Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
nachdenklich das Kinn. Nicht hier. Ein Wächter könnte es vielleicht erkennen, aber ob Milo in jüngster Zeit in der Nähe eines Dämonenfürsten
war, lässt sich wohl kaum feststellen.
„Eure
Hoheiten, ich flehe Sie an, bitte gestatten Sie meiner Frau zu gehen. Sie hat
von der Entführung und den daraus resultierenden Demütigungen ein Trauma
davongetragen, und ich fürchte um ihr Wohlergehen, wenn sie noch länger hier
stehen und sich die falschen Anschuldigungen dieser Person anhören muss.“ Milo
legte schützend den Arm um seine Frau und mimte den treu sorgenden Ehemann.
„Ich muss
doch sehr bitten ... Falsche Anschuldigungen! Als wäre ich hier diejenige, die dem
Gerichtshof einen Bären aufbinden will!“ Ich bemühte mich nicht einmal, meine
Empörung zu verbergen.
„Jeder hier
kennt den wahren Grund, warum sie die Tugendkraft Hope gerufen und getötet hat“,
sagte Milo mit erhobener Stimme und zeigte auf Theo, der meine Hand fest
umklammert hielt. Ob er das aus Wut tat oder weil er mich warnen wollte, wusste
ich allerdings nicht. „Sie ist diejenige, die ein Motiv hat - nicht ich!“
„Also bitte!“,
protestierte ich.
Milo fuhr
fort, bevor ich noch etwas sagen konnte: „Es ist eine Tatsache, dass Theo North
schon seit Jahrhunderten nach jemandem sucht, der sich am Hof für seine
Exkulpation einsetzt - glücklicherweise ohne Erfolg. Bevor sie sich bereit
erklärt hat, ihm zu helfen, war seine Sache verloren.“
„Ich habe
mich zu gar nichts bereit ...“
„Bestreitest
du, dass du dich für seine Begnadigung einsetzen willst?“, rief Milo, und im
Saal wurde es so still, als hielten alle die Luft an. Nur das Echo seiner Worte
war zu hören.
Theos Augen
leuchteten in einem hellen Schiefergrau. Seine Muskeln waren angespannt, als
wollte er jeden Augenblick auf Milo losgehen. Ich räusperte mich nervös und sah
die Maren an. „Ich bestreite nicht, dass ich beabsichtige, mit dem Gerichtshof
über Theos Situation zu sprechen, aber das hatte ich ganz gewiss nicht geplant,
als ich nach England kam, und ich habe mich auch nie bereit erklärt, die
Position einer Tugendkraft zu übernehmen. Ich wusste doch gar nicht, warum Hope
plötzlich vor mir aufgetaucht war. Ich habe sie zuerst für eine Halluzination
gehalten!“
Wie weit
entfernt mir jener Tag vor einer Woche vorkam!
„Du lügst!“,
sagte Milo barsch. „Du wusstest ganz genau, was du tatest, als du die Formel
gesprochen hast. Warum hattest du sie wohl sonst bei dir, als du den heiligen
Boden betreten hast?“
„Ich habe
dir ja gesagt, was es mit dem Feenring auf sich hat“, raunte Sarah mir zu und
stieß mich von hinten an.
Ich wollte
gerade Milos absurde Vorwürfe widerlegen, als mir etwas in den Sinn kam.
„Woher weißt
du eigentlich, dass ich Hope mithälfe einer Formel gerufen habe?“, fragte ich
und hoffte, dass sich das Blatt nun endlich zu unseren Gunsten wenden würde. „Die
Einzigen, denen ich davon erzählt habe, sind meine Freundin Sarah und Theo, und
ich bin sicher, dass keiner von beiden mit jemandem der hier Anwesenden darüber
gesprochen hat.“
Die beiden
schüttelten die Köpfe.
„Ich habe es
von Terrin dem Gelehrten erfahren“, sagte Milo, verschränkte die Arme vor der
Brust und nickte in Terrins Richtung. „Wir hatten ein Gespräch über deine
Prüfungen, und er hat mir die ziemlich weit hergeholte Geschichte erzählt, die
du ihm aufgetischt hast.“
„Ich glaube,
dabei kam gar nicht zur Sprache, wie genau sie die Tugendkraft gerufen hat“,
sagte Terrin nachdenklich. „Portia hat nur gesagt, dass sie versehentlich eine
Tugendkraft gerufen hat und die Gabe bekam, ohne überhaupt zu verstehen, um was
es ging.“
„Woher weißt
du denn, mit welcher Methode sie Hope gerufen hat, wenn du die Details weder
von Portia noch von Terrin erfahren hast?“, fragte Theo.
Wir haben
ihn.
Vielleicht.
„Ich ... Das
gehört doch zum Allgemeinwissen“, stammelte Milo. „Tugendkräfte können nur
mithilfe solcher Formeln gerufen werden, also war davon auszugehen, dass Portia
Harding es genauso gemacht hat.“
„Das ist
nicht wahr!“ Sarah erschreckte mich, indem sie einen Satz nach vorn machte.
Offenbar
wollte sie sich mit Milo anlegen.
„Sarah ...“
„Wer ist
diese Sterbliche?“, fragte Disin und musterte Sarah von Kopf bis Fuß.
„Ich heiße
Sarah Wilson“, entgegnete meine kühne Begleiterin und machte einen unglaublich
anmutigen Knicks. „Ich bin Portias beste Freundin. Und zufällig bin ich
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