Dämonentor
abgeleitet. Nicht viele sind dazu in
der Lage. Man kann also vermuten, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist. Ich
nehme außerdem an, dass er reiner Theoretiker ist, dem noch nicht klar ist, was
es praktisch bedeutet, eine korrekte geometrische Relation zwischen
Kraftfeldern zu spezifizieren. Wahrscheinlich hält er das Ganze für einen
Scherz.
Ich habe keinen Hinweis auf Dee oder die anderen
entdeckt, von ein paar obskuren Titeln unter seinen Büchern einmal abgesehen.
Das heißt, er ist nicht direkt gefährlich. Wir könnten ihm die Möglichkeit
bieten, seine Interessen und Fähigkeiten durch eine neue Herausforderung weiter
zu entwickeln – natürlich nur, wenn er willig ist, für den Geheimdienst zu
arbeiten. Das würde ihn dann zudem zu Paragraf drei verpflichten.«
Paragraf drei des Geheimdienstgesetzes von 1916 ist
unsere Hauptwaffe im endlosen Kampf gegen undichte Stellen. Er wurde im Ersten
Weltkrieg, einer Zeit tief sitzender und extremer Paranoia, wegen der großen
Angst vor Spionen erlassen und ist sogar noch bizarrer als allgemein vermutet
wird. Die Öffentlichkeit kennt nur die ersten zwei Absätze des Gesetzes und
zwar deshalb, weil Paragraf drei durch die vorhergehenden als Geheim klassifiziert
werden konnte. Allein das Wissen um Paragraf drei ist eine Straftat, wenn man
ihn vorher nicht offiziell gesehen und unterzeichnet hat. Paragraf drei
beinhaltet einige reizvolle Möglichkeiten für Spione wie uns, er ist sozusagen
ein bürokratisches Spielfeld für Verdunkelungsstrategien. Alles nur Denkbare
kann sich hinter Paragraf drei verbergen und so tun, als wäre es nie geschehen.
In Amerika bezeichnet man so etwas als eine »schwarze Operation«.
»Wenn er Paragraf drei unterschreiben soll, brauchen
wir aber einen Job und ein Budget für ihn«, gibt Harriet vorwurfsvoll zu
bedenken.
»Ich bin mir sicher, dass er nützlich sein könnte,«
wirft Andy lässig ein. »Boris, könntest du dich in deiner Abteilung umhören, ob
sie zufällig einen Mathematiker oder einen Kryptografen oder so etwas brauchen?
Ich werde mir auch eine Notiz machen und dem Direktorium vorlegen. Harriet,
wenn du es ins Protokoll einfügen könntest? Und du, Bob, bleib nach dem Meeting
kurz da, ich will mich mit dir doch noch mal über Zeitmanagement unterhalten.«
Oh Scheiße, denke
ich.
»Sonst noch etwas? Nein? Gut, Leute, dann ist die
Besprechung beendet.«
Sobald wir uns allein im Sitzungszimmer befinden,
schüttelt Andy den Kopf. »Das war nicht sehr klug von dir, Harriet so zu
reizen, Bob.«
»Ich weiß.« Ich zucke mit den Schultern. »Irgendwie
verspüre ich einfach jedes Mal, wenn ich sie sehe, das dringende Bedürfnis, ihr
eins auszuwischen.«
»Vielleicht. Aber sie ist rein technisch gesehen deine
direkte Vorgesetzte. Und ich bin das nicht. Das bedeutet, dass du anrufen
musst, falls du zu einem Kick-Off-Meeting zu spät dran bist. Sonst wird sie
gewaltigen Stunk machen. Und da sie sogar das Recht dazu hat, werden dir weder
Matrix-Management noch irgendwelche Konfliktbewältigungskurse helfen. Sie wird
deine jährliche Mitarbeiterbeurteilung so aussehen lassen, als ob es sich um
die Kulturrevolution handelt und als ob du dich als wiedergeborener Himmler
entpuppt hättest. Ist dir das klar?«
Ich lasse mich wieder auf einen Stuhl sinken. »Ja, im
bürokratischen Sinne sehr klar.«
Er nickt. »Ich verstehe dich ja, Bob. Wirklich. Aber
Harriet steht extrem unter Druck. Sie hat unglaublich viele Projekte, die sie
alle unter einen Hut bringen muss, und das Letzte, was sie da gebrauchen kann,
ist, zwei Stunden auf dich zu warten, nur weil du es in der Nacht zuvor nicht
für nötig gehalten hast, eine Nachricht auf ihrer Voicemail zu hinterlassen.«
Wenn man die Sache von dieser Seite aus betrachtet,
hat er natürlich recht und ich fühle mich auf der Stelle ziemlich schlecht – selbst
wenn ich weiß, dass ich hier gerade manipuliert werde. »Okay, ich werde mich in
Zukunft mehr anstrengen.«
Sein Miene hellt sich sofort auf. »Genau das wollte
ich hören.«
»Gut. Jetzt muss ich mich aber dranmachen, ein
kränkelndes Beowulf-Cluster zu beleben, ehe die freitägliche Ladung PGP wieder
mal alle Cluster zum Einstürzen bringt. Und danach gibt es noch einen
Tarot-Permutator abzugleichen und eine Sicherheitsprüfung bei einem dieser
dämlichen Sammelkartenspiele zu machen – du weißt schon, für den Fall, dass ein
paar bekiffte Künstler aus Texas aus Versehen ein perfektes Portal geschaffen
haben. Gibt es
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