kam in ein Haus in der R-Street, unmittelbar westlich der Connecticut Avenue. Man sagte ihm, der Colonel wolle ihn sprechen. »Er sah ganz so aus wie der Hollywoodschauspieler, der den Colonel in den Schulungsfilmen über Geschlechtskrankheiten spielte, die sie uns bei der Grundausbildung vorgeführt haben«, sagte Padillo. »Ich glaube, das war ihm peinlich.
    Er hat mir gesagt, ich könnte einen wichtigen Beitrag zur »nationalen Aufgabe« leisten, wie er es nannte. Wenn ich dazu bereit wäre, würde ich vom Militär entlassen, bekäme die amerikanische Staatsbürgerschaft,

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