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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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Dann, als
würde er erst erwachen unter meinem Blick, fing er ganz leicht das Lächeln an
und in seine Augen floss so etwas wie Leben hinein. „Du bist schon wach.“,
sprach ich ihn sanft an.
    „Ich war meist vor dir wach, erinnerst du dich?“ Er drehte
sich auf den Rücken uns streckte sich. „Danke.“
    „Wofür?“
    „Das du mit mir gekommen und die Nacht hier geblieben bist.“
    „Gerngeschehen.“, witzelte ich, aber trotzdem war ich
irgendwie beschämt, obwohl die Nacht einfach nur unbeschreiblich gewesen war.
    „Musst du jetzt auf die Arbeit?“
    „Nein…noch nicht. Aber ich muss trotzdem heim. Tut mir leid.“
Er setzte sich auf und rückte zu mir rüber, ich spürte einen Finger mein
Rückgrat entlang fahren, dass ich Gänsehaut bekam.
    „Willst du nicht noch zum Frühstück bleiben? Einen Kaffee
zumindest…drüben in der Bar…“ Er machte es mir wirklich nicht einfach.
    „Oder wir treffen uns heut noch mal kurz vor deiner Arbeit,
in einer Trattoria. Lang kann ich nämlich nicht mehr bleiben.“, fügte er
gequält hinzu.
    Ich drehte mich zu ihm um. Er tat mir ehrlich leid.
    „Du bist einsam, nicht wahr? Es…tut mir echt leid.“
    „Dir muss gar nichts leid tun! Ich allein bin der
Hauptschuldige…und zwar in allen Belangen. Schuldig in allen Punkten der
Anklage oder so ähnlich.“ Er seufzte.
    „Das Problem ist nur, dass ich nichts bereue. Nichts
wirkliches, jedenfalls. Auch nicht, dass wir zusammen waren, auch nicht dass
ich dich um mich haben wollte.“
    „Du hast deine Verbrecherkarriere auch nicht bereut?“
    „Schwierige Frage. Es kam alles wie es kommen musste und zwar
von Anfang an. Ich hab’s einfach getan und dann war ich drin und drin zu sein
bedeutet…etwas ganz anderes. Hast du es denn bereut?“
    „Was?“, wollte ich wissen.
    „Na, dass du dich mit mir eingelassen hast.“
    „Was hatte ich schon für eine Wahl, ich war verliebt.“, gab
ich zu und sah ihn an. Er lächelte zurück.
    „Ich egoistisches Schwein.“ Er ließ sich dramatisch zurück
aufs Bett sinken.
    „Paolo. Am besten, du bringst mich um.“
    „Wie bitte?“
    „Na irgendjemand wird es ohnehin tun. Besser du tust es, das
wäre mir lieber, wirklich. Den anderen bedeute ich nichts, gar nichts, ich bin
nichts wert, null Komma null.“ Ich begriff, warum er noch so leiden musste. Er
hatte kein anderes Leben gekannt und das war nun vorbei, er war aus dem Leben
ausgestoßen, aus dem einzigen was er je kennengelernt hatte und ein anderes gab
es für ihn noch nicht. Vermutlich konnte er selbst auch nicht daran glauben,
dass es jemals eines geben könnte. In dieser Phase musste er völlig
orientierungslos sein.
    „Was ist mit deinen Verwandten, deiner Blutsfamilie? Deiner
Tochter?“, fragte ich.
    „Ach ja sie. Darf nicht auch nur in die Nähe kommen. Kontakt
ausgeschlossen, nicht jetzt. Jetzt kann ich nur versuchen zu überleben. Oder
der Engel hier mit im Raum geleitet mich an die Pforte, an der ich vermutlich
eh abgewiesen werde.“
    „Sprich doch nicht so ein Unsinn.“ Ich wurde ein wenig
wütend.
    „Tut mir leid. Muss schwer sein, mich so zu ertragen.“
    „Jetzt hör mal mit deinem Selbstmitleid auf! Du kannst mir
nicht sagen, dass du Jahrzehnte lang ein Capo warst, in Krieg und Frieden die
Kontrolle behalten und deine Dinge am Laufen gehalten hast und jetzt bist du zu
schwach, um am Leben zu bleiben und aus der ganzen Scheiße raus zu kommen? Was
soll das denn? Wo ist dein Kampfgeist, leone ?“ Er schaute mich ziemlich
verblüfft an.
    „Ich werd dich auf keinen Fall zu irgendeiner Pforte bringen!
So weit kommt’s noch! Keiner wird dich da hin bringen, basta!“, fügte ich noch
laut hinzu.
    „Paolo und was soll das heißen? Wie willst du das
verhindern?“, sagte er schwach und schaute wieder missmutig zur Decke hoch. Ich
erhob mich und trat an das Fenster. Der Nebel und die Feuchtigkeit hatten sich
zerschlagen, am Himmel konnte ich dicke Wolken sehen, doch dazwischen auch das
schöne Blau. Hatte Venedig Glück, könnte sie sich heut mit der Sonne schmücken,
was all die maroden und verlassenen Ecken auch noch schön erstrahlen ließe. Die
Sonne und die Nacht können diese Stadt kleiden, oh ja. Das Wasser schimmerte
munter und ein Schwarm laut schwatzender Spatzen senkte sich auf ein Dach
hinab. Alles ganz mies vertrackt, Paolo, sagte ich innerlich zu mir selbst, sitzt
mal wieder mitten drin, wenn ich das mal so sagen darf. Ach Herrje . Aber
wer, wenn nicht ich, war jetzt gefragt? Auch wenn

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