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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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weil sie Angst vor mir haben, sondern nur, weil sie mich endlich los sein wollen.
    „Ist euer Freund eigentlich in der Zwischenzeit wieder aufgetaucht?“, fragt Borste, ohne seinen Blick zu heben.
    „Nein.“
    „Schade. Dann ist er wohl tot?“
    „Das weiß niemand.“
    „Er war eigentlich ein netter Typ. Aber auch ziemlich naiv. Er hatte den völlig absurden Einfall, einen Artikel über den Haschhandel in Christiania zu schreiben.“
    „Und deshalb hat er euch interviewt?“
    Borste sieht kurz von seinem Blatt auf. „Nee, wir haben nur ein bisschen miteinander geplaudert. Er versprach uns, in dem Artikel keine Namen zu nennen, aber die Idee war trotzdem zum Scheitern verurteilt. Er hat dann auch irgendwann aufgegeben.“
    „Echt?“, fragt Nick.
    „Natürlich wollte ihm niemand auch nur irgendwas erzählen. So einem braven Bubi? Was für eine Scheißidee.“
    „Hat er das selber gesagt? Dass er den Artikel doch nicht schreiben wollte?“, fragt Nick.
    Borste nickt und setzt seine Unterschrift unter seinen Text. „Das hat er uns auf dem Konzert in der Grå Hal erzählt. Er wollte das alles fallenlassen. Was sicher auch vernünftig war.“
    „Hat er euch auch Geld geschuldet?“, fragt Nick mit piepsiger Stimme.
    „Nein, so dumm war er nicht“, antwortet Borste spitz und reicht mir das Papier über den Tisch. Als ich danach greifen will, zieht er es zurück. „Was auch immer du denkst – wir haben nichts mit dem Verschwinden deines Freundes zu tun.“
    Merkwürdigerweise glaube ich ihm. Borste ist ein fieser Typ, aber kein Lügner.
    Er reicht mir die Quittung. Dort steht, dass ich am heutigen Tag 40 000 Kronen an Henry Molberg gezahlt habe. Und dann eine Unterschrift.
    „Henry?“, frage ich dumm.
    „Jetzt haut endlich ab.“
    Ich falte die Quittung zusammen und stecke sie in die Tasche. Afro lacht höhnisch und sagt, dass ich damit sowieso nichts anfangen kann. Sicher hat er recht, aber zumindest weiß ich jetzt, dass Borste nicht Jacob A A ist.

Ein bisschen dankbar ist Nick dann doch, denn als wir auf die Straße kommen, umarmt er mich und murmelt ein Danke. Er wusste, dass es mir gelingen würde, sagt er. Ich erzähle ihm lieber nicht, wie kurz davor ich war, es nicht zu schaffen. Nick kann den Anblick seiner Mutter und Sandra heute nicht ertragen, also kommt er mit zu mir nach Hause in die Weysesgade. Unterwegs mache ich keinen Hehl daraus, dass ich der Meinung bin, er solle sich einen Job suchen, weil ich nicht vorhabe, meine Schulden allein abzuarbeiten. Zu meiner Verwunderung protestiert er nicht, sondern sagt einfach nur, das wäre okay. Ich bin fast besorgt um ihn.
    „Sie haben dir doch nichts getan, oder?“
    „Glaubst du etwa, sie hätten mich vergewaltigt?“
    „Nein, nein, aber ...“
    „Ich habe einfach nur die ganze Nacht in diesem dämlichen Sessel gesessen und konnte nichts tun. Sie hatten den Akku aus meinem Handy genommen.“
    Ich bin schon durch die Pforte, als ich Liv entdecke. Sie sitzt auf dem Treppenabsatz und versucht sich mit Jonathans alter Jacke zu wärmen. Als sie uns sieht, steht sie auf.
    „Ich hab deine Nachricht abgehört. Ich sollte dich sofort anrufen?“
    „Ja, aber das Problem hat sich inzwischen erledigt. Ich weiß, dass ich ziemlich verzweifelt war, als ich dich anrief, aber es hat sich zum Glück geklärt.“
    „Wer ist Ikarus?“
    Nick und ich sehen uns an, aber keiner von uns sagt etwas.
    Liv sieht von mir zu Nick. „Ich habe gesehen, dass ihr zwei seine Facebook -Freunde seid. Und zwar seine einzigen. Wer zum Teufel ist er?“
    Ich gehe zu ihr. Der verwaschene Stoff von Jonathans Jacke fühlt sich weich an, als ich meine Hand auf ihren Arm lege. „Komm. Lass uns reingehen.“
    Nick sagt nichts. Er sitzt auf meinem Bett und beißt kleine Splitter von seinen Nägeln ab, die er anschließend auf den Boden spuckt. Und ich erzähle Liv das Bisschen, was wir über Ikarus wissen.
    Liv runzelt die Stirn. „Also kann es praktisch jeder sein?“
    „Jeder, der Jonathan auch kennt. Hat er dir geschrieben?“
    „Ja. Er wollte mir heute Nachmittag was schicken. Nicht über Facebook , sondern direkt an meine Mailadresse.“
    „Und was will er schicken?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Ich fahre meinen Computer hoch und gehe auf Facebook , aber auf meinem Profil steht lediglich ein höhnischer Kommentar von Kasper über die letzte Nacht. Liv checkt ihre Mails, doch es sind keine neuen Nachrichten in ihrem Posteingang. Nick erklärt sich freiwillig dazu bereit,

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